Ich schenk Dir (k)ein Lächeln
Ein Lächeln gilt als freundlich und schafft Nähe. Das ist zumindest bei uns und in den meisten Ländern der Welt so. Nicht aber in Russland. Mein heiteres Gemüt und die häufig nach oben gerichteten Mundwinkel kamen dort gar nicht so gut an. Ich wurde vielmehr ganz anders wahrgenommen, als ich es geplant hatte. Freundlich sein, einen guten Eindruck im Auftrag meines Herkunftslands hinterlassen oder dank charmanter Art schneller zu einer Antwort kommen – die Intentionen für mein Lächeln waren vielseitig. Doch das Land des Lächelns ist Russland wahrhaftig nicht. So schenkte mir kaum jemand Fremdes eins an meinem ersten Tag in Moskau, auch nicht an meinem zweiten. Bei keiner Antwort auf meine Fragen nach dem Weg, nicht mal als einfache mimische Geste beim Grüßen. Ein russischer Kollege klärte mich am nächsten Tag auf, als ich davon erzählte: „Wer lächelt, gilt als merkwürdig, eventuell nicht ganz bei Verstand.“Also war ich in den Augen der Russen definitiv einweisungswürdig. In Asien hingegen kommt diese Eigenschaft gut an. Hier wird selbst gelächelt, wenn das Gegenüber etwas Unangebrachtes gesagt hat. Und auch die Amerikaner sind bekannt für ein Lächeln, das uns glauben lässt, jeder dort habe einen Werbevertrag mit einem Unternehmen für Zahn-bleaching. Fest steht jedenfalls, dass Lächeln und Lachen Endorphine freisetzt, also macht es jeden auf der Welt ein kleines bisschen glücklicher. Wenn er oder sie denn will ...