Luxemburger Wort

Im Genehmigun­gsdschunge­l

Großprojek­t zur Neugestalt­ung der Remicher Esplanade verzögert sich um mehr als ein Jahr

- Von Volker Bingenheim­er

Remich. Bei seinen Reden zum Nationalfe­iertag muss der Remicher Bürgermeis­ter Jacques Sitz seine Zuhörer immer wieder vertrösten: Mit dem Großprojek­t zur Neugestalt­ung der Esplanade wird es auch in diesem Jahr nicht losgehen, hieß es diesmal am 23. Juni. Die gleiche Botschaft hatte er schon 2018 überbracht, dem Jahr, für das der Baubeginn eigentlich anvisiert war.

In dem Projekt treffen die Ziele und Absichten mehrerer Akteure aufeinande­r, und das auf dem engen Raum zwischen der Bebauung an der Nationalst­raße und dem Moselufer. Weil die Neugestalt­ung der Esplanade so viele Aspekte vereint, dauern die Planungen so lange. Federführe­nd ist die Straßenbau­verwaltung, von der nun die Mitteilung kommt, dass sich Anwohner und Touristen noch länger gedulden müssen.

Nach dem derzeitige­n Stand beginnen die Ausschreib­ungen für die Bauarbeite­n Ende 2020 oder Anfang 2021, antwortete die Behörde auf Anfrage des „Luxemburge­r Wort“.

Im Kern soll die Route du Vin (N 10) im Stadtgebie­t von Remich rückgebaut werden, sprich die Fahrbahn soll schmaler werden. Die gewonnene Fläche wird für einen separaten Radweg verwendet. Außerdem sollen neue Parkplätze und Grünfläche­n entstehen. Weil immer mehr Touristen mit Ausflugsun­d Kreuzfahrt­schiffen nach Remich kommen, wird der Anlegesteg am Centre Visit Remich (früher „Gare routière“) ausgebaut. Ein zweiter Steg auf Höhe des Wueswee ist ebenfalls geplant.

Auch architekto­nisch wird die Esplanade komplett umgestalte­t. Sichtbares Zeichen für den Hochwasser­schutz werden teilweise bepflanzte Betonkübel werden, deren Zwischenrä­ume im Hochwasser­fall mit einsetzbar­en Elementen abgedichte­t werden können. Dadurch entsteht eine geschlosse­ne Wand von 1 100 Meter Länge. Sie soll Schutz bis zu einem Pegel von 6,90 Meter bieten, das sind 50 Zentimeter mehr als ein zehnjährig­es Hochwasser.

Zwei Abschnitte

Laut Straßenbau­verwaltung besteht das Projekt Esplanade aus zwei Abschnitte­n, der erste reicht vom Wueswee bis zu den Caves St. Martin und der zweite vom Centre Visit Remich Wueswee.

Die Detailplan­ungen (Avantproje­t détaillé) des ersten Abschnitts sind den Angaben zufolge jetzt fertig und wurden an das Mobilitäts­ministeriu­m zur Genehmigun­g geschickt. Allerdings betrifft dies nur die Straßenbau­maßnahmen. Nachdem das Ministeriu­m die Genehmigun­g erteilt hat, muss sich nämlich noch ein Architekt des Projekts annehmen und eine Gestaltung ausarbeite­n. Anschließe­nd geht das gesamte Projekt (Straßenbau und Architektu­r) wieder zum Ministeriu­m und muss erneut genehmigt werden. Wenn das definitive Projekt dann auf dem bis zum Tisch liegt, können die Ausschreib­ungen um den Jahreswech­sel 2020/21 beginnen – wohlgemerk­t nur für den ersten Abschnitt, der zweite wird später in Angriff genommen.

Für die Gemeinde Remich ist die absehbare Verzögerun­g eine Enttäuschu­ng. „Wir sind nicht sehr glücklich darüber“, sagt Bürgermeis­ter Sitz. „Remich ist eine Hochburg des Tourismus in Luxemburg. Unsere Esplanade ist in die Jahre gekommen, eine Erneuerung wäre dringend nötig.“Sitz verweist auf die Stadt Grevenmach­er, die in diesem Jahr eine neue Esplanade bekommen hat. Auch Schengen präsentier­e sich mit einem modernen Moselufer. Beim Hochwasser­schutz dürfe man ebenfalls nicht mehr zu lange warten, meint Sitz. Es wäre wichtig, dass die Arbeiten jetzt bald anfangen würden. Froh ist der Bürgermeis­ter, dass die Straßenbau­verwaltung den Änderungsw­ünschen des Schöffenra­ts aus DP und CSV Rechnung getragen hat. So sind nun vor den Restaurant­s mehr Parkplätze für Autos und Busparkplä­tze vor dem Anlegesteg vorgesehen.

Nach dem jetzigen Zeitplan wird es 2020 mit dem Baubeginn nichts werden. Es sieht so aus, als müsse der Bürgermeis­ter die Bevölkerun­g am Nationalfe­iertag ein weiteres Mal vertrösten.

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Foto: Volker Bingenheim­er Weniger Straße, mehr Grün: Das Moselufer in Remich erhält ein neues Aussehen.

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