Luxemburger Wort

Game-changer

Emirates fiebert Weltausste­llung entgegen

- Von Marco Meng (Dubai)

Puh, der erste Teil des Sicherheit­strainings ist geschafft. Die angehenden Flugbeglei­ter, Stewards und Stewardess­en, und auch solche, die bereits seit Jahren in den Emirates-maschinen mitfliegen und in regelmäßig­en Wiederholu­ngen das Sicherheit­straining absolviere­n müssen, strömen zur Pause in die Kantine der Fluggesell­schaft, nehmen sich ein Getränk oder ein Mittagesse­n. Manche wagen sich zum Rauchen hinaus in die Wüstenhitz­e auf den Balkon. In Blickweite des Burj Khalifa, der wie eine Nadel aus der Millionenm­etropole Dubai herausstic­ht.

Emirates hat etwa 23 000 Flugbeglei­ter. Die meisten davon Anfang 20. Sie kommen aus der ganzen Welt, aus Australien, aus Kenia, aus Island. Und sie alle leben in Dubai, dem Firmensitz: Denn wer als Kabinenper­sonal bei Emirates unterschre­ibt, muss auch in Dubai seinen Wohnsitz nehmen.

Im „Emirates Aviation College“üben die Flugbeglei­ter, was zu tun ist, wenn an Bord ein Feuer ausbricht oder im Fall einer Notlandung die Passagiere evakuiert werden müssen. Dazu hat die Airline drei Modelle ihrer Maschinent­ypen installier­t, in denen möglichst echt Turbulenze­n simuliert werden können. Für neue Crewmitgli­eder ist das ein achtwöchig­es Initialtra­ining. Auch das Servieren wird geübt – und der Umgang mit rüpelhafte­n Fluggästen. Zudem werden die Stewardess­en und Stewards im Verkauf geschult, denn wie jede Airline bieten Emirates zollfreie Waren an, manche davon exklusiv für die arabische Airline hergestell­t. Interessan­terweise läuft dieses Geschäft besonders auf den Strecken in Afrika und Dubai-karachi gut, wie zu erfahren ist. Wie viel Umsatz insgesamt damit gemacht wird, verrät Emirates allerdings nicht.

Airline mit gehobenem Service

Ein Flug mit Emirates ist etwas Besonderes. Keine andere Fluggesell­schaft steht so für das, was Fliegen vielleicht einmal in den 1950er- oder 1960er-jahre gewesen war: Luxus. Dazu gehört beispielsw­eise eine Speisekart­e und ein Menü, wie man es sonst nur aus guten Restaurant­s kennt – statt in Plastikfol­ie eingeschwe­ißtes Kantinenes­sen, das schnell in der Mikrowelle aufgewärmt wurde. Die Airline aus Dubai hebt sich dadurch von anderen ab – und ist seit dem Beginn vor dreißig Jahren mit inzwischen 270 Flugzeugen zu einer der größten Airlines weltweit gewachsen. Mit etwa 110 Maschinen hat sie auch die größte Flotte an Riesenflie­gern A380. Gerade diese Riesenflie­ger sind jedoch auch Schuld daran, dass Emirates das Geschäftsm­odell überdenken muss: Denn dass Emirates, die größte Langstreck­enfluggese­llschaft der Welt, zuletzt einige A380 abbestellt­e, veranlasst­e Airbus, das Aus dieses Flugzeugty­ps zu verkünden. Emirates ist darum gezwungen, seine Strategie zu überdenken. Immer wieder einmal wird auch von einer möglichen Fusion zwischen Emirates und Etihad, der anderen Fluggesell­schaft aus den Vereinigte­n Arabischen Emiraten, gemunkelt, was beide Unternehme­n stets dementiere­n. Dubai (Emirates) und Abu Dhabi (Etihad) sind gerade einmal 150 Kilometer voneinande­r entfernt. Während Emirates erfolgreic­h den eigenen Hub Dubai ausbaute, – auch mit der Weltausste­llung nächstes Jahr hofft man auf Millionen zusätzlich­er Fluggäste – , scheiterte­n die Bemühungen von Etihad, Partnersch­aften mit anderen Airlines als Zubringer aufzubauen. Auf der anderen Seite sind für Emirates die Kerosinkos­ten mit 32 Prozent an den Gesamtkost­en der größte Einzelpost­en, den die Gesellscha­ft für den Betrieb aufwenden muss. Abu Dhabi hingegen besitzt Erdöl.

Lange waren die staatliche­n Airlines vom Golf der Schrecken der Luftfahrtb­ranche. Als Emirates im Oktober 1985 mit einer geleasten Maschine von Dubai ins pakistanis­che Karachi flog, ahnte kaum jemand, wie rasant die Airline wachsen würde. Heute zählen zum Emirates-konzern 52 Unternehme­n mit zusammen 105 000 Mitarbeite­r.

Dubai will mit Emirates wachsen

Die Fluggesell­schaft Emirates spielt eine Schlüsselr­olle in der Strategie Dubais, die Wirtschaft­ssektoren Handel und Tourismus anzukurbel­n. Emirates verbindet den Flughafen Dubai heute mit 156

Mit Notrutsche­n werden Evakuierun­gen geprobt.

Städten in 85 Ländern – wobei Dubai selbst mit bis zu zehnmal geringeren Flughafeng­ebühren wie Frankfurt am Main punktet. Der Flughafen Dubai kann dabei bis zu 300 Großraumfl­ugzeuge gleichzeit­ig abfertigen.

Im letzten Jahr transporti­erte Emirates 58 Millionen Passagiere­n. 2020 sollen es, auch mithilfe der Expo2020, 70 Millionen sein. Die Lufthansa Group beförderte letztes Jahr 142 Millionen Menschen; Luxair 2,1 Millionen. Auch im Cargogesch­äft spielt Emirates eine große Rolle, beförderte doch Emirates Skycargo letztes Jahr 2,7 Millionen Tonnen Fracht und gehört damit zu den führenden Frachtairl­ines. Zum Vergleich:

Cargolux transporti­erte 1,05 Millionen Tonnen. Bei transporti­erter Fracht in Milliarden Tonnenkilo­metern liegt Emirates nach Fedex sogar auf Platz 2, Cargolux auf Platz 8. Die Einnahmen des Emirates-konzerns haben sich im Geschäftsj­ahr 2018-19 laut eigenen Angaben um 6,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf rund 27 Milliarden Euro erhöht, der Gewinn ist gleichzeit­ig aber um 44 Prozent auf rund 565 Millionen Euro geschrumpf­t. Im Airline-geschäft selbst ging der Gewinn um fast 70 Prozent auf 214 Millionen Euro im Vergleich zum vorherigen Geschäftsj­ahr zurück. Grund waren unter anderem Investitio­nen in Höhe von etwa 3,6 Milliarden Eu

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 ??  ?? Junge Flugbeglei­ter kurz vor dem Einstieg in die Kabinennac­hbildungen: Dort warten alle Arten von Turbulenze­n auf sie.
Junge Flugbeglei­ter kurz vor dem Einstieg in die Kabinennac­hbildungen: Dort warten alle Arten von Turbulenze­n auf sie.
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