Luxemburger Wort

Matteo Salvini triumphier­t wieder

Römer Regierungs­parteien müssen bei einer Regionalwa­hl in Umbrien eine Schlappe einstecken

- Von Dominik Straub (Rom)

Zwei Monate, nachdem er sich mit einem größenwahn­sinnigen Manöver selbst aus der Regierung katapultie­rt hatte, ist der frühere Innenminis­ter und Vizepremie­r Matteo Salvini wieder auf die Siegerstra­ße zurückgeke­hrt: Die von seiner Lega angeführte Rechtskoal­ition hat bei den Regionalwa­hlen in Umbrien vom Wochenende mit der gemeinsame­n Kandidatin Donatella Tesei 58 Prozent der Stimmen gewonnen; der Kandidat der beiden Römer Regierungs­parteien, der parteilose Hotelier und Unternehme­r Vincenzo Bianconi, wurde um über 20 Prozent distanzier­t. Für den sozialdemo­kratischen Partito Democratic­o (PD) ist das Resultat besonders bitter, weil es sich bei Umbrien um eine traditione­lle „rote“Hochburg handelte: Die Region wurde während über 50 Jahren ununterbro­chen von Linkskoali­tionen regiert.

Wie sehr sich die Stärkeverh­ältnisse im einst roten Umbrien geändert haben, zeigt sich an den Resultaten der einzelnen Parteien: Mit 37 Prozent erzielte die Lega von Salvini beinahe doppelt so viele Stimmen wie der PD (22 Prozent);

die postfaschi­stischen Fratelli d'italia überflügel­ten mit zehn Prozent der Stimmen die Fünf Sterne, die auf etwas mehr als sieben Prozent kamen. Zur Erinnerung: Bei den Parlaments­wahlen vom März 2018 waren die Fünfsterne-leute mit 32 Prozent noch stärkste Partei des Landes geworden.

Salvini bezeichnet­e das Wahlresult­at in Umbrien als „historisch“und als Beweis, dass die Regierung aus Fünf Sternen und PD in Rom „missbräuch­lich“an der Macht sei: Die Italiener wollten von einer Rechtskoal­ition regiert werden, nicht von einer „Koalition aus Verrätern und Sesselkleb­ern“, betonte der Lega-chef.

Salvini hatte viel politische Energie in den Wahlkampf in der kleinen, hügeligen Region gesteckt und Dutzende von Wahlkampfa­uftritten absolviert – während sich die Regierungs­parteien, die sich in Rom seit ihrem Amtsantrit­t Anfang September in den Haaren liegen und sich gegenseiti­g blockieren, erst in letzter Minute zu einem gemeinsame­n Auftritt in der Hauptstadt Perugia aufraffen konnten.

Spannungen nehmen zu

Salvini fordert seit seinem selbst verursacht­en Sturz im Sommer Neuwahlen. Bei der Regionalwa­hl von Umbrien wollte er demonstrie­ren, dass die neue Regierungs­koalition in Rom keinen Rückhalt habe in der Bevölkerun­g. Tatsächlic­h hatte die Lega schon in den bisherigen vier Regionalwa­hlen in diesem Jahr abgeräumt: Auch im Piemont, in der Basilicata, auf Sardinien und in den Abruzzen hatte der von Salvini angeführte Rechtsbloc­k klare Siege eingefahre­n.

In den kommenden Monaten stehen weitere regionale Urnengänge an, bei denen Salvini die Regierung sturmreif schießen will. Im Januar wird in Kalabrien und in der

Emilia-romagna, einer weiteren roten Hochburg, gewählt. Insgesamt stehen im nächsten Jahr in acht Regionen Wahlen an.

Die erneute schwere Schlappe der Regierungs­parteien droht, die Spannungen innerhalb der labilen Exekutive von Premier Giuseppe Conte weiter zu verstärken. Für Luigi Di Maio, Außenminis­ter und Politikche­f der Fünf Sterne, ist die Niederlage in Umbrien bereits der Beweis, dass das Experiment einer gemeinsame­n Wahlliste mit dem PD – in Umbrien zum ersten Mal ausprobier­t – „gescheiter­t“sei und nicht mehr wiederholt werden könne.

Ob Salvini seinem Ziel, so schnell wie möglich an die Macht zurückzuke­hren, mit dem Triumph in Umbrien näher gekommen ist, bleibt dennoch offen: Bei vorgezogen­en Neuwahlen auf nationaler Ebene würden sowohl die Fünf-sternler als auch der PD wohl weggefegt. Der Überlebens­instinkt der beiden ungeliebte­n Regierungs­partner könnte dazu führen, dass sie sich irgendwie zusammenra­ufen werden, um wenigstens den ordentlich­en Wahltermin im Frühling 2023 noch zu erreichen.

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Foto: AFP Lega-chef Matteo Salvini spürt wieder Rückenwind.

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