Luxemburger Wort

Fast nur Verlierer

- Von Dani Schumacher

Laut der jüngsten Politmonit­or-umfrage büßt die Regierung an Zustimmung ein. Die LSAP lässt Federn und die Grünen brechen ein. Während die LSAP sich ohne Grund mit Personalfr­agen selbst ins Gerede gebracht hat, sind Déi Gréng nach ihrem Höhenflug bei den letzten Wahlen durch den Skandal um Roberto Traversini und die Casier-debatte ins Straucheln geraten. Nur die DP kann leicht zulegen. Ihre bisherigen Leistungen sind zwar kaum dazu angetan, ihre Umfragewer­te in die Höhe zu treiben. Doch die Liberalen blieben bislang frei von Skandalen und sind als einzige Regierungs­partei nicht mit Personalqu­erelen aufgefalle­n. Die DP kann sich also bequem zurücklehn­en.

Die Opposition kann aber nicht von der Schwäche der Regierung profitiere­n. Vor allem die CSV bricht ein und erleidet bei der Zustimmung fast so hohe Verluste wie die krisengesc­hüttelten Grünen. Verwunderl­ich ist dies nicht. Anstatt nach außen hin Geschlosse­nheit zu demonstrie­ren, verheddern sich die Christsozi­alen in internen Flügelkämp­fen. Ihr Hauptprobl­em ist die ungelöste Führungsfr­age. Claude Wiseler, der die Partei mehr oder weniger erfolgreic­h zusammenge­halten hat, hat sich in die zweite Reihe verabschie­det. Ein Nachfolger ist nicht in Sicht.

Vor allem der Parteipräs­ident Frank Engel gibt in der Öffentlich­keit kein gutes Bild ab. Und auch parteiinte­rn ist er umstritten. Schon das knappe Resultat bei der Kampfabsti­mmung gegen Serge Wilmes hat deutlich gemacht, dass die Partei nicht geschlosse­n hinter ihm steht. Angesichts seiner undiplomat­ischen, ja ungestümen Art, ist er bei einem Teil der eigenen Partei mittlerwei­le zum Feindbild geworden. Besonders der Coup mit der Verfassung, der zwar hauptsächl­ich auf den Druck der alten Riege zurückzufü­hren sein mag, haben ihm der progressiv­e Parteiflüg­el, aber auch viele Sympathisa­nten übel genommen. Seine missglückt­e Koalitions­offerte an die DP tut ein Übriges. Die Frontalopp­osition von Michel Wolter scheint ebenfalls auf Innenwirku­ng ausgelegt zu sein. Außerhalb der Parteigren­zen kommt sie nicht gut an.

Der liberale Parteiflüg­el kann auch nicht punkten. Das Tandem Roth-mosar versucht seit Monaten, sich in der Casier-debatte zu profiliere­n, ohne Erfolg. Ihre nicht enden wollende Flut an parlamenta­rischen Fragen mag nach innen Wirkung zeigen. Doch nach außen hin vermögen sie nicht zu überzeugen, wohl auch deshalb, weil sich ihre Opposition­sarbeit in Kritik erschöpft und keine eigenen Verbesseru­ngsvorschl­äge kommen.

Die internen Querelen sind eine Spätfolge der Junckerära. Weil der Csv-übervater es versäumt hat, einen Nachfolger aufzubauen, driftet die Partei auseinande­r. Es fehlt ihr eine starke Führungspe­rsönlichke­it, die die Richtung vorgibt und die Mitglieder, aber auch potenziell­e Wähler, mit Visionen überzeugt. Davon sind die Christsozi­alen meilenweit entfernt. Wenn sich nicht bald ein starker Chef findet, der der Partei wieder ein kohärentes und tragfähige­s Ziel vorgibt, könnten die Wahlen 2023 erneut in einem Desaster enden. Denn auch das zeigt die Umfrage: Die CSV hat die junge Generation verloren.

Die Opposition kann nicht von der Schwäche der Regierung profitiere­n.

Kontakt: danielle.schumacher@wort.lu

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg