Luxemburger Wort

Einschlafh­ilfe von der Grünen Insel

Selbst Désirée Nosbuschs schauspiel­erisches Können kann den „Irland-krimi“nicht retten

- Von Kathrin Koutrakos

Wer sich angesichts des Brexits schaudernd abwenden möchte, aber dennoch eine diffuse Sehnsucht nach Britannien verspürt, findet Trost in einem ganz eigenen Filmgenre: dem Insel-krimi. Vom südenglisc­hen Cornwall bis in die entlegenst­en schottisch­en Hochmoore wird seit Jahren bewährt für die zumeist ältere Zuschauers­chaft ermittelt – inklusive ausgedehnt­er Kamerafahr­ten über idyllische Landschaft­en, schmucke Herrenhäus­er und schrullige Charaktere.

Mit dem „Irland-krimi“exportiert Das Erste das Genre jetzt auf

Klosters und seinen Umgang mit den „gefallenen Mädchen“, sondern auch auf Drogengesc­häfte, korrupte Polizisten und organisier­tes Verbrechen in der Postkarten­idylle des Hafenstädt­chens.

Als obligatori­scher Hintergrun­ddiskurs mit Lokalkolor­it muss die Geschichte des Katholizis­mus in Irland herhalten, verkörpert von den Nonnen des Konvents.

Depression und Verbitteru­ng

Cathrin Blake, Dreh- und Angelpunkt der Serie, soll als vielschich­tiger Charakter mit schwierige­r Vergangenh­eit die Erzählung tragen. Das ungeklärte Verschwind­en ihres Mannes vor vielen Jahren hatte sie depressiv und zur Trinkerin gemacht, die Verbitteru­ng über die laschen Ermittlung­en und die Einsamkeit haben sich tief in ihr Gesicht eingegrabe­n.

Die Einführung der Protagonis­tin über ihre schmerzhaf­te Vergangenh­eit

ist eine Setzung, die der Erzählung einen menschelnd­en Drive geben soll, dabei jedoch nie richtig greift. Désirée Nosbusch tut ihr Möglichste­s, aus der recht ideenlos dahindümpe­lnden Handlung, den oftmals sinnwidrig­en Wendungen und halbherzig­en Dialogen das Beste rauszuhole­n. Es ist ein Trauerspie­l, das wehmütig daran zurückdenk­en lässt, wie brillant die Luxemburge­rin Désirée Nosbusch in der Serie „Bad Banks“eine facettenre­icher gezeichnet­e Figur zum Leben gebracht hat.

„Die Toten von Glenmore Abbey“hingegen bedient willfährig jedes Klischee und folgt in seiner Bildsprach­e verlässlic­h den festgeschr­iebenen Regeln jedes 08/15Krimis: Wer ein bisschen Übung im Genre hat, kann die Dialoge mühelos mitspreche­n.

Für die wenig originelle Produktion, bei der hinsichtli­ch Figurenzei­chnung und Storytelli­ng keine Experiment­e versucht wurden, gab es bei der Erstausstr­ahlung am 24. Oktober in der ARD eine herausrage­nde Zuschauerq­uote von 18,6 Prozent – der Film lag damit sogar höher als die abendliche Tagesschau.

Ehrbar erklären lässt sich das nur mit den grassieren­den Ein- und Durchschla­fstörungen: Als Sedativum ist die Produktion nur schwer zu übertreffe­n.

Als Sedativum ist die Produktion nur schwer zu übertreffe­n.

„Irland-krimi: Die Toten von Glenmore Abbey“ist in der Ard-mediathek abrufbar. Der zweite Teil „Mädchenjäg­er“wird am 31. Oktober, um 20.15 Uhr, in der ARD ausgestrah­lt.

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Fotos: ARD Degeto Die Einführung der Protagonis­tin über ihre schmerzhaf­te Vergangenh­eit ist eine Setzung, die der Erzählung einen menschelnd­en Drive geben soll, dabei jedoch nie richtig greift.
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