Ehrgeizig
Die Kapitänin des VC Mamer, Martine Emeringer, ist eine Teamspielerin und gibt ihre Erfahrungen an die Jugend weiter
Martine Emeringer ist ein positiver Mensch. Die Kapitänin des Mamer Volleyballfrauenteams erschrickt nur kurz, wenn sie darauf angesprochen wird, dass sie die älteste Spielerin in der Novotel Ligue ist.
Seit 1996 ist die 38-Jährige für den VC Mamer, der am Samstag mit 3:2 gegen Bartringen gewann, aktiv. „Volleyball war meine erste und einzige Sportart. Da ich aus einer Musikerfamilie komme, musste ich mich erst durchsetzen, um zum Volleyballtraining gehen zu dürfen. Die Sportart hatte ich im Lyzeum durch die LASEL (Ligue des associations sportives estudiantines luxembourgeoises, Anmerkung der Redaktion) kennen und lieben gelernt“, erklärt Emeringer, die 1999 beim Mamer Meistertitel erstmals als Auswechselspielerin dabei war.
Der Volleyballzuschauer kennt die zweifache Mutter eigentlich als Stellerin. Dies war jedoch nicht die Position, die sie von Beginn an spielte: „Ich habe als Angreiferin begonnen. Dann war ich auch als Libero aktiv. Als ich Mitte 20 war, ließ der Coach mich auf der Stellerposition trainieren, da die Stammzuspielerin verletzt war. So wurde ich dann zur Stellerin. Ich musste mich damit auseinandersetzen. Je länger ich aber als Zustellerin spielte, desto mehr Spaß machte es. Natürlich hatte ich zu Beginn nicht die beste Technik, da ich spät zu dieser Position kam. Aber ich hatte immer gute Trainer, die mir viel vermittelt haben.“
Einer dieser Coaches war Andrey Gorbachev in der Nationalmannschaft. „Ihre Motivation war immer vorbildlich. Sie hat sehr gut gearbeitet“, so der ehemalige Flvb-trainer, der selbst auf dieser Position spielte: „Ich habe immer versucht, den Zuspielerinnen zu vermitteln, dass sie Vertrauen in sich selbst haben sollen.“
Elouardi: „Immer alles gegeben“
In der Nationalmannschaft erlebte Emeringer fünf Spiele der kleinen europäischen Staaten. Auch wenn ihr eine Goldmedaille verwehrt blieb, holte sie bei den JPEE doch immerhin zwei Silbermedaillen – unter anderem 2013 bei den Heimspielen in Luxemburg – und zwei Mal Bronze.
Erfolge feierte sie auch mit Mamer. Mit ihrem Club erkämpfte sie sieben Meistertitel und holte sechs Pokalsiege. Doch die Siege standen für die 38-Jährige nie im Vordergrund. „Wichtig war für mich immer die gute Stimmung im Team“, erklärt die Lehrerin, die in Mamer und im Nationalteam jahrelang mit „meiner besten Freundin“zusammengespielt hat. Die Rede ist von Lynn Elouardi. „Wir haben uns in der Sporthalle kennengelernt. Sehr schnell wurden wir zu besten Freundinnen auf und neben dem Platz“, blickt die ehemalige Nationalspielerin zurück. Die 37-Jährige erinnert sich vor allem an „ihren Teamgeist und Ehrgeiz. Diese Qualitäten waren immer zu spüren, egal auf welcher Position Martine gespielt hat. Sie hat immer alles gegeben und hat versucht, ihre Mannschaft mitzureißen“. Den angesprochenen Teamgeist möchte Emeringer nicht missen: „Es ist sehr gewinnbringend, mit Menschen unterschiedlichen Charakters zusammenzuspielen. Das bringt mir persönlich viel. Ich bin sehr anpassungsfähig und gerate nicht so schnell in Konfliktsituationen. Das will ich auch meinen Schülern vermitteln.“
Zwischenstopp in Amber-lënster
Eigentlich hatte sich die 38-Jährige auf ein Leben ohne Volleyball eingestellt. 2013 beendete Emeringer ihre Karriere in der Nationalmannschaft. 2015 wechselte sie von Mamer nach Amber-lënster: „Es sollte mein Karriereende werden. Ich wollte eigentlich nur ein bisschen Sport machen.“Vor etwas mehr als zwei Jahren kam dann aber die Anfrage ihres Jugendvereins, ob sie nicht zurückkehren wolle – als zweite Zustellerin. „Ich konnte wegen schulischer Verpflichtungen nur ein Mal pro Woche trainieren“, so Emeringer, die im vergangenen Jahr wieder zur ersten Stellerin avancierte.
Am vergangenen Samstag begann sie das Spiel gegen Bartringen. Als es dann nicht so lief, wurde Giulia Tarantini eingewechselt. Die erst 15-Jährige machte ihre Sache gut: Ihr Team gewann 3:2. Emeringer konnte beruhigt sein, dass es auch ohne sie läuft. Und sie konnte ihrer Nachfolgerin mit Tipps zur Seite stehen. „Sie wird eine sehr gute Zustellerin. Bereits jetzt hat sie eine bessere Technik als ich (lacht). Sie ist bereits sehr reif und weiß, dass ihre Zeit kommen wird.“
Zum Schluss kommt dann die Frage, wie lange Emeringer noch spielen will: „Das weiß ich nicht. Aber man muss auch realistisch sein ...“, sagt sie mit einem Lächeln.