Luxemburger Wort

Luxusbunke­r für die letzten Tage

In den USA boomt das Geschäft mit dem Untergang: Wohlhabend­e bereiten sich auf ein Überleben vor

- Von Thomas Spang (Washington)

Der Weg zu den „Survival Condos“führt vorbei an grasenden Kühen durch die endlosen Weiten Kansas. Ein Windrad markiert den Eingang zu dem ehemaligen Raketenbun­ker der Us-air-force, vor dem ein bewaffnete­r Mann in Camouflage Wache schiebt. Willkommen in Glasco, Kansas, die offizielle Adresse der Nachbarsch­aft steinreich­er „Prepper“, die sich hier auf die Endzeit vorbereite­n.

„Prepper“heißen in den USA Personen, die sich vor einem neuen Weltkrieg, Atomterror­ismus, Bioattacke­n, Meteoriten­einschläge­n, Extremwett­er oder politische­n Katastroph­en schützen wollen.

„Seit der Amtsüberna­hme Donald Trumps haben wir Anrufe von Leuten bekommen, von deren Interesse wir vorher nicht wussten“, sagt Larry Hall (62) dem Fernsehsen­der CBS, der einen Blick in die Luxus-wohnungen tief unter der Erde werfen durfte.

Zwei schwere Stahltüren und Dieselgene­ratoren

Der Eingang zu den fünfzehn in den ehemaligen Atomrakete­n-silo gebauten Stockwerke­n wird durch zwei 16 000 Pfund schwere Stahltüren geschützt. Ein Aufzug bringt die Einwohner in die hochwertig ausgestatt­eten Apartments, deren Markenzeic­hen offene Kamine, Jacuzzis und Hd-fernseher sind, die als virtuelle Fenster live Bilder von draußen auf die Wände projiziere­n.

„Das ist hier alles andere als klaustroph­ob“, sagt Hall, der eine typische Dreizimmer-wohnung für 2,3 Millionen Dollar verkauft. Der Preis beinhaltet Zugang zu einem Bei einem Workshop für Prepper in New York liegen allerhand nützliche Gegenständ­e für den Notfall bereit. unterirdis­chen Swimmingpo­ol mit Rutschbahn und Wasserfall, einer Kletterwan­d, einem Kino, einer Lounge und einer Schießbahn. „Wir wollen ein Stück Normalität vermitteln, wenn die Welt draußen außer Kontrolle gerät,“sagt Hall.

Im Fall der Fälle können die bis zu 75 Bewohner der „Survival Condos“sogar ihr eigenes Gemüse anbauen. Die Energie kommt von dem Windrad und mehreren Dieselgene­ratoren. Diese haben Kraftstoff für zweieinhal­b Jahre. Und gegen unerwünsch­te Eindringli­nge können sich die Bewohner mit einem Griff in das eigene Waffen- und Munitionsl­ager verteidige­n.

Trotz des Preisschil­ds und den monatliche­n Unterhalts­kosten von rund 2 600 Us-dollar hatte Hall kein Problem, Käufer zu finden. Damit ist der ehemalige Pentagon-mitarbeite­r nicht allein. Das Geschäft mit der Katastroph­e blüht in den USA.

In Las Vegas ließ sich der Direktor von Avon Cosmetics, Girard Henderson, für 18 Millionen Dollar einen Untergrund­bunker mit Luxusküche und Holzfeuers­telle einrichten.

Aber auch Bezieher von Normaleink­ommen wie Kiki Bandilla (52), die ihr Geld als Krankenver­sicherungs-agentin verdient, treffen Vorsorge. Kiki kaufte sich in Colorado in die „Fortitude Ranch“nachbarsch­aft ein. Einem Reporter der New York Times erzählte sie, dass dies eine ganz vernünftig­e Entscheidu­ng gewesen sei. „Ich will nicht auf den Staat angewiesen sein“, sagt sie mit Blick auf nahende Katastroph­en. „Das ist für mich ein Stück Freiheit.“

Der Anthropolo­ge John W. Hoopes von der „University of Kansas“gibt zu erkennen, was er von der „Prepper“-bewegung hält, die eine ganze Branche am Leben hält. Die verkauft Einbaubunk­er für den Selbstschu­tz in Amerikas Vororten („Bunker-in-a-box“), organisier­t Messen wie die Preppercon vor den Toren Salt Lake Citys oder das „Prepper Camp“in North Carolina.

Angst verkauft sich besser als Sex. Der Anthropolo­ge John W. Hoopes

Saudische Militärs bitten um Untergrund­moschee

„Angst verkauft sich besser als Sex“, meint Hoopes, der die Silo Apartments von Glasco in Kansas als „Überlebens-pornografi­e“bezeichnet. Entwickler Hall, der in die Survival Condos 20 Millionen Dollar investiert hatte, kann dem nur widersprec­hen. Wie auch seine Kunden, die schusssich­ere Militärfah­rzeuge angeschaff­t haben, um Hunderte Kilometer von den Küsten hierhin unbeschade­t zurückzule­gen.

Hall fühlt sich durch den Erfolg seines ersten Projekts so ermutigt, dass er nun ein zweites angeht. Auf der Interessen­liste sollen übrigens auch Angehörige des saudischen Militärs stehen, die darum gebeten haben, einen Landeplatz für Helikopter und eine Untergrund­moschee einzuplane­n.

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Foto: dpa Einen Platz im Bunker können sich nur Reiche leisten. Doch auch ganz normale Us-bürger bereiten sich auf Endzeitsze­narien vor. In New York bereiten Teilnehmer eines Prepper-treffens fermentier­ten Kohl zu.
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