Hamilton entblößt Ferraris Schwächen
Der Scuderia fehlt in der Formel 1 das gewisse Etwas, um mit Mercedes mitzuhalten
Auf dieses Selfie mit dem bald sechsmaligen Weltmeister Lewis Hamilton (GB) hätte Sebastian Vettel (D) am liebsten verzichtet. Dokumentierte das von einem Maskottchen erzwungene Podiumsfoto in Mexiko doch wieder das Scheitern seines Ferrariteams beim Angriff auf die Formel-1-vorherrschaft von Mercedes und seinem Champion. „Es liegt an uns, einen besseren Job zu machen. Das ist einfacher gesagt als getan“, stellte Vettel nach Platz zwei nüchtern fest.
Der Brite genoss die Glücksmomente nach seiner Demofahrt der Extraklasse ausgiebig. „Dieses Gefühl nutzt sich niemals ab“, beteuerte Hamilton nach dem 83. Karrieresieg. Schon ein achter Platz genügt ihm am kommenden Sonntag in Austin (USA) zur Vollendung des nächsten Wm-triumphs.
Vettel: „Mercedes ist der Maßstab“
Und wer sah, wie der 34-Jährige die gewagte Reifentaktik von Mercedes im Autodromo Hermanos Rodriguez zum Erfolg führte, dürfte kaum zweifeln, dass Hamilton in der kommenden Saison den Rekord des siebenmaligen Weltmeisters Michael Schumacher (D) egalisiert. „Hamilton hat diesen Status absolut verdient“, schrieb der britische „Telegraph“.
Auch Vettel spürte in Mexiko einmal mehr, wie schwer es ist, der silbernen Erfolgsmaschine beizukommen. „Wir müssen sicherstellen, dass die Dinge Klick machen. Mercedes hat in den vergangenen Jahren gezeigt, was möglich ist, sie sind der Maßstab“, sagte der Deutsche. Mit enormer Anstrengung hat Ferrari zwar seit der Sommerpause deutlich aufgeholt, doch das gewisse Etwas fehlt noch zu oft.
In Mexiko war es der Mut zum Risiko bei der Strategie. Vom Renntempo der im Training noch unterlegenen Silberpfeile wurde Ferrari nicht zum ersten Mal kalt erwischt. Trotz eines früh beschädigten Unterbodens konnte Hamilton auf uralten Reifen Vettel auf Distanz halten. „Es ist die Kombination aus Talent und Erfahrung, die ihn zu solch großartigen Rennen bringt“, sagte Mercedes-teamchef Toto Wolff. Hamiltons zehnter Saisonsieg war zugleich der dritte Mercedes-erfolg in Serie, obwohl jedes Mal ein
Ferrari von der Pole Position gestartet war. Ein starker Motor und Tempo auf einer Runde allein reichen dem Vettel-team zwar für ein paar Siege, aber nicht für den ganz großen Wurf. Auf dem allerhöchsten Niveau hat sich die Scuderia auch in diesem Jahr als nicht titelreif erwiesen. Die Fahrer zu fehleranfällig, die Strategen oft überfordert, die Techniker lange auf dem Irrweg – es gibt noch viel zu verbessern für 2020. dpa