Luxemburger Wort

Kontaktpfl­ege im Reich der Mitte

Militärspi­ele und Zugverbind­ung im Zentrum der Visite von Minister François Bausch in China

- Von Mara Bilo

Luxemburg. Ob die uralte Kultur, die exotische Sprache oder die gigantisch­e Fläche – vielen Menschen auf dieser Seite der Welt erscheint China noch fremd. Besonders die wirtschaft­lichen Leistungen des Landes lassen aber aufhorchen: Das Bruttoinla­ndsprodukt (BIP) steigt seit Jahren um mindestens sechs Prozent; China ist mit knapp 1,4 Milliarden Menschen das bevölkerun­gsreichste Land der Welt. Will heißen: Das Reich der Mitte ist ein wirtschaft­licher Gigant, der in verschiede­nen Bereichen schon längst Europa überholt hat. Das zeigt nicht zuletzt das rasante Entwicklun­gstempo des in China ansässigen Telekommun­ikationsko­nzerns Huawei, der in wenigen Jahren einer der führenden Telekommun­ikationsau­srüster der Welt geworden ist und heute in Sachen 5G technologi­sch die Nase vorn hat.

Kein Wunder also, dass Luxemburg enge Beziehunge­n mit China im Laufe der Jahre geknüpft hat. Und dass die Beziehunge­n sich immer weiter intensivie­ren zeigt sich geradezu beispielha­ft an dem Besuch der Vizepremie­r-, Verteidigu­ngsund Transportm­inister François Bausch dem Reich der Mitte ab Freitag gestatten will. In Begleitung einer Delegation besucht Bausch Wuhan, die Hauptstadt der Provinz Hubei, und Chengdu, die Hauptstadt der Provinz Sichuan. Ziel der Reise ist es, die Kooperatio­n unter anderem im Logistikbe­reich zu stärken (siehe Programm im Kasten).

Kooperatio­n im Finanzwese­n

Luxemburg und China können auf eine langjährig­e Kooperatio­n zurückblic­ken – besonders im Finanzwese­n. Vor 40 Jahren, 1979, öffnete die Bank of China ihre erste Tochterges­ellschaft und wurde damit zur 100., in Luxemburg tätigen Bank. In den vergangene­n Jahren haben sich weitere chinesisch­e Banken in Luxemburg niedergela­ssen; Angaben der nationalen Promotions­agentur für den Finanzplat­z „Luxembourg for finance“zufolge führen sieben von ihnen von hier aus sogar ihr Europagesc­häft. Und umgekehrt pflegen Luxemburgs Banken ihre Kontakte zum Reich der Mitte: Im September hat die Banque Internatio­nale à Luxembourg (BIL) eine Repräsenta­nz in der chinesisch­en Hauptstadt Peking eröffnet und wurde damit die erste luxemburgi­sche Bank mit einer Vertretung in China.

Die Luxemburge­r Fondsbranc­he zeichnet sich ebenfalls durch enge Beziehunge­n mit dem Reich der Mitte aus. Laut „Luxembourg for finance“haben 79,6 Prozent der europäisch­en Fonds, die in Festlandch­ina investiere­n, ihren Sitz in Luxemburg. Und: 30,9 Prozent der globalen Investment­fonds, die in China investiere­n, sind in Luxemburg ansässig.

Dass die geschäftli­chen Beziehunge­n mit China sich weiter intensivie­ren zeigt sich im Übrigen auch am Beispiel der Luxemburge­r Börse, die ihre Kooperatio­n besonders im Bereich der sogenannte­n grünen, und somit umweltscho­nenden, Anleihen mit chinesisch­en Börsen immer weiter verstärkt. 2018 hatte die nationale Börse den „Green Bond Channel“zwischen Luxemburg und Shanghai gestartet – dabei handelt es sich um ein Informatio­nskanal, der internatio­nalen Investoren den Zugang zu Daten über in Shanghai notierte inländisch­e grüne Anleihen gibt. Ziel ist, „eine dauerhafte Verbindung zwischen dem europäisch­en und dem chinesisch­en Markt herzustell­en“, wie Börsenchef Robert Scharfe gegenüber dem „Luxemburge­r Wort“gesagt hatte.

Transport und Tourismus

Doch neben dem Finanzwese­n arbeiten Luxemburg und China auch in den Bereichen Transport und Tourismus eng miteinande­r. So ist die nationale Frachtflug­gesellscha­ft Cargolux schon seit den 1970er Jahren in China vertreten. Die Firma bietet mehr als 45 Flüge pro Woche an und fliegt derzeit sechs chinesisch­e Städte an. Im Bereich des Schienentr­ansportes ist derzeit eine regelmäßig­e Verbindung zwischen dem Intermodal­terminal in Bettemburg-düdelingen und Chengdu im Gespräch – das Projekt soll Teil des Infrastruk­turprojekt­es der „Neuen Seidenstra­ße“sein.

Und: Wenn China auf viel Interesse hierzuland­e stößt, so ist doch Luxemburg ein beliebtes Reiseziel für die Besucher aus dem Fernosten. Angaben der nationalen Promotions­agentur für den Tourismus „Luxembourg for Tourism“zufolge reisen mehr als 30 000 chinesisch­e Gäste pro Jahr in das Großherzog­tum ein. So ist auch die Zahl der Touristen aus China, die eine Nacht im Großherzog­tum gebucht haben, zwischen 2016 und 2017 um neun Prozent gestiegen.

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Foto: Imaginechi­na Vom Güterbahnh­of der chinesisch­en Millionens­tadt Chengdu, die Hauptstadt der Provinz Sichuan, soll sich der Direkt-zug nach Luxemburg am Samstagnac­hmittag auf den Weg machen.
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