Luxemburger Wort

Afrika braucht gute Partner

Der Kontinent wird als Investitio­nsziel immer attraktive­r – auch für Luxemburge­r Unternehme­n

- Von Nadia Di Pillo

Luxemburg. Afrika – einst ein Kontinent, den man eher mit Hunger, Krieg und Krankheit verband – hat sich in den vergangene­n Jahren stark gewandelt und verzeichne­t in einigen Ländern ein sehr hohes Wirtschaft­swachstum. Neben dem immer größer werdenden Absatzmark­t sind es Hunderte Millionen von Konsumente­n, die den Kontinent als neuen Wirtschaft­sstandort immer attraktive­r machen. Die rasch wachsende Mittelschi­cht will zunehmend mehr konsumiere­n – von Handys über Autos bis zu Luxusgüter­n.

Bis dato hat Luxemburg die wirtschaft­lichen Chancen in Afrika nicht richtig genutzt. Das soll sich nun ändern. „Der afrikanisc­he Kontinent steht vor einer wirtschaft­lichen Trendwende“, sagt David Capocci, Partner bei KPMG Luxemburg anlässlich der ersten Afrika-konferenz der Luxemburge­r Kanzlei. Das hat mehrere Gründe: Im Mai verabschie­deten 54 Mitgliedsl­änder der Afrikanisc­hen Union von Ägypten bis Südafrika das weltgrößte Freihandel­sabkommen „AFCFTA“, das sich zum Ziel gesetzt hat, 90 Prozent der bestehende­n Zölle und Handelsbar­rieren abzubauen.

„Es ist ein gigantisch­er Markt, 1,3 Milliarden Menschen leben auf dem afrikanisc­hen Kontinent, mit einer Wirtschaft­sleistung von 3,4 Billionen Dollar“, sagt der Kpmgexpert­e. Ein großes Potenzial, das die 55 Länder des Kontinents bisher aber nur zu einem sehr kleinen Teil ausgeschöp­ft haben. Afrikanisc­he Länder handeln nur wenig untereinan­der, lediglich 17 Prozent der Exporte gehen in Nachbarlän­der. „Das Abkommen ist wichtig für die wirtschaft­liche Entwicklun­g des Kontinents und erleichter­t auch luxemburgi­schen Unternehme­n, in Afrika zu investiere­n.“

Als weiteren Grund nennt David Capocci aber auch, dass Afrika seit mehreren Jahren einen Anstieg der Private Equity-investitio­nen verzeichne­t. Mehrere Länder haben sich auf den afrikanisc­hen Technologi­esektor konzentrie­rt, insbesonde­re auf Technologi­e-startups. „In den vergangene­n fünf Jahren ist der Markt auf 26 Milliarden Dollar angewachse­n“, so Capocci. Zudem hat die Europäisch­e Investitio­nsbank 2018 neue Finanzieru­ngen von 3,3 Milliarden Euro für den Privatsekt­or und für Infrastruk­turvorhabe­n in 20 afrikanisc­hen Ländern genehmigt. Das ist der höchste Betrag, den die EIB seit 1965 in einem Jahr auf dem afrikanisc­hen Kontinent zugesagt hat. „Das zeigt, dass das Interesse am afrikanisc­hem Kontinent immer größer wird“, betont David Capocci.

Luxemburg als Brückenbau­er

Er ist sich sicher: „Afrika braucht derzeit gute Partner, um den Wandel auf dem Kontinent voranzubri­ngen“. Dabei könnte der Luxemburge­r Finanzplat­z eine wichtige Rolle spielen. „Das Land ist bestens geeignet, um eine Brücke zwischen den Investoren und dem afrikanisc­hem Kontinent zu bilden“, meint Capocci. Auch für Aimao Poean, Präsidenti­n der Luxafrica Investment Associatio­n, ist das wirtschaft­liche Potenzial Afrikas unbestritt­en. „Afrikanisc­he Unternehme­n wachsen schneller als die globale Konkurrenz. Schon mehr als 400 afrikanisc­he Firmen erwirtscha­ften mehr als eine Milliarde Umsatz“. Die vor sechs Jahren gegründete Vereinigun­g hat sich zum Ziel gesetzt, „die Chancen, die viele afrikanisc­he Märkte bieten besser zu fördern“.

Marktchanc­en in Kenia

„When you think investment, think Kenya“. Mit diesem Satz wirbt Jacob T. Kaimenyi, Botschafte­r von Kenia für Belgien, Luxemburg und die Europäisch­e Union für Investitio­nen in seinem Land. Kenia ist eine der größten Wirtschaft­sregionen auf dem afrikanisc­hen Kontinent und ist im zweiten Quartal 2019 um 5,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen. Die kenianisch­e Regierung hat eine ehrgeizige Entwicklun­gsagenda – die als „Big Four Agenda” bekannt ist – gestartet. Sie zielt darauf ab, „den lokalen Produktion­ssektor zu stärken, die Landwirtsc­haft anzukurbel­n, eine allgemeine Gesundheit­sversorgun­g zu erreichen sowie eine halbe Million erschwingl­iche Wohneinhei­ten zu bauen“, so Kaimenyi. Die durchgefüh­rten Wirtschaft­sreformen tragen bereits ihre Früchte: Im neuesten „Ease of Doing Business Ranking 2019“der Weltbank konnte sich Kenia von Platz 83 auf Platz 61 verbessern. „Kenia ist eindeutig die am schnellste­n wachsende Wirtschaft der Welt.“Auch das luxemburgi­sche Wirtschaft­sministeri­um sieht Afrikas Zukunft positiv. „Wir werden nächstes Jahr ein Handelsbür­o im marokkanis­chen Casablanca einrichten“, sagt Vincent Hieff, Berater des Wirtschaft­sministeri­ums. Dies belegt, dass „Luxemburg es wirklich ernst meint mit dem afrikanisc­hen Kontinent.“

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Foto: AFP Nairobi ist seit vielen Jahren das unbestritt­ene Wirtschaft­szentrum in Ostafrika.

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