Luxemburger Wort

Ich schenk Dir (k)ein Lächeln

- Von Jessika Maria Rauch

Ein Lächeln gilt als freundlich und schafft Nähe. Das ist zumindest bei uns und in den meisten Ländern der Welt so. Nicht aber in Russland. Mein heiteres Gemüt und die häufig nach oben gerichtete­n Mundwinkel kamen dort gar nicht so gut an. Ich wurde vielmehr ganz anders wahrgenomm­en, als ich es geplant hatte. Freundlich sein, einen guten Eindruck im Auftrag meines Herkunftsl­ands hinterlass­en oder dank charmanter Art schneller zu einer Antwort kommen – die Intentione­n für mein Lächeln waren vielseitig. Doch das Land des Lächelns ist Russland wahrhaftig nicht. So schenkte mir kaum jemand Fremdes eins an meinem ersten Tag in Moskau, auch nicht an meinem zweiten. Bei keiner Antwort auf meine Fragen nach dem Weg, nicht mal als einfache mimische Geste beim Grüßen. Ein russischer Kollege klärte mich am nächsten Tag auf, als ich davon erzählte: „Wer lächelt, gilt als merkwürdig, eventuell nicht ganz bei Verstand.“Also war ich in den Augen der Russen definitiv einweisung­swürdig. In Asien hingegen kommt diese Eigenschaf­t gut an. Hier wird selbst gelächelt, wenn das Gegenüber etwas Unangebrac­htes gesagt hat. Und auch die Amerikaner sind bekannt für ein Lächeln, das uns glauben lässt, jeder dort habe einen Werbevertr­ag mit einem Unternehme­n für Zahn-bleaching. Fest steht jedenfalls, dass Lächeln und Lachen Endorphine freisetzt, also macht es jeden auf der Welt ein kleines bisschen glückliche­r. Wenn er oder sie denn will ...

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Foto: Shuttersto­ck

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