Der Gerechtigkeit halber
Beim Turnier in Kockelscheuer kommt das Linienüberwachungssystem Foxtenn zum Einsatz
Kockelscheuer. In diesem Jahr gibt es beim Wta-turnier in Kockelscheuer eine wichtige Neuerung. Spielerinnen, die auf dem Center Court spielen, haben die Möglichkeit, kontrollieren zu lassen, ob ein Ball im Aus war oder nicht. Drei Mal pro Satz – wenn es in den Tiebreak geht vier Mal – können sie auf eine Challenge zurückgreifen. War die ursprüngliche Entscheidung des Stuhlschiedsrichters falsch, dann wird ihnen keine Challenge-möglichkeit abgezogen.
Das Linienüberwachungssystem Foxtenn erfasst mit 43 Kameras und zehn Lasern den Aufprall des Balls. Anschließend wird auf den zwei Bildschirmen am Rande des Courts, auf denen normalerweise der Spielstand zu lesen ist, den Spielerinnen und den Zuschauern angezeigt, ob der Ball im Aus war oder nicht. Die Spielerinnen sind geteilter Meinung über das neue System. „Man erkennt auf dem Bildschirm nicht gut, ob der Ball die Linie noch berührt hat oder nicht“, erklärte Mandy Minella am Montag im Anschluss an ihre Erstrundenniederlage gegen Denisa Allertova. Die Luxemburgerin hatte zuvor auf grausame Art und Weise Bekanntschaft mit dem neuen System gemacht, als sich ihr im dritten Satz ein Matchball bot.
Eine Vorhand der Tschechin wurde länger und länger und in einer ersten Phase vom Stuhlschiedsrichter im Aus gesehen. Einige Zuschauer sprangen von ihren Sitzen auf und jubelten Minella zu. Allertova zweifelte die Entscheidung an und sollte recht behalten. Der Ball hatte die Linie noch berührt. Letztlich gewann sie die Begegnung und nicht Minella.
Titelverteidigerin Julia Görges ist froh, dass die Linien nun auch in Kockelscheuer überwacht werden. „Wenn ich mich an die vergangenen Jahre erinnere, dann bin ich froh, dass das System jetzt da ist“, erklärte die Deutsche. „Ich finde es super. Man bekommt die Bestätigung, ob eine Entscheidung richtig oder falsch war. Es trägt dazu bei, dass es zu weniger stressigen Situationen auf dem Platz kommt. Es bringt Ruhe in die Arbeit der Stuhlschiedsrichter, der Linienrichter und der Spielerinnen rein.“
Wie geht Görges bei strittigen Entscheidungen vor? „Ich versuche mir den Abdruck des Balls zu merken. Zudem vertraue ich auf mein Gefühl. Danach entscheide ich, ob ich auf eine Challenge zurückgreife. Es ist natürlich sinnvoll, zum Ende des Satzes noch eine Challenge-möglichkeit übrig zu haben.“
Ständiger Austausch
Turnierdirektorin Danielle Maas ist vom System angetan: „Es vermeidet Diskussionen und trägt zu einer größeren Professionalität bei.“Darauf angesprochen, dass Minella ohne das neue System weitergekommen wäre, erklärte Maas: „Natürlich bedauern wir Mandys Ausscheiden. Aber letztlich ist Gerechtigkeit sehr wichtig. Ein Ball befindet sich entweder im Aus oder nicht.“
Die Turnierorganisatoren befinden sich in ständigem Austausch mit dem Team von Foxtenn, das einen eigenen Raum mit Blick auf den Center Court zur Verfügung hat. So wurde sich beispielsweise dafür eingesetzt, dass auf den beiden Bildschirmen am Rande des Center Courts der Abdruck des Balls deutlicher angezeigt wird. „Nach dem ersten Tag des Hauptfelds (am Montag, Anmerkung der Redaktion) wurde dies bereits verbessert. Die Schärfe des Bilds hat allerdings auch mit der Beleuchtung des Center Courts zu tun. Im kommenden Jahr soll in diesem Bereich noch nachgebessert werden“, so Maas. Den Verantwortlichen von Foxtenn wurde auch ans Herz gelegt, die Wartezeit bis zur Überprüfung einer Entscheidung zu verkürzen.
Die spanische Firma hat definitiv Interesse daran, ihr System weiter zu verfeinern. Sie steht nämlich in Konkurrenz zum Hawkeye-system, das auch im internationalen Tennis zum Einsatz kommt. Während Foxtenn mit am Boden installierten Kameras arbeitet, setzt das Hawk-eye-system auf in der Höhe installierte Kameras.
Das Überwachungssystem Foxtenn kommt in Luxemburg nur auf dem Center Court zum Einsatz. Auf Court 1 war eine Installation technisch nicht machbar.