Venedig kämpft gegen neue Fluten
Schäden am Markusdom – Kulturminister ruft zu Spenden für das „Welterbe Italiens und der Menschheit“auf
Venedig. Nur drei Tage nach dem verheerenden Hochwasser in Venedig ist die Lagunenstadt erneut überflutet worden. Der überschwemmte Markusplatz wurde gestern gesperrt, um die Sicherheit der Menschen nicht zu gefährden, erklärte Bürgermeister Luigi Brugnaro und rief Einwohner und Touristen zur Vorsicht auf. Vor allem starker Wind trug das Wasser wieder in die Stadt. Schulen waren genauso wie der Dogenpalast und Behörden geschlossen. Der öffentliche Verkehr in der Unesco-welterbestadt wurde eingestellt, keine Wasserbusse fuhren mehr. Auch der Markusdom bekam Schäden ab. Ein Hochstand wie zu Beginn der Woche wurde aber nicht erreicht.
Das Wasser stieg auf einen Stand von 154 Zentimeter über dem normalen Meeresspiegel und ging dann wieder zurück. Rund 70 Prozent der historischen Stadt seien überschwemmt, berichteten lokale Medien. Auch die Krypta des Markusdoms – einem der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt – stand wieder unter Wasser. „Man muss die enormen Schäden am Kulturerbe verstehen (...)“, sagte Kulturminister Dario Franceschini bei einem Besuch in Venedig. „Eine
gewaltige Anstrengung des Staates und der ganzen italienischen Gesellschaft ist notwendig, um Venedig zu unterstützen.“Er rief zu Spenden für die Stadt auf, um dem „Welterbe Italiens und der Menschheit“zu helfen. Die Kunstausstellung Biennale, die noch bis 24. November geht, war gestern geöffnet.
Alles verloren
Am Dienstagabend – als eine Flut fast die gesamte Stadt überschwemmte – hatte das Wasser mit 187 Zentimeter deutlich höher gestanden. Das war der höchste Wert seit mehr als 50 Jahren. Das bedeutet, dass mehr als 90 Prozent der historischen Stadt unter Wasser standen. Die Schäden gehen in die Hunderte Millionen Euro.
„Die Menschen haben alles verloren“, erklärte Brugnaro. Das eindringende Salzwasser mache alles noch viel schwieriger. Denn Meerwasser beschädigt Denkmäler, Marmor und Kunstschätze wesentlich mehr. „Es ist eine Herausforderung für das ganze Land geworden.“dpa