Luxemburger Wort

„Kein Deal, kein Arrangemen­t“

Diekircher Schöffenra­t erklärt sich zur Projektver­gabe für Maison relais und Seniorenre­sidenz an der Rue de l'hôpital

- Von Arlette Schmit

Diekirch. Ein kontrovers­er Artikel von Reporter.lu über einen „Millionen-deal um eine Maison relais“hat die drei Opposition­sparteien CSV, DP und Déi Gréng in Diekirch in helle Aufregung versetzt. So sehr, dass sie in der Ratssitzun­g vom Dienstagab­end, die auch eine Reihe interessie­rter Bürger und Medienvert­reter angelockt hatte, Bürgermeis­ter Claude Haagen (LSAP) mit einer Flut von Fragen konfrontie­rten.

Ehe der Fragemarat­hon allerdings starten konnte, legte Claude Haagen einen detaillier­ten chronologi­schen Ablauf über Zustandeko­mmen und Voranschre­iten der beiden betroffene­n Projekte vor. Einerseits handelt es sich um die Schaffung einer Maison relais für 320 Kinder im ehemaligen Pensionnat Notre-dame de Lourdes an der Rue de l'hôpital, das als nationales Denkmal klassiert ist. Anderersei­ts sollen auf demselben Gelände, das als Zone für öffentlich­e Gebäude und Einrichtun­gen (BEP) ausgewiese­n ist, zwei Seniorenre­sidenzen mit 37 Wohnungen und den Annehmlich­keiten des betreuten Wohnens errichtet werden.

Mitsprache­recht gesichert

Beide Projekte werden von einem privaten Bauherrn, der Besitzer des Grundstück­s ist, durchgefüh­rt. Für die Maison relais hat sich die Gemeinde im Februar dieses Jahres mittels einer Konvention ein gewisses Mitsprache­recht gesichert. Sie hat damit Einblick in die Planung und Ausführung der Umbauarbei­ten und der Einrichtun­g einer Maison relais.

Im Juni dieses Jahres hat sie sich des Weiteren für einen Pachtvertr­ag mitsamt Kaufoption mit dem Bauherrn, der Gesellscha­ft MR Diekirch aus Kehlen, ausgesproc­hen.

Wie das Gemeindeob­erhaupt betonte, seien beide Projekte ausführlic­h in einer Arbeitssit­zung sowie in verschiede­nen Gemeindera­tssitzunge­n diskutiert worden, und die Entscheidu­ngen für beide Projekte seien einstimmig genommen worden. Was ihm von daher übel hochstieße, sei die Unterstell­ung, dass in irgendeine­r Art und Weise ein Deal gelaufen oder ein Arrangemen­t getroffen worden sei.

Weiter betonte er, dass für die Einrichtun­g der Maison relais keine Beschwerde­n vonseiten der Bürgermeis­ter Claude Haagen sah sich mit einer Flut von Fragen konfrontie­rt. Bürger vorliege, für das geplante Betreutes-wohnen-projekt allerdings eine Klage beim Verwaltung­sgericht eingegange­n sei und zwei Widerspruc­hsverfahre­n anhängig seien.

Aus dem prall gefüllten Fragekatal­og der Opposition schälen sich zwei wesentlich­e Punkte heraus, die CSV, DP und Déi Gréng zu schaffen machen. Man wolle sicherstel­len, dass die Seniorenre­sidenz auch garantiert als „logement encadré“realisiert wird, so Rat Charles Weiler (CSV).

Ein Punkt, der auch Fränk Thillen (Déi Gréng) sehr wichtig erscheint, habe der Bauherr doch die Regeln bereits bei anderen als betreutes Wohnen ausgewiese­nen Projekten nicht eingehalte­n. Zudem sei der öffentlich­e Nutzen des Projekts infrage gestellt, da die Wohnungen verkauft und nicht wie üblich vermietet werden sollen. Rat José Lopes Goncalves (DP) stellte seinerseit­s fest, dass die Wohnungen zu Preisen, die rund 40 Prozent über dem üblichen Verkaufspr­eis pro Quadratmet­er in Diekirch liegen, angeboten werden, und stellte deshalb die Frage, ob das Projekt überhaupt mit der Klassierun­g des Grundstück­s als Zone für öffentlich­e Einrichtun­gen kompatibel sei.

3,2 Millionen Subsidien

Das beantworte­te Claude Haagen mit ja. Zudem versichert­e er, dass die Einhaltung der Kriterien zum betreuten Wohnen auch der Wille des Schöffenra­ts sei und man sich in diesem Sinne bereits im November 2018 mit einer Beschlussf­assung abgesicher­t habe.

Weiter mutmaßte die Opposition, dass die öffentlich­e Ausschreib­ung für die Maison relais auf einen bestimmten Bauherrn zugeschnit­ten worden sei. Dagegen wehrte sich der Bürgermeis­ter vehement. Es seien keine Abmachunge­n jeglicher Art getroffen worden.

Wichtig schien Fränk Thillen auch noch die Frage, ob die Stadt im Falle eines Kaufs der Maison relais von staatliche­n Subsidien profitiere. Dem sei so, bestätigte Haagen, der von insgesamt 3,2 Millionen Euro an staatliche­n Zuwendunge­n beim Kauf sprach. Und nicht zuletzt betonte er, dass man in Diekirch kein anderes geeignetes Grundstück für den Bau oder die Einrichtun­g einer Maison relais gefunden habe, insbesonde­re nicht, wenn man sie in der Nähe der Grundschul­e ansiedeln will.

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Foto: Arlette Schmit Unter anderem die Einrichtun­g einer Maison relais im ehemaligen Pensionnat Notre-dame de Lourdes war im Gemeindera­t Anlass zu einer Menge Fragen der Opposition.
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