Dem Wahrzeichen auf der Spur
Spektakuläre Aussichten – eine Wanderung in den Walliser Alpen am Fuß des Matterhorns
Zermatt. Länder werden gerne mit einem Wahrzeichen identifiziert. Wenn der Eiffelturm für Frankreich steht, die Akropolis für Griechenland und die Tower Bridge für Großbritannien, so ist unschwer zu erraten, was für die Schweiz steht. Das Matterhorn ist das Symbol für Berge schlechthin. Eine bekannte Schweizer Schokolade hat sogar ihre Dreiecksform dem berühmten Berg nachempfunden. Von unzähligen Postkarten ist das Motiv weltweit bekannt. Dass es aber gar nicht so einfach ist, dem Berg der Berge nahe zu kommen, davon kann man sich bei einer Wanderung überzeugen.
Der nicht minder bekannte Ort Zermatt gilt als Ausgangspunkt jeglicher Ausflüge in Richtung Matterhorn. Um dorthin zu gelangen, muss man auf die Bahn vertrauen: Spätestens in dem Ort Täsch, etwas weiter unten im Tal, muss das Auto stehen bleiben. In Zermatt selbst verkehren nur die kleinen Elektrobusse, die die Touristen zwischen dem Bahnhof und den Hotels hin und herfahren. Durch die Bahnhofsstraße geht es an Läden von Luxusmarken vorbei, bevor die Ausschilderung des Kulturweges in Richtung Zmutt den Wanderer nach rechts abbiegen lässt.
Auf in die Bergwelt
Der Aufstieg beginnt denn auch sofort nach dem Verlassen der Dorfstraße, und zwar gleich von Anfang an schweißtreibend. Wer die steilen Talwände sieht, kann keinen Zweifel haben, dass der schmale Weg noch eine ganze Weile für kurzen Atem sorgen wird. Der Pfad führt durch alte Speicherdörfer hinauf nach Herbrig, wo der älteste Stadel Europas steht.
Der hölzerne Heuschober wurde im Jahre 1261 erbaut und verrichtet nach wie vor seine Dienste. Wie im Wallis üblich, steht er auf vier Holzpfosten, auf denen jeweils ein flacher Stein das Gebäude trägt. Mit dieser Konstruktion wurde vermieden, dass sich irgendwelche Nager in der Heuernte breitmachten. Der Kulturweg geht nun geradeaus zur Bergsiedlung Zmutt, während es nach rechts weiter hoch geht in Richtung Schönbiel. Erst auf knapp 2 100 Metern Höhe flacht der Weg ab und die Spannung steigt, nach welcher Kurve der berühmte Berg endlich ins Sichtfeld geraten wird. Das Matterhorn zum Greifen nah Und dann auf einmal ist es soweit: Das Matterhorn steht majestätisch vor dem Wanderer. Schlagartig sind die Strapazen des Aufstiegs vergessen. Mit seinem Gipfel in 4 478 Metern Höhe und seiner unverwechselbaren Silhouette zieht er jeden in seinen Bann, ob Bergliebhaber oder nicht. Der Cervino, wie er auf der italienischen Seite genannt wird, und sein imposanter Gletscher, der fast wie schwerelos an seiner Nordflanke zu hängen scheint, haben seit jeher die Menschen fasziniert. An seiner linken Flanke erkennt man die Hörnlihütte, von wo aus sämtliche Besteigungen starten. Wie gefährlich es ist, sich auf den Weg nach ganz oben zu machen, muss man immer wieder feststellen. Jedes Jahr bezahlen Bergsteiger den Versuch, den Gipfel zu erreichen, mit ihrem Leben – sogar solche mit Erfahrung. Und das Risiko steigt mit der Erderwärmung, da der schwindende Permafrost das Gestein brüchiger werden lässt.
Auf dem höchsten Punkt des Wanderwegs steht man auf 2 121 Metern und sieht unter sich die Siedlung Zmutt mit ihrem Bergrestaurant. Der Gipfel des Matterhorns auf der anderen Talseite sieht zum Greifen nahe aus und doch ist er immer noch mehr als fünf Kilometer entfernt. Im Osten Aussicht genießen in den Gondeln des Matterhorn-express. erkennt man das Kleine Matterhorn, wo Europas höchste Seilbahn auf über 3 800 Metern Höhe ankommt. Daneben erstreckt sich das imposante Monterosa Gebiet, wo sich ein Viertausender an den nächsten reiht. Hier gibt es so viele hohe Gipfel, dass der höchste Berg der Schweiz, die Dufourspitze, mit seinen 4 634 Metern schon fast nicht auffällt.
An mehreren Stellen kann man nun den Zmuttbach überqueren. Im Schatten des Matterhorns führt ein Sträßchen durch lauschige Wälder sanft nach unten in Richtung Furi. Hier steht die wuchtige Mittelstation der Bergbahnen, von wo aus es hinauf nach Furgg und weiter zum Theodulgletscher geht.
Kick in der Gornerschlucht
Um die Rückkehr ins Tal noch etwas hinaus zu zögern, lohnt sich der kleine Umweg durch die Gornerschlucht. Ab Furi folgt man dem Pfad hinunter bis nach Blatten. Hier zweigt der Weg nach rechts ab, kurz danach hat man einen ersten Eindruck dessen, was einen in Kürze erwartet. Unter einer Seilbrücke donnert der Bergbach Gornervispen ins Tal hinab. Noch wenige Meter trennen einen vom Eingang zur Schlucht.
Über eine steile Holztreppe geht es an der Felswand entlang nach unten. Das Tosen des Bachs zwischen den schroffen Wänden wird immer lauter und von nun an wandelt man auf dem schmalen Holzsteg in schwindelerregender Höhe an der Felswand entlang. Ein beeindruckendes Spektakel – und kein Platz für Höhenangst oder Schwindelgefühle. Aber nach ein paar hundert Metern erfolgt schon der Ausstieg aus der Schlucht. Für Interessierte gilt der Tipp, sich für den Abstecher durch die Gornerschlucht etwas Kleingeld bereit zu halten, denn für die Begehung des Stegs wird ein kleiner Obolus fällig, der nur in bar gezahlt werden kann.