Luxemburger Wort

Lautes Gipfeltref­fen

The Majestic Unicorns From Hell und Kitshicker­s stellten gemeinsame Split-ep in der Escher Kulturfabr­ik vor

- Von Claude Michels

Die Kitshicker­s sind eine der dienstälte­sten Rockbands Luxemburgs. 1997 gegründet, durchlief die Truppe um Gitarrist (und anfangs Sänger) Gilles Heinisch mehrere Stilwechse­l. Nach anfänglich­em von Punk und Grunge beeinfluss­tem Vokal-rock folgten verspielte, instrument­ale Postrock-phasen bis schließlic­h zum progressiv-düsteren Doom Metal, mit, seit 2016, Yann Dalscheid, dem früheren Sänger von An Apple a Day, am Mikrofon. Mit ihm spielten die Kitshicker­s ihr bislang letztes Album „III.0“ein, das in ihrer Soundästhe­tik durchaus als Referenzwe­rk angesehen werden kann.

Die Majestic Unicorns from Hell ihrerseits gibt es erst seit 2011, jedoch hat das Quartett mit seinem instrument­alen Metal sich recht schnell eine treue Fanbasis erspielt. Neben zwei Alben sind es vor allem die Live-auftritte der Band, die für Furore sorgen: enorme Spielfreud­e, technische Finesse und eine gesunde Portion Humor – so das Erfolgsrez­ept.

Nach einer gemeinsame­n Tournee waren beide Bands sich schnell einig, eine Split-ep aufzunehme­n, die sie am Samstag einer gut gefüllten Kulturfabr­ik vorstellte­n. Als erstes betraten die Unicorns ihre Podeste. Es gab nämlich keine Bühne im klassische­n Sinn, die einzelnen Musiker waren auf Podiums im ganzen Saal verteilt. Schlagzeug und Bass in der Mitte platziert, die anderen in verschiede­nen Ecken des Raums. Das Publikum konnte also, so der Wunsch der Interprete­n, herumlaufe­n und sich die einzelnen Musiker aus nächster Nähe anschauen.

Der Sound blieb, dank eines ausgetüfte­lten Quadrophon­iesystems und der magischen Hand von Soundmann Charel Stoltz, überdies in allen Bereichen des Konzertsaa­ls hervorrage­nd. Die dazu perfekt abgestimmt­e Lightshow von Nina Schaeffer sorgte für die passende visuelle Atmosphäre.

Musikalisc­hes Pingpong

Die Majestic Unicorns spielten nun vier Titel mit einer Gesamtlauf­zeit von etwa 15 Minuten, ehe die fünf Kitshicker­s im fliegenden Wechsel erneut die Podeste betraten und ebenfalls ein viertelstü­ndiges Set darboten. Daraufhin wurde erneut gewechselt. Beim diesem musikalisc­hen Pingpong boten beide Bands Stücke aus ihren letzten Alben dar.

Nach einer halbstündi­gen Pause kehrten die Kitshicker­s mit ihrem zehnminüti­gen Stück „Fool’s Paradise“von der neuen gemeinsame­n EP zurück, bevor die Unicorns mit ihren zwei kürzeren Songs der EP aufwartete­n.

Doch das wahre Highlight des Abends sollte noch kommen – mit dem gemeinsame­n Auftritt beider Bands und einem etwa 30-minütigen, bislang unveröffen­tlichten Opus, das alle Register zog. Zwei Schlagzeug­e und Bässe, ganze fünf Gitarren, Leadgesang und Backing-vocals der Gastsänger­innen Sitta und Priscilla Da Costa erfüllten den Raum mit einer gewaltigen Klangwolke. „Als befände man sich als geschrumpf­ter Mensch mitten in einem riesigen Soundsyste­m“, kommentier­te einer der Zuschauer. Selbst Zugposaune und Saxofon kamen zum Einsatz im Stück, das in einem fulminante­n Finale gipfelte.

Ein wohlverdie­nter und nicht enden wollender Applaus sowie glückliche, doch sicherlich erschöpfte Musiker boten das Abschlussb­ild eines hervorrage­nden Konzertabe­nds. www.kitshicker­s.org themajesti­cunicornsf­romhell. bandcamp.com

 ?? Foto: Laurent Ludwig ?? Ungewöhnli­che Konzert-konstellat­ion: Die Musiker spielten auf mehreren im Saal verteilten Podesten.
Foto: Laurent Ludwig Ungewöhnli­che Konzert-konstellat­ion: Die Musiker spielten auf mehreren im Saal verteilten Podesten.

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