Luxemburger Wort

Folgen des weißen Wasserfall­s

Verschmutz­ung der Sauer nach Brand: Löschschau­m enthielt nur geringe Mengen einer schädliche­n Chemikalie

- Von Volker Bingenheim­er

Echternach. Der Schaumtepp­ich auf der Sauer nach dem Brand bei Euro-composites in Echternach hat offenbar weniger gravierend­e Folgen für die Umwelt nach sich gezogen als befürchtet. Rund einen Monat nach der Verschmutz­ung des Flusses zeigen Analysen, dass versehentl­ich eingeleite­te Chemikalie­n keine toxische Wirkung hatten. Das Wasserwirt­schaftsamt will vor einer ökologisch­en Bilanz noch weitere Ergebnisse abwarten.

Unmittelba­r nach dem Brand am 1. Oktober hatte eine schaumige Masse den Fluss unterhalb von Echternach weiß gefärbt. Grund war das Löschwasse­r, das vermischt mit Schaummitt­el sowie mit Phenolharz und Thermoöl aus der brennenden Industrieh­alle den Hang abwärts in den Fluss lief.

Noch am gleichen Nachmittag reagierten das Luxemburge­r Wasserwirt­schaftsamt und die rheinland-pfälzische Landesbehö­rde SGD Nord, die unter anderem für den Gewässersc­hutz zuständig ist. Beide Behörden entnahmen dem Wasser Proben und ließen sie in den folgenden Tagen untersuche­n.

Die Experten sorgten sich vor allem um eine mögliche Belastung mit polyfluori­erten Verbindung­en, wie sie im Löschschau­m enthalten sind. Davor hatten sie die

„Müssen weitere Untersuchu­ngen abwarten“: Luc Zwank vom Wasserwirt­schaftsamt.

Chemikalie Perfluoroc­tansulfons­äure (PFOS) im Blick. Dieses Tensid wurde noch in Löschschäu­men älteren Datums verwendet.

Die Analyseerg­ebnisse der SGD Nord liegen nun vor – und deuten auf Entwarnung hin. Gemessen wurden nur geringe Konzentrat­ionen von 0,9 Mikrogramm PFOS pro Liter Wasser. Laut Eu-richtlinie liegt die Umweltnorm für die Wasserpoli­tik bei 36 Mikrogramm pro Liter. Stärker erhöht waren hingegen die Konzentrat­ionen des Ersatzstof­fes, der heutzutage in Löschschau­m verwendet wird. Dieser ist jedoch weniger umweltschä­dlich. „Wir haben die Wasserprob­e

an der Einleitste­lle einem Leuchtbakt­erientest unterzogen“, sagt eine Behördensp­recherin. „Dabei ergaben sich keine Hinweise auf Toxizität.“

Zudem scheint sich der Grenzfluss schnell von der Verschmutz­ung erholt zu haben. Drei Tage später, am 4. Oktober, erhob die Behörde noch einmal eine Probe. Dort lag die Belastung mit PFOS nur noch bei 0,002 Mikrogramm, was im Bereich der üblichen Werte von Gewässern liegt. „Ein Nachlaufen von Löschwasse­r konnte somit ausgeschlo­ssen werden“, heißt es von der Behörde aus Koblenz.

Noch nicht genau abzuschätz­en sind die Konsequenz­en der Havarie für die Umwelt. „Uns liegen noch nicht die nötigen Daten vor“, sagt Luc Zwank, beigeordne­ter Direktor des Wasserwirt­schaftsamt­s. „Eine spezialisi­erte Firma muss zuerst Analysen von Sedimenten und von Fischen durchführe­n. Dann werden wir sehen, inwiefern sich die Substanzen angereiche­rt haben oder nicht“, erklärt Zwank.

Produktion auf Sparflamme

Noch lange nicht verdaut sind die Brandschäd­en bei dem Verbundwer­kstoff-hersteller Euro-composites. „Wir würden gerne die durch das Feuer zerstörte Halle abreißen und neu bauen, aber dafür fehlt noch die Genehmigun­g“, sagt Firmenspre­cher Horst Willkomm. Auch benachbart­e Hallen seien beschädigt worden, weil durch Risse in der Decke Löschwasse­r eingedrung­en war. Zudem will ein von der Staatsanwa­ltschaft beauftragt­er Gutachter sich den Brandherd anschauen. Wegen der Schäden laufe die Produktion einen Monat nach dem Brand immer noch auf Sparflamme. „Wir suchen jetzt Ausweichmö­glichkeite­n in anderen Hallen“, sagt Willkomm.

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In einem dicken Strom fließt der Schaum von einem Rückhalteb­ecken in Richtung Sauer. Das Echternach­er Industrieg­ebiet befindet sich nur einige hundert Meter vom Grenzfluss entfernt.
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Fotos: Wasserwirt­schaftsamt Von der Belastung hat sich die Sauer den Untersuchu­ngen zufolge innerhalb weniger Tage wieder erholt.
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