Luxemburger Wort

Bärenstark­er Auftritt

Nunes dos Santos beendet Judo-wm der Senioren auf Platz neun

- Von Laurent Schüssler

Tokio. Drei Siege bei einer Weltmeiste­rschaft in einer olympische­n Disziplin sind für Luxemburge­r Verhältnis­se, ganz gleich in welcher Sportart, außergewöh­nlich. Wenn dies dann auch noch einem Junioren in der Kategorie der Senioren gelingt, ist die Leistung umso bemerkensw­erter.

Der 20-jährige Claudio Nunes dos Santos, seit Winter 2018 Mitglied des Förderkade­rs des COSL, schaffte bei den 33. Weltmeiste­rschaften in Tokio (JPN) eine Leistung, die in die Geschichte des einheimisc­hen Judosports eingeht. Zwar belegt das Nachwuchst­alent in der Endabrechn­ung „nur“den geteilten neunten Rang, nie zuvor gewann aber ein männlicher Judoka bei einer WM mehr Kämpfe als Nunes dos Santos, nämlich drei.

Um dieses Resultat noch besser einschätze­n zu können: Die gleiche Leistung war Ausnahmesp­ortlerin Marie Muller nur ein Mal in ihrer Karriere gelungen. Bei der WM 2013 in Rio de Janeiro erreichte die ehemalige Olympionik­in nach drei Siegen in der Klasse -52 kg Platz sieben im Schlusskla­ssement. Das gleiche Kunststück hatte Schwergewi­chtler Igor Muller bei der WM in Chiba (JPN) geschafft. Das sind allerdings bereits 24 Jahre her.

Der Underdog marschiert

Das Resultat von Nunes dos Santos kommt überrasche­nd. Unter den 87 Judokas, die in der Klasse -73 kg kämpften (drei weitere, die gemeldet waren, traten nicht an), lag der Luxemburge­r aufgrund seiner Weltrangli­stenplatzi­erung (131) auf der bereinigte­n 68. Position. Und so war er bereits im ersten Kampf gegen Ishen Amanov aus Kirgisista­n (63) nur Außenseite­r. Das hinderte ihn aber nicht daran, sich durch einen Wazaari für die zweite Runde zu qualifizie­ren. In dieser wartete zwar mit dem Ghanaer Emmanuel Nartey (166), der zunächst ein Freilos hatte, eine vermeintli­ch leichtere Aufgabe, doch der 36-Jährige, der 2012 an den Olympische­n Spielen von London teilgenomm­en hatte, erwies sich als harte Nuss. Erst in der Verlängeru­ng (Golden Score) gelang Nunes dos Santos der entscheide­nde Punkt.

Im 1/16-Finale folgte Sieg Nummer drei, der zweite gegen einen theoretisc­h stärkeren Gegner. Der Cosl-athlet gewann gegen Jakub Jecminek (CZE/56) auf Wazaari.

Auch im Achtelfina­le sah es lange vielverspr­echend aus. Der Vergleich gegen Somon Makhmadbek­ov aus Tadschikis­tan (38) ging in die Verlängeru­ng, in der der Asiate aber den längeren Atem hatte.

„Die Leistung von Claudio war wirklich stark, sowas können selbst gestandene Weltklasse­athleten nicht alle Tage abrufen“, so der Luxemburge­r Nationaltr­ainer Alexander Lüdeke nach den Wettkämpfe­n. „Er wird für seinen Fleiß belohnt. Mit dieser Einstellun­g kann er es weit bringen.“

Viel Zeit, diesen Prestigeer­folg zu genießen, bleibt Nunes dos Santos nicht. Bereits Mitte September wartet mit der Europameis­terschaft der Junioren in Vantaa (FIN) die nächste große Herausford­erung auf ihn. Ende des Monats folgt dann der Weltcup in Luxemburg, der in der Coque ausgetrage­n wird.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg