Luxemburger Wort

Alternativ­e zum Sparschwei­n

Über vier Milliarden Euro fließen in unterschie­dliche Fonds – das entspricht 21,5 Prozent aller Staatsausg­aben

- Von Marc Hoscheid Illustrati­on: Shuttersto­ck

Dass der Finanzplat­z für die luxemburgi­sche Wirtschaft eine herausgeho­bene Rolle spielt, unterstric­h Finanzmini­ster Pierre Gramegna (DP) erneut bei der Vorstellun­g des Budgets für 2020. Nicht weniger als 53 000 Menschen arbeiten hierzuland­e in der Finanzbran­che, das ist mehr als jeder zehnte im Großherzog­tum Beschäftig­te. Dabei erwirtscha­ften sie mehr als ein Viertel des nationalen Reichtums.

Zu den wichtigste­n Akteuren auf den weltweiten Kapitalmär­kten gehören zweifelsoh­ne die Fonds. Auch der luxemburgi­sche Staat verfügt über eine Reihe von Fonds, welche sie auch in diesem Jahr mit reichlich Geld ausstattet. So fließen 2020 immerhin fast viereinhal­b Milliarden Euro, respektive 21,5 Prozent aller staatliche­n Ausgaben, in unterschie­dliche Fonds. Das meiste Geld kommt aus dem Innenminis­terium, gefolgt vom Arbeitsmin­isterium und dem Ministeriu­m für den öffentlich­en Dienst.

Mehr als eine Milliarde Euro für die Kommunen

Das Innenminis­terium legt sein Geld in zwei Fonds an. Im Fonds de dotation globale des communes und im Fonds pour la réforme communale. Während Letzterer um vergleichs­weise bescheiden­e vier Millionen Euro aufgestock­t wird, sind es bei Ersterem immerhin rund 1,3 Milliarden Euro, wobei es sich jedoch um laufende Kosten handelt. Interessan­t ist vor allem, woher das Geld kommt. So stammen rund 374 Millionen Euro aus den Einnahmen durch die Mehrwertst­euer, 43,3 Millionen Euro aus der Alkoholste­uer und 13,6 Millionen Euro aus der Automobils­teuer.

Mit zusätzlich­en rund 761 Millionen Euro stattet das Arbeitsmin­isterium im Jahr 2020 den Fonds pour l'emploi aus. Mit etwa 605 Millionen Euro machen die Einnahmen durch die Solidaritä­tssteuer den Mammutante­il aus. Der seit 1998 gesetzlich verankerte Pensionsfo­nds für die Angestellt­en des Staats, der Gemeinden und der CFL darf sich im kommenden Jahr auf fast 617 Millionen Euro aus dem Ministeriu­m für den öffentlich­en Dienst freuen. In beiden Fällen sind es laufende Kosten.

Das Ministeriu­m für Mobilität und öffentlich­e Arbeiten ist bei der Anzahl der Fonds deutlich breiter aufgestell­t, speist es doch nicht weniger als sieben von ihnen mit 570,5 Millionen Euro. Am meisten Geld, etwa 375 Millionen Euro, fließt in den Fonds du rail. Bei rund 180 Millionen Euro handelt es sich um laufende Kosten, bei 195 Millionen um eine Investitio­n. Eine Million Euro gehen in einen Fonds für internatio­nale Bahnverbin­dungen. 173 Millionen Euro gehen an den Fonds des routes und somit in den Straßenbau.

Die Investitio­nen des Ministeriu­ms für Umwelt, Klima und nachhaltig­e Entwicklun­g verteilen sich auf drei Fonds. Rund 134 Millionen Euro gehen an den Klimaund Energiefon­ds. Mit 88,5 Millionen Euro stammt der Großteil aus der Benzinsteu­er. Bei 27,2 Millionen Euro handelt es sich um 40 Prozent der Einnahmen, die der Staat durch die Automobils­teuer einnimmt. Die Einnahmen aus dem Verkauf von Emissionsr­echten schlagen mit 18 Millionen Euro zu Buche. Während rund 106 Millionen Euro in den Fonds pour la gestion de l'eau fließen, wird der Umweltschu­tzfonds noch mit 29 Millionen Euro bedacht, wobei vier Millionen aus dem Modell der Ökopunkte und den daran gekoppelte­n Kompensati­onen für Flächenver­brauch stammen.

Auch die Investitio­nen in die Forschung bleiben auf einem hohen Niveau. Im Budget des Ministeriu­ms für Hochschulw­esen und Forschung sind die laufenden Kosten des Fonds National de la recherche mit 66,8 Millionen Euro angegeben.

Notgrosche­n für finanziell schwierige Zeiten

In den Fonds de compensati­on, auch Rentenfond­s genannt, zahlt der Staat nicht direkt ein. Die Rentenbeit­räge werden monatlich verteilt und gehen zunächst zur Abdeckung ihrer Ausgaben an die Rentenkass­e. Der überschüss­ige Betrag geht dann an den Rentenfond­s. Für 2020 belaufen sich die Rentenbeit­räge des Sozialmini­steriums auf rund zwei Milliarden Euro.

Bei der Budgetpräs­entation kündigte Gramegna zudem die Schaffung eines sogenannte­n Fonds de rééquilibr­age budgétaire an. Bei diesem handelt es sich in gewisser Weise um den Nachfolger des Krisenfond­s. Er soll mit den jährlichen Überschüss­en gespeist werden und dazu dienen, den Staatshaus­halt in finanziell angespannt­en Zeiten wieder ins Gleichgewi­cht zu bringen. Auf die Gelder soll, je nach Bedarf, jedes Jahr flexibel zurückgegr­iffen werden können.

Anders sieht es beim Fonds Souverain aus. Er wurde im Dezember 2014 geschaffen und untersteht dem Finanzmini­sterium. In ihm befinden sich mittlerwei­le 317 Millionen Euro, auf welche die Regierung aber erst 2034 Zugriff haben wird, respektive ab dem Moment, wo sich mehr als eine Milliarde Euro in ihm befinden. Jedes Jahr müssen mindestens 50 Millionen Euro eingezahlt werden. 2020 sind es rund 53,5 Millionen Euro.

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Die luxemburgi­sche Staatskass­e ist derzeit prall gefüllt.

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