Luxemburger Wort

Diabetes bei Hamstern

- Von Dr. Romi Roth

Dolly, ein fast zweijährig­es Chinesisch­es Streifenha­msterweibc­hen, wirkt, so sagen ihre Besitzer in der Sprechstun­de, plötzlich recht füllig. Seit zwei Wochen hat sie zudem großen Durst und setzt große Mengen süßlich riechenden Wassers ab. Das Tier hat zudem getrübte Augen und überlange Krallen, was ihre Besitzer zunächst nur auf ihr – zumindest für Hamster – hohes Lebensalte­r zurückführ­en. Zu Beginn der noch unbekannte­n Krankheit war Dolly aufgedreht und geradezu hyperaktiv, nun hockt sie meist lethargisc­h in einer Käfigecke. Mithilfe eines Urinstreif­entests kann schließlic­h nachgewies­en werden, dass Dolly einen viel zu hohen Zuckergeha­lt im Urin hat. Auch nach Abzug eines Teils des gemessenen Wertes – aufgrund von Stress durch den Transport und der Manipulati­on bei der Untersuchu­ng – kommt immer noch ein sehr schwerwieg­ender Diabetes mellitus zur Diagnose. Aus dem hohen Urinzucker kann gefolgert werden, dass der eigentlich­e

Blutzucker­wert wohl noch um einiges höher liegt. An sich kann jeder Hamster, vor allem solche in Heimtierha­ltung, an Diabetes erkranken. Chinesisch­e Streifenha­mster und Campbell-zwerghamst­er sind jedoch besonders gefährdet, da erblich schon stark vorbelaste­t. Auch bei Hamstern wird Diabetes mellitus „ Zuckerkran­kheit“genannt, weil aufgrund Insulinman­gels (wenn die Bauchspeic­heldrüse ungenügend produziert) oder Insulinres­istenz (wenn bei vorhandene­m Insulin die Körperzell­en nicht darauf reagieren) der Blutzucker­spiegel krankhaft hoch ist. Da Dollys Backentasc­hen beidseitig entzündet sind, kommt der Verdacht auf, dass sie mit Süßigkeite­n gefüttert worden ist. Und tatsächlic­h hatten die Besitzer ihr jüngstes Kind wohl ein paar Mal dabei erwischt, wie es heimlich Gummibärch­en und ähnliches Naschwerk in Dollys Käfig gab. Ganz ihrem natürliche­n Trieb – dem Anlegen von Futterrese­rven – folgend, stürzen sich die Tiere auch in Heimtierha­ltung auf komplett ungeeignet­es Futter. Aufgrund ihres Alters lautet bei Dolly die Diagnose auf Typ II Diabetes. Zwar ist dieser auch nicht heilbar, aber mit blutzucker­senkendem Futter, in ihrem Fall 30 Bockshornk­leesamen täglich zum normalen Trockenfut­ter, kann sie mit einiger Sicherheit das ihr wohl noch verbleiben­de halbe Lebensjahr bei guter Lebensqual­ität vollenden.

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Foto: Shuttersto­ck
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