„Ganz seriös ist das nicht“
Single-landwirt Carlo Michels über sein Ausscheiden bei der RTL-SHOW „Bauer sucht Frau“
Medernach. „Kommt schnell rein, das Wetter ist so ungemütlich!“Carlo Michels empfängt die Besucher auf seinem Aussiedlerhof in der Nähe von Medernach mit einem Lächeln, das sich selbst vom Regenwetter nicht trüben lässt. Gründe, die Tür für Medien nicht zu öffnen, gibt es einige – und das hat weniger mit der luxemburgischen Presse, sondern mehr mit den Geschehnissen rund um seine Teilnahme bei der Rtl-kuppelshow „Bauer sucht Frau“zu tun.
Ja, richtig, werden manche Fernsehzuschauer jetzt denken. Da war doch was: Der Vollerwerbslandwirt wurde vor einigen Monaten mit einem Vorstellungsvideo von Moderatorin Inka Bause als neuer Kandidat für die mittlerweile 15. Staffel des Erfolgsformats präsentiert. In der am Montag ausgestrahlten Folge fehlte vom Medernacher aber jede Spur.
Corinne statt Carlo
Das Scheunenfest, das erste Zusammentreffen der Kandidaten mit den Single-frauen, lief ohne Michels ab. Über den Grund ließ RTL den Zuschauer im Unklaren. Nur eine Person fiel durch ihren sympathischen luxemburgischen Akzent beim großen Kennenlernen auf. Die in Belgien lebende Corinne hatte ein Auge auf Singlelandwirt Jürgen geworfen. Der „Bauer sucht Frau“-ausflug der 52Jährigen war aber bereits nach der ersten Folge beendet: Sie hat zu viele Hunde – zumindest in den Augen ihres Auserwählten.
Doch zurück zu Landwirt Carlo Michels, dem vierfachen Vater, der mit zwei Kindern auf dem Hof lebt: Sein frühzeitiges Ausscheiden aus dem Format lässt Fragen aufkommen, die der mittlerweile 51-Jährige gerne an seinem Esszimmertisch, in gewohnter Umgebung, beantwortet. „Nach dem Vorstellungsvideo ist zunächst mal mehrere Wochen lang nichts passiert, das ist die Zeit, in der sich die Damen melden können“, so Michels. Die Videoaufnahmen entstanden auf seinem Hof, ein Casting habe es im eigentlichen Sinne nicht gegeben. Dann habe er schließlich bei Magis TV, der zuständigen Produktionsfirma, nachgefragt, wie es denn jetzt weitergehe. Eine Antwort ließ nicht lange auf sich warten – eigentlich sogar mehrere. „Zunächst hieß es, dass sich niemand gemeldet hätte“, erklärt Michels. „Doch das wollte ich nicht so recht glauben, schließlich prahlt der Sender immer mit den hohen Einschaltquoten.“Dann habe er mitgeteilt bekommen, dass sich für andere Bauern mehr Single-frauen gemeldet hätten, dann hieß es wieder, es seien doch keine Damen an ihm interessiert.
Kurz vor dem Scheunenfest, das Ende Juli stattfand, habe er dann nochmals bei der Produktionsfirma angerufen. Dabei konnte er ein firmeninternes Gespräch am Telefon belauschen, das ihn stutzig machte. „Ich habe wortwörtlich verstanden: ,Das muss er ja nicht unbedingt wissen‘“berichtet der Landwirt. Er habe nachgefragt und nur als Antwort erhalten: „Das war nicht für Sie bestimmt.“Und dann hieß es plötzlich von Seiten von Magis TV: „Jetzt trennen sich unsere Wege!“Für Michels war die Sache damit „erledigt“, wie er betont, seitdem herrscht Funkstille.
„Jetzt erst recht“auf Facebook Das Thema „Bauer sucht Frau“ist jedoch für den Landwirt noch nicht komplett ad acta gelegt. Von mehreren Seiten wurde er auf die Facebook-gruppe „Bauer sucht Frau – jetzt erst recht“aufmerksam gemacht, eine Fangruppe mit mehr als 7 000 Mitgliedern. Vor zwei Wochen erhielt er dann nach einem persönlichen Posting eine Nachricht von einer Frau, die sich für ein Treffen mit ihm beworben hatte – als Beweis präsentiert er den Nachrichtenverlauf.
Sie erklärt im Chat, zu einem Date mit einem anderen Bauern gedrängt worden zu sein – und dass es ihres Wissens nach auch zwei anderen Kandidaten wie ihm gegangen sei. „Für mich hat die Produktion dadurch an Glaubwürdigkeit verloren“, erklärt Michels mit ein wenig Enttäuschung in der Stimme.
Natürlich habe er im Vorfeld gewusst, dass nicht alles in der Show so spontan abläuft, wie im Fernsehen dargestellt. „Ich sage auch nicht, dass alles unecht ist, aber ganz seriös ist das Vorgehen auch nicht“, so Michels. Das würden andere Kommentatoren in der Facebook-gruppe ebenfalls bestätigen. Mit seinen „Vorgängern“Guy Wester und Guy Arend, die in vorherigen Staffeln nach einer Traumfrau suchten, habe er keinen Kontakt aufgenommen. „Es wird viel geredet – und ich wollte mir mein eigenes Bild machen.“
Mittlerweile ist Michels ganz froh, dass er in den nächsten Wochen nicht auf dem Bildschirm zu sehen sein wird. Der mediale Aufruhr um Adr-mitglied Guy Arend, der unter anderem von „Bild“angefacht wurde, war ein abschreckendes Beispiel. „Ich bin glücklich, dass ich das nicht mitmachen muss – ich würde auch nie mehr bei ,Bauer sucht Frau‘ teilnehmen.“
Durch die Facebook-chats habe er einige Single-frauen kennengelernt, mit denen er weiter in Kontakt bleiben werde – viele hätten sich sogar nach der ersten Folge der neuen Staffel bei ihm gemeldet. „Ich werde den Kontakt auch ausbauen“, so der Landwirt. „Ich bin überzeugt, dass sich da etwas ergeben wird.“Das am Montagabend ausgestrahlte Scheunenfest habe er aus Zeitgründen noch nicht gesehen. „Ich werde aber mal reinschalten“, sagt Michels mit einem Lächeln. „Schließlich weiß ich ja jetzt ein wenig, wie das bei solchen Sendungen abläuft.“
Bis dahin gibt es noch einiges zu tun auf seinem Hof – Landwirten geht die Arbeit schließlich niemals aus.
Es wird viel geredet – und ich wollte mir mein eigenes Bild machen.