Denkmalfrevel an ältester Klosterabtei
Die Saarländische Denkmalschutzbehörde fordert die Rücknahme der Baumaßnahme
Das älteste existierende Kloster Deutschlands befindet sich in der Gemeinde Tholey im benachbarten Saarland. Noch immer leben hier Mönche. Sie sind sogar in jüngerer Zeit wieder besonders aktiv und wollen das Kloster restaurieren und in neuem Glanz erstrahlen lassen. Dabei wurde auch ein verwitterter Rundbogen über einem Kircheneingang entfernt; er soll durch ein neues Tympanon ersetzt werden. Das saarländische Landesdenkmalamt spricht von Kulturfrevel und fordert die Wiederherstellung.
Dabei wollten die Mönche alles gutmachen. Nachdem das Kloster, das dem heiligen Mauritius geweiht ist, lange Jahre eher stagniert hatte, steht nun eine große Erneuerungswelle an. So ist ein Auftrag für neue Kirchenfenster an einen der prominentesten deutschen Maler, dem Kölner Gerhard Richter sowie, als ökumenisches Gegengewicht, an die afghanische Künstlerin Mahbuba Maqsoodi ergangen. Im kommenden Jahr sollen sie fertiggestellt werden. Spätestens dann, so die Hoffnung der Mönche und der saarländischen Politiker, wird sie die Tholexer Benediktinerabtei St. Mauritius zu einem Touristenmagneten entwickeln – ein kulturelles Highlight, weniger als 100 Kilometer von Luxemburg entfernt.
Abt mit Luxemburg verbunden
Die Initiative für die Neuerungen gehen vom neuen Abt des Klosters aus, der sich als Mönch ebenfalls den Namen Mauritius gegeben hat. Mauritius Choriol, geboren als Alain Choriol, stammt aus dem Elsass, ist aber auch mit Luxemburg eng verbunden. Hier hat er als Koch gearbeitet, bevor er sich entschied, Theologie zu studieren. Nachdem er 2014 neuer Abt in Tholey wurde, versuchte er mit Erfolg, die Abtei mit neuen Impulsen
zu neuer Blüte zu führen. Er gewann mehrere junge Gläubige dazu, als Mönche in Tholey zu leben; die Bewohnerzahl steigt wieder. Auch die alten, aus der Zeit der Frühgotik stammenden Gebäude sollen nun behutsam, Schritt für Schritt restauriert werden.
Dennoch kam es jetzt wegen des Rundbogens über dem Kircheneingang zum Konflikt. Er war verwittert, sodass eh nicht mehr viel zu erkennen war. „Die ikonografische Darstellung ist nur noch unvollständig ablesbar“, bestätigt auch ein Gutachten des Mainzer Institut für Steinkonservierung. Zumal ein „riesiger Riss entstanden“ sei, so Bruder Wendelinus, zu dessen Aufgabe der Kontakt zwischen dem Kloster und der Presse gehört. In der Tat hatten Gläubige gar Angst, „es könnten Teile herunterfallen“, während sie die Kirche betreten, wie ein Besucher befürchtet. Die Situation sei „ein Fall von mehr als hundertjähriger Untätigkeit“, so noch einmal das Mainzer Gutachten. Es musste also etwas geschehen.
Verwitterter Rundbogen
Die Tholeyer Mönche und ihr energischer Abt entschieden sich zu einer konsequenten Lösung. Der verwitterte Rundbogen wurde „aus statischen Überlegungen heraus guten Gewissens“entfernt, bestätigt Bruder Wendelinus, und durch neu gefertigte „Nachschöpfungen“ersetzt. Der alte Bogen mit seinen Archivvolten wurde nicht zerstört und existiert noch, kann also auch ausgestellt werden, etwa im Historischen Museum von Saarbrücken. Aber die gesamte Abteikirche soll in neuem Glanz erstrahlen; dazu passt „das Eingangsportal in seinem verwitterten Zustand“nicht, bestätigt ein anderer Besucher. Er meint: „Dass ausgerechnet die Denkmalpfleger verhindern wollen, dass die Figuren am Portal originalgetreu wiederhergestellt werden, kann man einem Normalbürger nicht erklären“.
Denn in der Tat fordert der saarländische Denkmalschutz eine Rücknahme der Maßnahme. Es handele sich um „das einzige frühgotische Figurenportal westlich des Rheins neben dem der Liebfrauenkirche in Trier“, bestätigt der Saarländische Verein für Denkmalschutz, und der Chef des saarländischen Landesdenkmalamts Georg Breitner meint: „Ein Denkmal hat das Recht, die Spuren der Zeit vorzuzeigen.“In jedem Fall hätte es nicht einfach so entfernt werden dürfen. Die Denkmalschützer fordern also einen Wiedereinbau. „Es gibt zum Rückbau keine Alternative“, so der Direktor des Historischen Museums Saar, Simon Matzerath.
So stehen sich die Positionen gegenüber. Beide Seiten betonen zwar, dass das Tuch nicht zerschnitten sei. Dafür spricht auch, dass die Abtei in Tholey Dank der Mönche und ihrer Initiativen zum neuen Vorzeigeprojekt des Landes werden soll und dies allgemein anerkannt wird. In der Sache des Rundbogens müssen jetzt aber übergeordnete Instanzen vermitteln: das saarländische Kultusministerium auf der einen Seite sowie der päpstliche Nuntius namens der Kurie auf der anderen Seite.