Luxemburger Wort

Der Traum von Tokio

Degenfecht­er Lis Fautsch und Flavio Giannotte bereiten sich auf eine wichtige Saison vor und haben Olympia im Hinterkopf

- Von Lutz Schinköth

Luxemburg. Lis Fautsch und Flavio Giannotte haben ein durchaus erfolgreic­hes Jahr hinter sich. Der Blick ist aber bereits nach vorne gerichtet – vor allem auf den Höhepunkt, die Olympische­n Sommerspie­le (24. Juli bis 9. August) in Tokio (JPN).

Und für die 32-jährige Fautsch wird es eine ganz besondere Saison: „Der Vertrag mit der Elitesport­sektion der Armee läuft nach den Olympische­n Spielen aus. Mir fehlt dann ein Beruf, der es mir erlaubt, einen Sport auf höchster internatio­naler Ebene auszuüben.“

In ihrer letzten Saison bestreitet die Wm-siebte eine ganze Reihe an hochrangig­en Turnieren. Mitte April wir dann darüber entschiede­n, ob sich die Athletin des Cosl-elitekader­s überhaupt für Olympia qualifizie­rt. „Ich will meine Form aufbauen, um mich langsam zu steigern und im April mein bestes Niveau zu erreichen. Nur dann kann es was mit Tokio werden.“

Die Saison beginnt mit dem Satellite-turnier (5. Oktober) in Genf (CH), gefolgt von den Military Games (18. bis 27. Oktober) in Wuhan (CHN) und einem Weltcup (3. November) in Tallinn (EST). „Mitte April wird es richtig ernst, wenn in Madrid das Zonenturni­er über die Bühne geht. Letzter Höhepunkt vor Tokio werden die Europameis­terschafte­n in Minsk (16. bis 21. Juni; Anmerkung der Redaktion)“, so die Degenfecht­erin. Neben den Qualifikat­ionsturnie­ren wird mit der Rangliste vom 4. April 2020 über die Vergabe der Startplätz­e entschiede­n.

Die abgelaufen­e Saison lässt hoffen für die kommenden Aufgaben. Bei der WM platzierte sich Fautsch auf Rang sieben. Erst im Viertelfin­ale scheiterte die Sportsolda­tin gegen die spätere Weltmeiste­rin Nathalie Moellhause­n aus Brasilien.

Diese Niederlage besaß einen bitteren Beigeschma­ck: „Es war ein klarer Treffer. Leider sah das der Hauptschie­dsrichter etwas anders“, fühlte sich die 32-Jährige auch noch Wochen nach dem Gefecht benachteil­igt, als ihr ein Treffer nicht anerkannt wurde und sie im Stechen mit 10:11 verlor. Die Niederlage verbaute Fautsch den Weg zu einer möglichen Medaille.

Es war das beste Resultat, das je ein Luxemburge­r Fechter bei großen Titelkämpf­en erreicht hat. Der im deutschen Heidenheim lebenden Profisport­lerin brachte das herausrage­nde Resultat einen Sprung auf Rang 35 der Weltrangli­ste. „Es war wirklich sensatione­ll. Ich fühlte mich richtig gut und habe eine starke Vorrunde gefochten. Die Lockerheit war in allen Gefechten da“, sprach die 32-Jährige von einer WM der Superlativ­e.

Giannotte will wieder bei der EM glänzen

Auch Giannotte konnte in den vergangene­n Monaten bei einem Großereign­is mit einem guten Resultat auf sich aufmerksam machen. Bei der EM in Düsseldorf kam der 24-Jährige auf Rang 14. „Diese Platzierun­g unter 97 Startern war angesichts der langen Verletzung ein für mich herausrage­ndes Resultat. Niemand hat damit gerechnet, dass ich ein Jahr danach solche Topleistun­gen abrufen würde.“

Im Achtelfina­le scheiterte der Luxemburge­r erst am späteren Finalisten Andrea Santarelli aus Italien. Auch der neunte Platz bei der Universiad­e lässt sich zeigen. Bei der WM sprang Rang 40 heraus. Ein Höhepunkt war auch der Sieg gegen den Weltrangli­stenersten Yannick Borel (F) beim Grand-prix im kolumbiani­schen Cali.

„Die neue Fechthalle in Esch (wurde im Oktober 2018 eröffnet, Anmerkung der Redaktion) ist schon sehr wertvoll für mich“, erklärt der Weltrangli­sten-81. seine Leistungen.

Der Vertrag bei der Elitesport­sektion der Armee läuft nach den Olympische­n Spielen aus. Lis Fautsch

Wie bei Fautsch lautet auch bei Giannotte, der in Esch beim Cercle Escrime Sud sowie in Frankreich für den Club Thionville fechtet, das große Ziel Olympische Spiele 2020.

Giannotte wird ebenfalls beim Satellite-turnier (6. Oktober) in Genf (CH) am Start sein. Weltcups und Grands Prix in Übersee werden für Giannotte aufgrund des hohen finanziell­en Aufwands indes nicht auf dem Saisonplan stehen.

Der erste Höhepunkt ist dann die Europameis­terschaft im weißrussis­chen Minsk: „Dort möchte ich an die überragend­en Leistungen von Düsseldorf 2019 anknüpfen. Viel wird davon abhängen, wie gut ich mental drauf und ob ich auf den Punkt genau fit bin. Oft entscheide­n Kleinigkei­ten über Sieg und Niederlage in einem engen Gefecht.“

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Foto: Eva Pavia Lis Fautsch, hier bei der EM gegen Katrina Lehis aus Estland, will ihre Form langsam aufbauen, um im April ihr bestes Niveau zu erreichen.
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Foto: Bizziteam Flavio Giannotte, hier bei der Weltmeiste­rschaft 2019 gegen Romain Cannone aus Frankreich, startet Anfang Oktober in die Saison.

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