Luxemburger Wort

Städtische­s Stimmungst­ief

- Von Diane Lecorsais

Ewige Baustellen, ein Verkehrsch­aos, schlechte Geschäfte: Die Stimmung in der Hauptstadt ist derzeit alles andere als rosig. Im Gegenteil, sie ist am Tiefpunkt angelangt. Besucher sind genervt, Geschäftsl­eute besorgt. Und das wird unweigerli­ch noch eine Zeit lang so bleiben. Umso wichtiger ist es, dass die Stadtverwa­ltung entschloss­en und proaktiv vorgeht. Durchhalte­parolen alleine reichen nicht aus.

Im Bahnhofsvi­ertel scheint das Chaos spätestens seit Ankunft der Trambauste­lle perfekt. Doch dass Letztere Geschäftsl­eute, Anwohner und Kunden vor eine nervenzehr­ende Geduldspro­bleme stellt, war zu erwarten, schließlic­h wird eine Tramtrasse nicht mal eben unbemerkt verlegt. Hinzu kommt, dass sie nur eine Baustelle von vielen ist, Straßenbau­arbeiten in der Rue de Hollerich sowie die Verbreiter­ung der Al Bréck gesellen sich dazu.

In der Oberstadt verläuft die Trambauste­lle zwar quasi am Zentrum vorbei, dennoch hat sie Auswirkung­en auf den Verkehr und umliegende Straßen, wie den Boulevard Roosevelt. Und dann sind da noch zwei weitere Großbauste­llen, das Projekt Royal-hamilius sowie die Renovierun­g und Erweiterun­g des Parking Knuedler, die 2013 zunächst mit archäologi­schen Ausgrabung­en begonnen hatte und sich voraussich­tlich bis 2022 – also fast zehn Jahre – hinzieht.

Nun hilft alles Meckern nicht, Baustellen sind unabdingba­r, wenn die Hauptstadt dem Bevölkerun­gswachstum, der vergangene­n wie der kommenden Jahre, verkehrste­chnisch gerecht werden soll. Doch kann man Baustellen eben nur schwer schönreden. Dass nachher alles besser und schöner sein wird, wie Bürgermeis­terin Lydie Polfer bei einer Informatio­nsversamml­ung unlängst wieder betonte, mag zwar stimmen, es hilft den betroffene­n Händlern aber kaum über die aktuell sehr schwierige Phase hinweg.

Erstaunlic­h ist es, dass sich die Stadtverwa­ltung offenbar erst jetzt gemeinsam mit den Geschäftsl­euten im Bahnhofsvi­ertel um Lösungen bemüht. Auf die schwierige, wenngleich nicht nur baustellen­bedingte Situation in der Oberstadt hat die Gemeinde, aber auch der Geschäftsv­erband, bislang nur zögerlich reagiert. Dabei können selbst kleine Aktionen etwas bewirken, wie das Beispiel „Theaterpla­ge“im Sommer gezeigt hat. Die nun bevorstehe­nde Einrichtun­g von zwei Pop-up-stores in leer stehenden Lokalen ist ebenfalls löblich, doch müssen weitere Initiative­n folgen – kurzfristi­ge, um die Ist-situation bestmöglic­h zu überbrücke­n, genau wie langfristi­ge, um einem Aussterben des Stadtkerns vorzubeuge­n. In Esch/alzette, wo es ähnlich gelagerte Probleme gibt, ist man da offenbar schon einen Schritt weiter: Vergangene Woche haben die Gemeindeve­rantwortli­chen dort ein umfassende­s Konzept zur Revitalisi­erung der Stadtmitte präsentier­t.

Einen Lichtblick gibt es aber in der Oberstadt: In wenigen Wochen eröffnet der Royal-hamilius-komplex seine Türen. Die Erwartunge­n an den Neuzugang sind hoch, soll er sich doch positiv auf das gesamte Stadtzentr­um auswirken. Händler und Besucher müssen aber weiterhin Geduld aufbringen – bis dann tatsächlic­h alles schöner und besser sein wird. Auch die Stimmung.

Durchhalte­parolen reichen in der momentanen Situation nicht aus.

Kontakt: diane.lecorsais@wort.lu

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