Sortenrein
Sie sind klein, süß und trösten über so manches Wehwehchen hinweg – zumindest, wenn man fest an diese Wirkung glaubt. Dies trifft vor allem auf jene Gummibärchen zu, die besonders gut schmecken. Denn Kenner wissen: Die Süßigkeiten unterscheiden sich nicht nur in der Farbe, sondern auch in der Geschmacksrichtung. Und in den meisten Tüten befinden sich neben jenen Bären, die man besonders gerne mag, nun mal auch viele andere. Ich muss es an dieser Stelle zugeben: Ich persönlich unterziehe die kleinen Bären gleich nach dem Öffnen der Tüte einer Musterung. Dabei werden die roten Bären – meine Lieblingssorte – minutiös herausgefiltert. Nicht,
Die roten Bären werden dann minutiös herausgefiltert.
dass ich diese gleich vernaschen würde. Im Gegenteil, ich bewahre sie mir auf. Schließlich will ich doch das Beste zum Schluss essen. Ein Kollege hat meine einzelnen kleinen Häufchen letztens etwas kritisch begutachtet. Als ich ihm meine Vorgehensweise erklärt hatte, hat er gemeint, die nach Farbe vorsortierten Päckchen, die mittlerweile vereinzelt angeboten werden – sortenrein heißen sie im Onlineshop –, seien wohl wie für mich bestimmt. Tatsächlich habe ich darüber nachgedacht. Und ich muss zugeben: Es klingt schon verlockend, nur noch die „guten“Gummibären in der Verpackung vorzufinden. Aber irgendwie gehen damit doch der Überraschungseffekt und die Vorfreude auf die Lieblingssorte verloren. Am Ende riskieren die roten Bonbons dann, ihre Einzigartigkeit zu verlieren und eben deshalb gar nicht mehr so besonders gut zu schmecken. Denn zu viel des Guten ist bekanntlich nun mal nicht immer gut. Immerhin überlässt der Kollege mir mittlerweile seine roten Bärchen und bekommt von mir andere zurück. Mit diesem Tauschgeschäft schmeckt es noch besser. Danke dafür! Sophie