Schwindende Rezessionssorgen
Anleger erwarten weitere Zinssenkung
New York. Der Flut an Quartalsberichten geht in die dritte Woche. General Motors und Apple gehören zu den prominentesten Firmen, die ihre Zwischenbilanzen vorlegen. Hoffnungsvoll schauen die Investoren auch auf den weiteren Verlauf des Us-chinesischen Handelsstreits und die anstehenden Konjunkturdaten.
Abgesehen von einigen Ausreißern, wie etwa der Chip-herstellers Texas Instruments, dessen Umsatzeinbruch im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahr um elf Prozent gesunken ist, und Amazons Ergebnisrückgang in der jüngsten Berichtsperiode, können sich die meisten Unternehmenszahlen sehen lassen. Der Autohersteller Tesla überraschte mit einem um 18 Prozent gestiegenen Gewinn. Mit einer Marktkapitalisierung von fast 54 Milliarden Dollar ist Tesla nun mehr wert als General Motors, dessen Quartalszahlen morgen anstehen, zusammen mit dem Halbleiterhersteller Advanced Micro Devices und den beiden Pharmariesen Merck und Pfizer. Ferner berichten diese Woche Facebook, General Electric, Starbucks (Mittwoch), Altria Group, Dupont, Kraft Heinz (Donnerstag) und Exxonmobil, Chevron, Colgate Palmolive (Freitag).
Neben den ermunternden Firmenzahlen treiben mutmaßliche Fortschritte bei den Handelsgesprächen zwischen den USA und China die Kurse. Man sei sich in einigen Fragen sehr nahegekommen, hieß es im Weißen Haus. Alle drei Indizes legten im Wochenverlauf zu. Der marktbreite Standard & Poor’s-500-index stieg um 1,2 Prozent auf 3 022,55 Punkte und schloss damit knapp unter seinem
Allzeithoch. Der Dow-jones-index für 30 Spitzenwerte legte 0,7 Prozent auf 26 958 Punkte zu. Und der Nasdaq Composite, ein Leitindex für Technologiewerte, rückte um 1,9 Prozent auf 8 243 auf.
Im Wochenblatt „Barron’s“zitierte Börsenexperten begründen die anhaltend festen Aktienkurse damit, dass Anlegerängste vor einem wirtschaftlichen Abschwung nachlassen. Ein Hinweis darauf ist der weitere Anstieg der Zehnjahresanleihe auf zuletzt 1,805 Prozent. Der Abstand zu den Staatstiteln mit kurzen Laufzeiten ist damit breiter geworden. Je breiter die Schere zwischen Kurz-und-langfristzinsen auseinander geht, desto geringer die Wahrscheinlichkeit einer Rezession, ist die Faustregel an der Wall Street. Es wird zudem erwartet, dass die Us-notenbank Federal Reserve die kurzfristigen Zinsen zum dritten Mal in diesem Jahr um einen viertel Prozentpunkt senken wird.
Höhere Liquidität
Spannend wird es morgen, wenn die Denkfabrik Conference Board ihren Verbrauchervertrauensindex veröffentlicht. Volkswirte gehen von einer leichten Verbesserung im Vergleich zum September aus. Doch das Hauptinteresse der Investoren dürfte sich auf die Entwicklung am Arbeitsmarkt richten. Darüber gibt am Freitag das arbeitsstatistische Amt in Washington Auskunft. Erwartungen zufolge hat der Privatsektor im Oktober nur noch 90 000 neue Stellen geschaffen nach 114 000 im September. „Wir glauben nicht, dass sich die Fundamentaldaten bis zum Ende des Jahres deutlich verbessern“, sagt Chris Senyek, Chefinvestmentstratege bei der Firma Wolfe Research in „Barron’s“.