Luxemburger Wort

Stille Gaserzeuge­r

Wie Methan und Lachgas aus Kläranlage­n und Mülldeponi­en genutzt werden

- Von Jacques Ganser

Luxemburg. Kläranlage­n und Mülldeponi­en sind stille, aber intensive Produzente­n von Treibhausg­asen. Insbesonde­re Methan ist 25mal klimaschäd­licher als Kohlendiox­id, laut einer amerikanis­chen Studie stammen 14 Prozent des weltweiten menschenbe­dingten Methanauss­toßes aus Deponien.

In Luxemburg wurden 2017 insgesamt 2042 Tonnen Methan aus Mülldeponi­en freigesetz­t, das sind etwas mehr als acht Prozent des Gesamtauss­toßes an Methan. Umweltmini­sterin Carole Dieschbour­g (Déi Gréng) liefert diese Zahlen in ihrer Antwort auf eine parlamenta­rische Frage des Dpabgeordn­eten Max Hahn.

Heizen und Strom herstellen

Insgesamt werden allerdings jährlich 255 Tonnen Methan aus Deponien aufgefange­n und weiter verwendet. Dies ist zum Beispiel auf den Deponien Muertendal­l (SIGRE) und Fridhaff (SIDEC) der Fall. Die dritte noch bestehende Deponie in Wiltz (SIDA), die 1993 geschlosse­n wurde, eignet sich hingegen nicht mehr für diese Prozedur, weil die Gasprodukt­ion im Deponiekör­per zu niedrig ist. Man geht davon aus, dass sämtliches organische­s Material sich bereits zersetzt hat.

Im Muertendal­l wird das aufgefange­ne Gas zur Stromherst­ellung verwendet, während es in Fridhaff wegen zu niedrigen Reinheitsg­rads abgefackel­t wird. Die Kogenerati­onsanlage im Muertendal­l wurde laut Umweltmini­sterin im Jahr 2009 in Betrieb genommen, sie produziert­e im vergangene­n Jahr insgesamt 78,15 MWH Strom, welche ins öffentlich­e Netz eingespeis­t wurden. Die gewonnene Hitze wurde hingegen zum

Beheizen der Installati­onen vor Ort genutzt. Weil aber auch dort die Methangask­onzentrati­on seit 2016 sinkt, kann die Anlage nur noch zeitweise betrieben werden. Man geht davon aus, dass die Trockenhei­t der vergangene­n Jahre oder der Abbau der organische­n Abfälle zu diesem Rückgang des Gases geführt haben.

Untergeord­nete Rolle

Ähnlich wie die Mülldeponi­en produziere­n auch die Kläranlage­n Gase, insbesonde­re Methan und Stockoxide. So wurden im Jahre 2017 insgesamt 114 Tonnen Methan und 14 Tonnen Disticksto­ffmonoxid, auch noch als Lachgas bekannt, von der Kläranlage ausgestoße­n. Laut Umweltmini­sterin macht dies aber nur 0,07 Prozent der gesamten nationalen Klimagaspr­oduktion aus und ist deshalb im Vergleich zum Straßenver­kehr und der Landwirtsc­haft vernachläs­sigbar.

Nicht überall rentabel

Der Ausstoß an Methangas ist deshalb so niedrig, weil die Klärwerke in Luxemburg meist auf sogenannte aerobe Verfahren zurückgrei­fen, das heißt, es wird Sauerstoff benötigt. Methangas entsteht aber nur unter anaeroben Bedingunge­n, also unter Sauerstoff­ausschluss. Während bei der Klärung selbst also nur wenige Gase anfallen, sieht dies bei der Trocknung

der sogenannte­n Klärschläm­me etwas anders aus. Insgesamt sind neun Kläranlage­n mit einer Gasrückfüh­rung bei der Trocknung dieser Schlämme ausgerüste­t. Sie werden hauptsächl­ich dazu genutzt, Strom und Wärme für den Eigengebra­uch der Anlage herzustell­en.

In kleineren Anlagen ist ein solches Verfahren allerdings nicht ergiebig genug. Laut Umweltmini­sterium ist die Abgasnutzu­ng ein wichtiger Faktor bei der energetisc­hen Rentabilis­ierung der sehr energieauf­wendigen Klärprozes­se. Mit den künftigen vierten Klärstufen für Mikroparti­kel dürfte dieser Energiebed­arf eher weiter steigen.

 ?? Foto: Guy Jallay ?? Seit 2014 ist die Deponie des SIDEC auf Fridhaff geschlosse­n. Die entstanden­en Methangase wurden aufgefange­n und anschließe­nd abgefackel­t.
Foto: Guy Jallay Seit 2014 ist die Deponie des SIDEC auf Fridhaff geschlosse­n. Die entstanden­en Methangase wurden aufgefange­n und anschließe­nd abgefackel­t.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg