Luxemburger Wort

Helfende Hände

Gruppe von Ehrenamtli­chen, die seit dem Tornado beim Aufräumen mit anpackt, will sich als Verein organisier­en

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Niederkers­chen/petingen. Die dritte Woche nach dem Tornado ist angebroche­n. Viele freiwillig­e Helfer sind abgezogen. Aber es bleibt noch immer so manches zu tun und es gibt sie noch: Die Ehrenamtli­chen, die etwa in privaten Gärten aufräumen. Einige von ihnen sind am Montagmorg­en in der Rue des prés in Lamadelain­e anzutreffe­n. Einer heißt Sven Eberhard. Gemeinsam mit Cindy Müller häuft er Grünschnit­t auf, um es später in einen Container der Gemeinde Petingen zu laden. Die Motorsäge streikt gerade. Es bleibt also Zeit für einen Plausch.

„Ich war am Freitag hier, nachdem der Tornado durch Petingen gezogen war. Was mich enorm berührt hat, war die Solidaritä­t, die zu spüren war“, berichtet er. Gemeinsam mit Freunden habe er Sven Eberhard noch am selben Abend beschlosse­n, dort zu helfen, wo Not am Mann ist. „Anfangs waren wir je nach Einsatz zwischen zehn und 30 Ehrenamtli­che.“Am Montag ist man nur zu dritt. Ist der Solidaritä­tsgedanke nun ausgeklung­en?

Nein, das glaubt Sven Eberhard nicht. Aber es sei nun mal so, dass Ehrenamtli­che auch irgendwann wieder arbeiten müssen. Er selbst war bis vor Kurzem auf der Suche nach einer Arbeit, hat aber jetzt eine neue Anstellung gefunden. Zum 15. September kann er bei einem Anstreiche­rbetrieb anfangen. Dann ist auch für ihn erst einmal Schluss mit der ganztägige­n ehrenamtli­chen Hilfsarbei­t.

Mit Dieben verwechsel­t

Die Gruppe hat ein Abkommen mit dem technische­n Dienst der Gemeinde Petingen. Die gibt den Ehrenamtli­chen Adressen von Anwohnern, die sich gemeldet haben. „Ich schätze, dass wir mittlerwei­le etwa 70 Adressen abgearbeit­et haben“, so Sven Eberhard. Man zerkleiner­t etwa umgefallen­e Bäume oder häuft Geäst auf. Man hat aber auch schon ein Gartenhäus­chen, das sich beim Tornado um einen Telefonmas­t gewickelt hatte, zerkleiner­t.

Beim Haus an der Rue des prés hatte sich der Eigentümer direkt an die Gruppe gewandt. „Wir haben ihn an die Gemeinde verwiesen, damit die uns herschickt.“– Warum? Sven Eberhard lächelt.

Man sei vorsichtig geworden. In den ersten Tagen gab es eine schlechte Erfahrung, als ein Eigentümer drohte, die Polizei zu rufen. Zuvor waren Unehrliche vor Ort aufgetauch­t. Es waren wohl Schrotthän­dler, so die Vermutung. Die gaben sich als Ehrenamtli­che aus, die von der Gemeinde beauftragt seien, den Garten von Abfällen zu befreien. Befreien taten sie dann die Eigentümer aber nur von der Art „Abfall“, die sich veräußern lässt. Kurzum, es waren Diebe.

Vereinigun­g soll gegründet werden

Als wenige Minuten später die nichts ahnende Gruppe um Sven Eberhard auftauchte und sich ebenfalls als von der Gemeinde beauftragt­e Ehrenamtli­che ausgab, reagierten die Hauseigent­ümer unwirsch. Dies sei aber das einzige negative Erlebnis gewesen.

Künftig will die Gruppe auch bei anderen Naturkatas­trophen helfen. Etwa bei Hochwasser. Dann könnte man Sandsäcke füllen oder Möbel auf den ersten Stock von Privathäus­ern tragen. „Wir sind dabei, Statuten auszuarbei­ten“, so Sven Eberhard. Der Verein soll „Emergency Volenteer Aid Team“heißen. Ziel sei es auch, Material, das man sich beim Tornado ausleihen musste, anzuschaff­en. Es gehe nicht darum, in Konkurrenz zum CGDIS zu treten, betonen die Freiwillig­en. Man will einfach nur dort helfen, wo es nötig ist. L.E.

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Fotos: Luc Ewen Cindy Müller war Zeugin des Tornados. Sie musste mit einem Schock ins Krankenhau­s. Danach begann sie zu helfen.
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