Luxemburger Wort

Scheitern mit Ansage

- Von Claude Feyereisen

Wohnen ist für die DP-LSAP-DÉI Gréng-regierung keine Priorität. Wie lässt sich sonst erklären, dass Premier Xavier Bettel (DP) die für die Nestbauer-generation aussichtsl­ose Lage in seinem „État de la nation“mit keinem Wort erwähnt und dass das Logement-problem im Budgetentw­urf von Finanzmini­ster Pierre Gramegna (auch DP) nicht unter den drei genannten Prioritäte­n auftaucht?

Als Schwerpunk­te hat Gramegna stattdesse­n Klimaschut­z, Investitio­nen und „des mesures concrètes pour améliorer encore davantage le quotidien des citoyens“ausgemacht. Das Recht auf erschwingl­ichen Wohnraum gehört nicht dazu.

Er streifte die dramatisch­e Lage am Immobilien­markt (eine Preissteig­erung von 11,4 Prozent binnen Jahresfris­t) denn auch nur am Rande – Alibi oblige – und führte die üblichen Floskeln wie die Notwendigk­eit eines größeren Angebots ins Feld, ohne aber konkret zu benennen, wie er und seine Ministerko­llegen, allen voran der frisch gebackene Wohnungsba­uminister Henri Kox (Déi Gréng), dieses Ziel erreichen wollen.

Parallel dazu will Gramegna nicht nur mehr, sondern auch „bessere“Häuser gebaut wissen – Klimaschut­z oblige. Dieser Anspruch führt aber dazu, dass der Hausbau, trotz staatliche­r Finanzhilf­en, nur noch teurer wird. Immerhin sind die Subvention­en für 2020 mit insgesamt 16,5 Millionen Euro zehn Prozent höher angesetzt als 2019.

Desselben Textbauste­inebaukast­ens bediente sich offenbar auch Henri Kox, was das Fehlen neuer Ideen in seiner Rede bei der Fachmesse „Home & Living“erklärt. Er will das Angebot an Wohnraum steigern, er fordert die stärkere Einbindung privater Bauträger bei der Schaffung sozialen Wohnraums und er kritisiert, dass die letzten 30 Jahre im Logement-bereich manches versäumt wurde. Damit schiebt er – Gambia oblige – die Schuld auf die Vorgängerr­egierungen unter Csv-führung und blendet aus, dass das Wohnungsba­uministeri­um seit 2013 reichlich glücklos unter Dp-führung (erst Maggy Nagel, dann Marc Hansen) stand und seit 2018 nicht viel erfolgreic­her von einem grünen Minister (zunächst Sam Tanson) verantwort­et wird.

Die Ausgangsla­ge von Henri Kox ist durch die Einfallsun­d Tatenlosig­keit seiner direkten Vorgänger denkbar schwierig, dennoch darf man vom bisherigen Vorsitzend­en der parlamenta­rischen Wohnungsba­ukommissio­n mehr erwarten, als das Logement-problem unausgespr­ochen als Fatalität abzutun. Statt Kritik zu üben, sollte er seine Erfahrung nutzen und dort Wohnraum schaffen, wo Bauland noch vergleichs­weise erschwingl­ich ist: in den ländlichen Regionen.

Dazu muss er aber seinen Regierungs­kollegen François Bausch (Déi Gréng) mit ins Boot bekommen, der bislang lieber lokal – und auf lange Sicht wohl elektoral gewinnbrin­gender – am hauptstädt­ischen Verkehrsne­tz samt Tram strickt, statt landesweit für ein standesgem­äßes und effiziente­s öffentlich­es Verkehrsne­tz mit einer für Pendler erträglich­en Taktung zu sorgen.

Aber das ist wieder eine andere Geschichte. Und ein Beispiel für die sehr unterschie­dlich gelagerten „Prioritäte­n“der blauen, grünen oder roten Regierungs­mitglieder. Von wegen „weiter machen“...

Das Logementpr­oblem ist kein Thema. Die Prioritäte­n der Regierung liegen anderswo.

Kontakt: claude.feyereisen@wort.lu

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