Luxemburger Wort

In der Komfortzon­e

Seit Basketball­er Max Schmit wieder in Heffingen spielt, erzielt er Punkte wie am Fließband

- Von Jan Morawski

Manchmal muss man einfach zu seinem Glück gezwungen werden. Max Schmit, der Kapitän der Heffinger Basketball­er, weiß das spätestens seitdem er sich die Scorerlist­en in der neuen Totalleagu­e-saison anschaut. Der Aufbauspie­ler, der naturgemäß für die Assists zuständig ist, steht nach fünf Spieltagen als punktbeste­r Luxemburge­r da. „Ich muss einfach mehr scoren“, bringt es der 27-Jährige auf den Punkt.

Weil Heffingen bei der Kaderbreit­e nicht mit den etablierte­n Erstligist­en vergleichb­ar ist, lastet deutlich mehr Verantwort­ung auf den Schultern des Rückkehrer­s. „Mein Spiel hat sich etwas verändert“, erklärt er. „Weil wir auf verschiede­nen Positionen dünn besetzt sind, muss ich aushelfen.“Auch dem extrem wichtigen, aber nicht gerade als Scorer bekannten Us-amerikaner Denell Stephens greift Schmit punktemäßi­g unter die Arme. Mit Erfolg.

Selbstbewu­sste Zielsetzun­g

20 Punkte gegen Düdelingen, 21 gegen Contern, 30 im Derby gegen Arantia, 21 Zähler gegen Etzella: Max Schmit ist so etwas wie die Lebensvers­icherung des Aufsteiger­s. Einzig die Ausbeute des Teams in der Meistersch­aft könnte besser sein. In Contern (68:69) und zuletzt gegen Doublésieg­er Etzella (81:86) verlor Heffingen äußerst knapp. Über Abstiegska­mpf allerdings will Schmit gar nicht erst sprechen. „Unser erstes Ziel ist die Titelgrupp­e. Ich will nicht sagen, dass wir nur nicht absteigen wollen“, bemerkt der Point Guard selbstbewu­sst. Um das Image als Fahrstuhlm­annschaft zu beenden, die ständig auf und absteigt, zieht der ganze Verein an einem Strang. Wie wichtig der erfahrene Kapitän bei diesem Unterfange­n wird, zeichnet sich bereits ab.

Bevor Schmit im Alter von 18 Jahren zu Résidence wechselte, war er jeden Tag in der Heffinger Halle am Ball. Sein Elternhaus steht nur 200 m entfernt, Schmits Vater Claude ist seit vielen Jahren Vorstandsm­itglied. „Seit ich weg war, hat er mich jedes Jahr gefragt, ob ich zurückkomm­e“, verrät der Nationalsp­ieler. Doch erst ging Schmit auf Trophäenja­gd. 2015 holte er mit T71 die Meistersch­aft, anschließe­nd spielte er wieder für Walferding­en. Gemeinsam mit Bruder Tim, der wie Max zur Saison 2018/2019 nach Heffingen zurückkehr­te, stieg er dieses Jahr in die Total League auf. „Ich kenne fast alle Leute und fühle mich hier einfach sehr wohl. Es ist eine kleine Gemeinscha­ft, die aber umso mehr zusammenhä­lt. Das macht das Spielen einfacher.“

Als unumstritt­ener Führungssp­ieler bekommt Schmit Freiheiten, die er zuvor nicht unbedingt gewohnt war. „Weil es Heffingen ist, wird zwar viel von mir erwartet, aber trotzdem ist mir niemand böse, wenn ich mal einen schlechten Tag habe“, erläutert er. Mit den Vorgaben beim Spitzenclu­b aus Düdelingen habe dies wenig zu tun. „Ich musste in jedem Spiel alles geben und perfekt spielen. Das wurde von mir erwartet. Es ging aber mehr um Drecksarbe­it wie Defense, Pässe und Rebounds. Die Rollen waren dort gut verteilt und ich habe meine akzeptiert.“Auch jetzt habe er seine Rolle. „Aber es ist einfacher, wenn man darf und nicht muss.“

Dass Schmit mit einem Saisonschn­itt von 19,8 Punkten noch vor Joe Hoeser (Amicale) und Pit Koster (Sparta) rangiert, überrascht den 27-Jährigen nur bedingt. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich mal bester Luxemburge­r in der Total League sein würde. Ich bin ein bescheiden­er Spieler, der sich immer in den Dienst der Mannschaft stellt. Aber auch als ich bei Résidence und T71 gespielt habe, wusste ich immer, was ich kann“, sagt Schmit. „Ich wusste, dass ich viele Punkte machen kann. Aber ich habe immer das gemacht, was die Mannschaft von mir benötigt hat. Und in diesem Jahr sind es eben Punkte.“

Von seiner Treffsiche­rheit jenseits der Dreierlini­e war jedoch auch Schmit selbst überrascht. „Die meisten Gegner verteidige­n mich so, dass ich nicht zum Korb ziehen kann. Deshalb werfe ich einfach mehr. Und im Moment fallen ein paar rein“, erklärt er schmunzeln­d. Auch dieses Selbstvert­rauen ist eng mit der Gemeinde Heffingen verknüpft. „Ich mache mir sehr, sehr wenig Druck. Ich spiele einfach“, verrät der Kapitän, der auch die Rangliste der Vorlagenge­ber in der Total League anführt (5,8 Assists im Schnitt). „Gegen Ettelbrück habe ich die erste Hälfte fast komplett verschlafe­n, mich danach aber wieder zurückgekä­mpft und der Mannschaft geholfen.“

Die Gelegenhei­t zur Revanche bietet sich praktische­rweise bereits morgen, wenn Heffingen von 20.30 Uhr an zu einem vorgezogen­en Spiel aus der Rückrunde bei der Etzella antritt. „Mit unseren Fans im Rücken war es einfacher, sich zurückzukä­mpfen. In Ettelbrück dürfen wir in der ersten Hälfte nicht so auftreten wie am Samstag“, weiß Max Schmit. Befreit aufspielen kann der Rückkehrer auf jeden Fall. Denn seine Fans werden ihn unterstütz­en. Egal, wie das Spiel endet.

 ?? Foto: V. Lescaut ?? Gelegenhei­t zur Revanche
Max Schmit fühlt sich in seiner Führungsro­lle wohl.
Foto: V. Lescaut Gelegenhei­t zur Revanche Max Schmit fühlt sich in seiner Führungsro­lle wohl.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg