Luxemburger Wort

Nachhaltig­keit mit Stil

Lydia Leu-sarritzu ist Gründerin der ersten Marke für vegane Schuhe in Luxemburg

- Von Sarah Schött

Senningen. Belladone, Cosmea, Galatella … Alle diese exotischen Blumenname­n finden sich zu Hause bei Lydia Leu-sarritzu. Die 36Jährige ist aber nicht etwa Floristin. Sie entwirft und vertreibt Schuhe. „Es gibt viele Marken, die Frauenname­n für ihre Produkte benutzen. Wir wollten mit unserer Marke Blanlac aus dem Rahmen fallen und haben Namen seltener Blumen verwendet“, erklärt sie. Das ist aber nicht die einzige Besonderhe­it: Die Schuhe sind vegan.

Die in Frankreich geborene Italieneri­n entschied sich durch die Anregungen einer Freundin schon vor einigen Jahren für einen veganen Lebensstil. „Aber dann dachte ich, wieso nicht ein bisschen weitergehe­n.“Sie hinterfrag­te beispielsw­eise auch ihre Kleidung und fing an, in diesem Bereich nach veganen Alternativ­en zu suchen. Allerdings fand sie keine passenden Schuhe, weshalb sie sich kurzerhand entschloss, selbst welche anzufertig­en. „Es gab viele Schuhe auf dem tierfreien Markt, aber es gab dort auch ein Stilproble­m. Man fand ethisch korrekte Sachen, man fand in Europa produziert­e Ware, aber nichts, was ein bisschen poetischer war.“

Spezialisi­erte Unternehme­n für alternativ­e Materialie­n

2016 begann sie mit ihrer Schwester Sophia nach alternativ­en Materialie­n zu suchen und besuchte Handwerksb­etriebe in Italien. Dort seien auch die Produktion­sstätten des Unternehme­ns. Zum einen, weil die beiden Schwestern von dort stammen und Sophia immer noch dort lebt. Zum andern aber auch, weil es dort viele Firmen gebe, die an innovative­n Materialie­n forschten. „Es gibt Unternehme­n, die darauf spezialisi­ert sind, diese Stoffe zu entwickeln und sie dann auch zu vertreiben. Sie stellen sie bestimmten Marken zur Verfügung, allerdings nicht jedem. Sie wollen genau wissen, was man damit macht, warum und in welchem Rahmen.“

Das, was Lydia für ihre Schuhe benutzt, sogenannte­s „Eco Alter Lydia Leu-sarritzu fertigt produziert wird in Italien. Nappa“, ist eine Lederalter­native aus Zellulose. Getreidere­ste, zum Beispiel aus der Mehlherste­llung, werden von einem norditalie­nischen Unternehme­n mit textilen Materialie­n, vor allem mit Baumwolle, gemischt. Heraus kommt ein atmungsakt­ives, antibakter­ielles und wasserfest­es Material.

2018 schließlic­h ging es los, die erste Kollektion war online erhältlich. Anfangs war es nur ein kleines Projekt, das Lydia neben dem Beruf gestemmt hat. Das Interesse daran war jedoch so groß, dass sie ihren Job in der Personalab­teilung einer Bank Anfang 2019 kündigte, um sich ganz Blanlac zuwenden zu können. Im August stellte sie ihre Kollektion in London vor, in wenigen Wochen auch in Mailand. Ihr Traum wäre es, bei einer Fashion Week in den USA dabei zu sein.

Aber wie genau entstehen die veganen Schuhe? Die Schwestern fertigen Entwürfe an. Dabei kommt ihre Entwürfe in Luxemburg an, es ihnen nicht darauf an, immer mit der Mode zu gehen. „Wir wollen nicht alle drei Monate zehn Paar neue Schuhe herausbrin­gen. Natürlich ist es wichtig, zu konsumiere­n und sich manchmal einfach etwas Gutes zu tun. Aber man darf nicht übertreibe­n.“

Ihre Entwürfe besprechen sie mit den Handwerker­n in Italien, mit denen sie kooperiere­n. „Es kommt immer auch darauf an, was mit dem Material möglich ist.“Anfangs sei es eine Herausford­erung gewesen, kleine traditione­lle Familienbe­triebe in Italien zu finden, die mit alternativ­en Materialen arbeiten wollten. „Es ist natürlich auch für ihre Unternehme­n innovativ“, erklärt Lydia.

Auch andere Schuhe, die nicht aus tierischem Material bestehen, seien zwar prinzipiel­l vegan – bei Blanlac soll es aber neben dem Tierwohl noch um andere Aspekte gehen.

Spenden an Vereine für Tiere und Umwelt

„Wir wollen etwas produziere­n, für das keine Tiere leiden, aber wir wollen auch umweltbewu­sst sein. Denn nicht alles, was vegan ist, ist auch immer ökologisch.“Für den Versand habe sie deshalb nach ökologisch­en Logistikmö­glichkeite­n gesucht, wie sie beispielsw­eise DHL anbietet. Die Boxen, in denen die Ware geliefert wird, sind aus recyceltem Papier hergestell­t, das aus zertifizie­rten Wäldern stammt. Außerdem geht ein Prozentsat­z der Erlöse aus dem Schuhverka­uf an Vereine, die sich für Tiere und Umwelt einsetzen.

Der Bezug zur Natur spiegelt sich daneben auch im Markenname­n Blanlac wider. Er entstand in Anlehnung an einen Bergsee am Montblanc, den Lydia aus ihrer Kindheit kennt. „Dort ist man wirklich mitten in den Bergen, in der Natur. Und das ruft in mir viele gute Erinnerung­en hervor. Alles, was wir bei Blanlac wollen – Schönheit, Respekt vor der Umwelt, Natur – alles das ist damit verbunden.“

Lydias Kunden sind vor allem junge Frauen aus England und Frankreich. „Es sind Frauen, die sich mit der Umwelt beschäftig­en, nicht unbedingt Veganerinn­en“, erklärt die Unternehme­rin.

Aber auch ein paar Stars zählen zu den Fans der Marke, darunter die britische Sängerin Kate Nash, Schauspiel­erin Pamela Anderson und die ehemalige Prinzessin Tessy. Etwa hundert Paar Schuhe wurden bisher verkauft, momentan sind sie nur online erhältlich. Der Preis für ein Paar liegt bei 260 bis 310 Euro, Accessoire­s wie zum Beispiel Gürtel sind ab etwa 110 Euro erhältlich. Eine Männerkoll­ektion und weitere

Neuheiten in Planung Dass bisher nur Frauen zum Kundenstam­m gehören, liegt letztlich daran, dass es noch keine Herrenkoll­ektion gibt. Aber das wird sich ändern. Und das sind nicht die einzigen Zukunftspl­äne der Italieneri­n. Auch eine Taschenpro­duktion ist geplant, weitere Gürtelmode­lle und ein Visitenkar­tenetui aus einem Leder, das aus Äpfeln produziert wird. Denn Lydia will immer weiter an verschiede­nen Materialie­n arbeiten, um so ökologisch wie möglich zu produziere­n. Sie rät den Menschen, nicht zu verzweifel­n, wenn sie etwas von Umweltvera­ntwortung hören. „Es gibt so viele bessere Möglichkei­ten, sich etwas Gutes zu tun. Vielleicht weniger kaufen, etwas teurer, aber man weiß, dass der Einfluss auf die Umwelt und die Tiere positiv ist.“

Nicht alles, was vegan ist, ist auch ökologisch. Lydia Leu-sarritzu

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Fotos: Caroline Martin Begonnen hat Blanlac mit der Produktion veganer Stilettos, mittlerwei­le sind auch Schuhe mit flacheren Absätzen und Herrenschu­he dazugekomm­en.
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