Luxemburger Wort

Dem Wahrzeiche­n auf der Spur

Spektakulä­re Aussichten – eine Wanderung in den Walliser Alpen am Fuß des Matterhorn­s

- Von Frank Weyrich

Zermatt. Länder werden gerne mit einem Wahrzeiche­n identifizi­ert. Wenn der Eiffelturm für Frankreich steht, die Akropolis für Griechenla­nd und die Tower Bridge für Großbritan­nien, so ist unschwer zu erraten, was für die Schweiz steht. Das Matterhorn ist das Symbol für Berge schlechthi­n. Eine bekannte Schweizer Schokolade hat sogar ihre Dreiecksfo­rm dem berühmten Berg nachempfun­den. Von unzähligen Postkarten ist das Motiv weltweit bekannt. Dass es aber gar nicht so einfach ist, dem Berg der Berge nahe zu kommen, davon kann man sich bei einer Wanderung überzeugen.

Der nicht minder bekannte Ort Zermatt gilt als Ausgangspu­nkt jeglicher Ausflüge in Richtung Matterhorn. Um dorthin zu gelangen, muss man auf die Bahn vertrauen: Spätestens in dem Ort Täsch, etwas weiter unten im Tal, muss das Auto stehen bleiben. In Zermatt selbst verkehren nur die kleinen Elektrobus­se, die die Touristen zwischen dem Bahnhof und den Hotels hin und herfahren. Durch die Bahnhofsst­raße geht es an Läden von Luxusmarke­n vorbei, bevor die Ausschilde­rung des Kulturwege­s in Richtung Zmutt den Wanderer nach rechts abbiegen lässt.

Auf in die Bergwelt

Der Aufstieg beginnt denn auch sofort nach dem Verlassen der Dorfstraße, und zwar gleich von Anfang an schweißtre­ibend. Wer die steilen Talwände sieht, kann keinen Zweifel haben, dass der schmale Weg noch eine ganze Weile für kurzen Atem sorgen wird. Der Pfad führt durch alte Speicherdö­rfer hinauf nach Herbrig, wo der älteste Stadel Europas steht.

Der hölzerne Heuschober wurde im Jahre 1261 erbaut und verrichtet nach wie vor seine Dienste. Wie im Wallis üblich, steht er auf vier Holzpfoste­n, auf denen jeweils ein flacher Stein das Gebäude trägt. Mit dieser Konstrukti­on wurde vermieden, dass sich irgendwelc­he Nager in der Heuernte breitmacht­en. Der Kulturweg geht nun geradeaus zur Bergsiedlu­ng Zmutt, während es nach rechts weiter hoch geht in Richtung Schönbiel. Erst auf knapp 2 100 Metern Höhe flacht der Weg ab und die Spannung steigt, nach welcher Kurve der berühmte Berg endlich ins Sichtfeld geraten wird. Das Matterhorn zum Greifen nah Und dann auf einmal ist es soweit: Das Matterhorn steht majestätis­ch vor dem Wanderer. Schlagarti­g sind die Strapazen des Aufstiegs vergessen. Mit seinem Gipfel in 4 478 Metern Höhe und seiner unverwechs­elbaren Silhouette zieht er jeden in seinen Bann, ob Bergliebha­ber oder nicht. Der Cervino, wie er auf der italienisc­hen Seite genannt wird, und sein imposanter Gletscher, der fast wie schwerelos an seiner Nordflanke zu hängen scheint, haben seit jeher die Menschen fasziniert. An seiner linken Flanke erkennt man die Hörnlihütt­e, von wo aus sämtliche Besteigung­en starten. Wie gefährlich es ist, sich auf den Weg nach ganz oben zu machen, muss man immer wieder feststelle­n. Jedes Jahr bezahlen Bergsteige­r den Versuch, den Gipfel zu erreichen, mit ihrem Leben – sogar solche mit Erfahrung. Und das Risiko steigt mit der Erderwärmu­ng, da der schwindend­e Permafrost das Gestein brüchiger werden lässt.

Auf dem höchsten Punkt des Wanderwegs steht man auf 2 121 Metern und sieht unter sich die Siedlung Zmutt mit ihrem Bergrestau­rant. Der Gipfel des Matterhorn­s auf der anderen Talseite sieht zum Greifen nahe aus und doch ist er immer noch mehr als fünf Kilometer entfernt. Im Osten Aussicht genießen in den Gondeln des Matterhorn-express. erkennt man das Kleine Matterhorn, wo Europas höchste Seilbahn auf über 3 800 Metern Höhe ankommt. Daneben erstreckt sich das imposante Monterosa Gebiet, wo sich ein Viertausen­der an den nächsten reiht. Hier gibt es so viele hohe Gipfel, dass der höchste Berg der Schweiz, die Dufourspit­ze, mit seinen 4 634 Metern schon fast nicht auffällt.

An mehreren Stellen kann man nun den Zmuttbach überqueren. Im Schatten des Matterhorn­s führt ein Sträßchen durch lauschige Wälder sanft nach unten in Richtung Furi. Hier steht die wuchtige Mittelstat­ion der Bergbahnen, von wo aus es hinauf nach Furgg und weiter zum Theodulgle­tscher geht.

Kick in der Gornerschl­ucht

Um die Rückkehr ins Tal noch etwas hinaus zu zögern, lohnt sich der kleine Umweg durch die Gornerschl­ucht. Ab Furi folgt man dem Pfad hinunter bis nach Blatten. Hier zweigt der Weg nach rechts ab, kurz danach hat man einen ersten Eindruck dessen, was einen in Kürze erwartet. Unter einer Seilbrücke donnert der Bergbach Gornervisp­en ins Tal hinab. Noch wenige Meter trennen einen vom Eingang zur Schlucht.

Über eine steile Holztreppe geht es an der Felswand entlang nach unten. Das Tosen des Bachs zwischen den schroffen Wänden wird immer lauter und von nun an wandelt man auf dem schmalen Holzsteg in schwindele­rregender Höhe an der Felswand entlang. Ein beeindruck­endes Spektakel – und kein Platz für Höhenangst oder Schwindelg­efühle. Aber nach ein paar hundert Metern erfolgt schon der Ausstieg aus der Schlucht. Für Interessie­rte gilt der Tipp, sich für den Abstecher durch die Gornerschl­ucht etwas Kleingeld bereit zu halten, denn für die Begehung des Stegs wird ein kleiner Obolus fällig, der nur in bar gezahlt werden kann.

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Fotos: Frank Weyrich Oben: Das Matterhorn ist immer in Sichtweite. Links: Auf einem schmalen Holzsteg geht es an den schroffen Steinhänge­n entlang. Rechts: Rot-weiße Markierung­en weisen den Weg.
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