Diabetes bei Hamstern
Dolly, ein fast zweijähriges Chinesisches Streifenhamsterweibchen, wirkt, so sagen ihre Besitzer in der Sprechstunde, plötzlich recht füllig. Seit zwei Wochen hat sie zudem großen Durst und setzt große Mengen süßlich riechenden Wassers ab. Das Tier hat zudem getrübte Augen und überlange Krallen, was ihre Besitzer zunächst nur auf ihr – zumindest für Hamster – hohes Lebensalter zurückführen. Zu Beginn der noch unbekannten Krankheit war Dolly aufgedreht und geradezu hyperaktiv, nun hockt sie meist lethargisch in einer Käfigecke. Mithilfe eines Urinstreifentests kann schließlich nachgewiesen werden, dass Dolly einen viel zu hohen Zuckergehalt im Urin hat. Auch nach Abzug eines Teils des gemessenen Wertes – aufgrund von Stress durch den Transport und der Manipulation bei der Untersuchung – kommt immer noch ein sehr schwerwiegender Diabetes mellitus zur Diagnose. Aus dem hohen Urinzucker kann gefolgert werden, dass der eigentliche
Blutzuckerwert wohl noch um einiges höher liegt. An sich kann jeder Hamster, vor allem solche in Heimtierhaltung, an Diabetes erkranken. Chinesische Streifenhamster und Campbell-zwerghamster sind jedoch besonders gefährdet, da erblich schon stark vorbelastet. Auch bei Hamstern wird Diabetes mellitus „ Zuckerkrankheit“genannt, weil aufgrund Insulinmangels (wenn die Bauchspeicheldrüse ungenügend produziert) oder Insulinresistenz (wenn bei vorhandenem Insulin die Körperzellen nicht darauf reagieren) der Blutzuckerspiegel krankhaft hoch ist. Da Dollys Backentaschen beidseitig entzündet sind, kommt der Verdacht auf, dass sie mit Süßigkeiten gefüttert worden ist. Und tatsächlich hatten die Besitzer ihr jüngstes Kind wohl ein paar Mal dabei erwischt, wie es heimlich Gummibärchen und ähnliches Naschwerk in Dollys Käfig gab. Ganz ihrem natürlichen Trieb – dem Anlegen von Futterreserven – folgend, stürzen sich die Tiere auch in Heimtierhaltung auf komplett ungeeignetes Futter. Aufgrund ihres Alters lautet bei Dolly die Diagnose auf Typ II Diabetes. Zwar ist dieser auch nicht heilbar, aber mit blutzuckersenkendem Futter, in ihrem Fall 30 Bockshornkleesamen täglich zum normalen Trockenfutter, kann sie mit einiger Sicherheit das ihr wohl noch verbleibende halbe Lebensjahr bei guter Lebensqualität vollenden.