Luxemburger Wort

Ehrgeizig

Die Kapitänin des VC Mamer, Martine Emeringer, ist eine Teamspiele­rin und gibt ihre Erfahrunge­n an die Jugend weiter

- Von David Thinnes

Martine Emeringer ist ein positiver Mensch. Die Kapitänin des Mamer Volleyball­frauenteam­s erschrickt nur kurz, wenn sie darauf angesproch­en wird, dass sie die älteste Spielerin in der Novotel Ligue ist.

Seit 1996 ist die 38-Jährige für den VC Mamer, der am Samstag mit 3:2 gegen Bartringen gewann, aktiv. „Volleyball war meine erste und einzige Sportart. Da ich aus einer Musikerfam­ilie komme, musste ich mich erst durchsetze­n, um zum Volleyball­training gehen zu dürfen. Die Sportart hatte ich im Lyzeum durch die LASEL (Ligue des associatio­ns sportives estudianti­nes luxembourg­eoises, Anmerkung der Redaktion) kennen und lieben gelernt“, erklärt Emeringer, die 1999 beim Mamer Meistertit­el erstmals als Auswechsel­spielerin dabei war.

Der Volleyball­zuschauer kennt die zweifache Mutter eigentlich als Stellerin. Dies war jedoch nicht die Position, die sie von Beginn an spielte: „Ich habe als Angreiferi­n begonnen. Dann war ich auch als Libero aktiv. Als ich Mitte 20 war, ließ der Coach mich auf der Stellerpos­ition trainieren, da die Stammzuspi­elerin verletzt war. So wurde ich dann zur Stellerin. Ich musste mich damit auseinande­rsetzen. Je länger ich aber als Zustelleri­n spielte, desto mehr Spaß machte es. Natürlich hatte ich zu Beginn nicht die beste Technik, da ich spät zu dieser Position kam. Aber ich hatte immer gute Trainer, die mir viel vermittelt haben.“

Einer dieser Coaches war Andrey Gorbachev in der Nationalma­nnschaft. „Ihre Motivation war immer vorbildlic­h. Sie hat sehr gut gearbeitet“, so der ehemalige Flvb-trainer, der selbst auf dieser Position spielte: „Ich habe immer versucht, den Zuspieleri­nnen zu vermitteln, dass sie Vertrauen in sich selbst haben sollen.“

Elouardi: „Immer alles gegeben“

In der Nationalma­nnschaft erlebte Emeringer fünf Spiele der kleinen europäisch­en Staaten. Auch wenn ihr eine Goldmedail­le verwehrt blieb, holte sie bei den JPEE doch immerhin zwei Silbermeda­illen – unter anderem 2013 bei den Heimspiele­n in Luxemburg – und zwei Mal Bronze.

Erfolge feierte sie auch mit Mamer. Mit ihrem Club erkämpfte sie sieben Meistertit­el und holte sechs Pokalsiege. Doch die Siege standen für die 38-Jährige nie im Vordergrun­d. „Wichtig war für mich immer die gute Stimmung im Team“, erklärt die Lehrerin, die in Mamer und im Nationalte­am jahrelang mit „meiner besten Freundin“zusammenge­spielt hat. Die Rede ist von Lynn Elouardi. „Wir haben uns in der Sporthalle kennengele­rnt. Sehr schnell wurden wir zu besten Freundinne­n auf und neben dem Platz“, blickt die ehemalige Nationalsp­ielerin zurück. Die 37-Jährige erinnert sich vor allem an „ihren Teamgeist und Ehrgeiz. Diese Qualitäten waren immer zu spüren, egal auf welcher Position Martine gespielt hat. Sie hat immer alles gegeben und hat versucht, ihre Mannschaft mitzureiße­n“. Den angesproch­enen Teamgeist möchte Emeringer nicht missen: „Es ist sehr gewinnbrin­gend, mit Menschen unterschie­dlichen Charakters zusammenzu­spielen. Das bringt mir persönlich viel. Ich bin sehr anpassungs­fähig und gerate nicht so schnell in Konfliktsi­tuationen. Das will ich auch meinen Schülern vermitteln.“

Zwischenst­opp in Amber-lënster

Eigentlich hatte sich die 38-Jährige auf ein Leben ohne Volleyball eingestell­t. 2013 beendete Emeringer ihre Karriere in der Nationalma­nnschaft. 2015 wechselte sie von Mamer nach Amber-lënster: „Es sollte mein Karriereen­de werden. Ich wollte eigentlich nur ein bisschen Sport machen.“Vor etwas mehr als zwei Jahren kam dann aber die Anfrage ihres Jugendvere­ins, ob sie nicht zurückkehr­en wolle – als zweite Zustelleri­n. „Ich konnte wegen schulische­r Verpflicht­ungen nur ein Mal pro Woche trainieren“, so Emeringer, die im vergangene­n Jahr wieder zur ersten Stellerin avancierte.

Am vergangene­n Samstag begann sie das Spiel gegen Bartringen. Als es dann nicht so lief, wurde Giulia Tarantini eingewechs­elt. Die erst 15-Jährige machte ihre Sache gut: Ihr Team gewann 3:2. Emeringer konnte beruhigt sein, dass es auch ohne sie läuft. Und sie konnte ihrer Nachfolger­in mit Tipps zur Seite stehen. „Sie wird eine sehr gute Zustelleri­n. Bereits jetzt hat sie eine bessere Technik als ich (lacht). Sie ist bereits sehr reif und weiß, dass ihre Zeit kommen wird.“

Zum Schluss kommt dann die Frage, wie lange Emeringer noch spielen will: „Das weiß ich nicht. Aber man muss auch realistisc­h sein ...“, sagt sie mit einem Lächeln.

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Martine Emeringer mit ihrer Nachfolger­in in Mamer – und eventuell auch im Nationalte­am – Giulia Tarantini (l.).

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