Jagd auf die Spitze
Bei den Weltranglisten gibt's große Unterschiede
Das Streben nach dem Maximum liegt den meisten Menschen im Blut. Immer weiter nach oben kommen, möglichst bis an die Spitze. Die eigenen Möglichkeiten voll ausschöpfen. Und dabei jeden Kontrahenten hinter sich lassen. Was sich auf viele Lebenslagen übertragen lässt, hat im Sport eine ganz besondere Bedeutung. Dabei ist keine Anschauung der eigenen Überlegenheit so simpel wie die Weltrangliste. Wer oben angekommen ist, darf sich meist als Beste oder Bester seines Fachs bezeichnen. Doch betrachtet man die vielen verschiedenen Sportarten auf unserem Planeten, relativiert sich die Aussagekraft des internationalen Rankings. Die Unterschiede zwischen den Disziplinen sind teilweise gravierend.
„Ich hatte immer den Traum, dass wenn ich eines Tages die Nummer eins sein werde, ich dann früh genug ein Kind habe, damit es mich noch spielen sieht“, hatte Tennisprofi Roger Federer einmal gesagt. Mittlerweile hat der 38Jährige mit Ehefrau Mirka vier Kinder – und blickt auf 310 Wochen als Weltranglistenerster zurück. Die Bedeutung des Rankings ist wohl in keiner Sportart so groß wie im Tennis. So steht bereits jetzt geschrieben, dass der Spanier Rafael Nadal seinen Kontrahenten Novak Djokovic Anfang November als Nummer eins ablösen wird. Auch das Überwinden einer Schallmauer – wie Top Ten oder Top 100 – ist von großer Bedeutung.
Etliche Varianten
Dies gilt auch für die Luxemburger: Gilles Muller, der seine aktive Karriere mittlerweile beendet hat, blickt zwar vor allem auf seine beiden Atp-titel zurück, doch kann er auch stolz darauf sein, im Juli 2017 auf Position 21 der Weltrangliste gestanden zu haben. Wollen die Tennisspieler bei den großen Turnieren direkt ins Hauptfeld, brauchen sie eine gute Platzierung. Das weiß auch Mandy Minella, die sich in den vergangenen Jahren oftmals am Rande dieser Grenze bewegt hatte.
Allgemein werden in der Auswertung der Weltranglisten oft nur die Leistungen aus einem bestimmten Zeitraum ausgewertet, beispielsweise die der vergangenen sechs, zwölf oder 24 Monate. Es gibt auch andere Varianten wie Allzeit-weltranglisten, die sich auf die gesamte Vergangenheit der betreffenden Wettbewerbe beziehen. Dabei hat die Anzahl der Rankings in der Sportgeschichte zugenommen: Während es lange Zeit nur Weltranglisten in Individualsportarten gab, gibt es mittlerweile auch solche für Mannschaftsdisziplinen. Die Flf-auswahl liegt zum Beispiel auf Position 93 des Fifa-rankings. Doch dass Belgien die Tabelle vor Frankreich und Brasilien anführt, interessiert im Fußball kaum jemanden. Und das, obwohl die Liste vor großen Turnieren zur Einteilung der Mannschaften in die Lostöpfe herangezogen wird.
Ebenfalls kaum von Interesse ist die Weltrangliste der Radfahrer. Während Bob Jungels auf Position 73 der beste Luxemburger ist, spiegelt Rang 1 877 eher nicht die Leistungsfähigkeit eines Worldtourprofis wie Ben Gastauer wieder. Dennoch ist das Ranking nicht gänzlich unwichtig: Aus der Platzierung der Nationen ergeben sich die Startplätze für Weltmeisterschaften oder Olympische Spiele. Für Luxemburg wird es diesbezüglich demnächst spannend: Vor allem durch die vorzügliche internationale Platzierung von Topfahrerin Christine Majerus (Rang sechs) darf der Verband FSCL auf einen zusätzlichen Startplatz für Tokio 2020 hoffen.
Einen weitaus höheren Stellenwert hat die Weltrangliste neben Links: Die Triathleten Stefan Zachäus, Eva Daniëls und Bob Haller (v.l.n.r.) müssen mehrere Rankings im Auge behalten. Oben: Für Nationalspielerin Sarah de Nutte sind die neuen Wertungsregeln im Tischtennis noch nicht ausgereift.