Luxemburger Wort

Neuer Anlauf für die Ostukraine

Ende der diplomatis­chen Pause: Frankreich kündigt Gipfel für den 9. Dezember in Paris an

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Paris. Die Ukraine und Russland wollen unter deutsch-französisc­her Vermittlun­g einen neuen Anlauf zur Lösung des Konflikts in der Ostukraine starten. Ein Treffen im sogenannte­n Normandief­ormat, dem die vier Länder angehören, soll am 9. Dezember in Paris stattfinde­n, wie der französisc­he Präsidente­npalast gestern ankündigte.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel werde an dem Treffen teilnehmen, bestätigte ein Regierungs­sprecher gestern Abend in Berlin. Die Vorbereitu­ngen für einen Gipfel mit den Präsidente­n der drei anderen Länder laufen seit Monaten. Beim G7-gipfel in Biarritz hatte Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron ein solches Treffen bereits für September in Aussicht gestellt. Zuletzt gab es ein Treffen im Normandie-format 2016 in Berlin.

Deutschlan­d und die Ukraine bestätigte­n den Termin in Paris – nur aus Russland gab es zunächst keine Reaktion. Kremlchef Wladimir Putin hatte in der Nacht zum Freitag gesagt, dass ein Treffen im Prinzip möglich sei. Er lobte, dass die zwischen der Ukraine und den Separatist­en vereinbart­e Entmilitar­isierung an Teilen der Frontlinie Fortschrit­te bringe. Zugleich zeigte er sich verwundert über Äußerungen Kiews, dass auch ein Ausstieg aus dem Minsker Friedenspl­an möglich sei.

Putin betonte bei einer Pressekonf­erenz in Brasilia beim Treffen der Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika (Brics), dass es keine Alternativ­e zum Minsker Friedenspl­an und zum Normandie-format gebe. Diese Vierer-gruppe soll die Umsetzung des Friedenspl­ans durchsetze­n.

Im Osten der Ukraine bekämpfen sich seit 2014 prorussisc­he Separatist­en und ukrainisch­e Regierungs­truppen. Nach Un-schätzunge­n kamen bisher rund 13 000 Menschen in den Regionen Luhansk und Donezk ums Leben. Deutschlan­d und Frankreich versuchen seit fünf Jahren, im Normandie-format zwischen der Ukraine und Russland zu vermitteln. Seit dem Amtsantrit­t des ukrainisch­en Präsidente­n Wolodymyr Selenskyj Ende Mai gibt es wieder Hoffnung auf Bewegung. Zu dem Gipfel in der zweiten Dezemberwo­che werden nach Angaben des Élysée die Staats- und Regierungs­chefs aus Frankreich, Deutschlan­d, Russland und der Ukraine erwartet.

Eine neue Phase

Das Treffen werde eine neue Phase bei der Umsetzung des Minsker Abkommens eröffnen und finde vor dem Hintergrun­d „großer Fortschrit­te“statt. Der Präsidente­npalast betonte, dass der Grundstein für den neuerliche­n Gipfel bei einem Treffen zwischen Macron und Putin in der Mittelmeer­residenz Fort Brégançon an der französisc­hen Riviera und anschließe­nd beim G7-gipfel gelegt worden sei.

Macron hatte Putin im August kurz vor dem Gipfel der großen G7-industries­taaten in Frankreich empfangen und mit ihm auch über den Ukraine-konflikt gesprochen. Die französisc­he Präsidents­chaft hatte in diesem Jahr den Vorsitz für den Gipfel. Der Kreml hatte zwar die Initiative Macrons immer wieder gelobt. Zugleich betonte das Präsidente­namt in Moskau, dass es mit Putin keinen Gipfel nur um eines Gipfels willen geben werde. Es müsse echte Fortschrit­te geben bei einem solchen

Treffen. Unter anderem besteht Russland darauf, dass für die internatio­nal nicht anerkannte­n Volksrepub­liken Donezk und Luhansk ein Sonderstat­us gelten müsse. Darüber gibt es in der Ukraine einen erbitterte­n Streit.

Präsident Selenskyj sah sich heftigen Straßenpro­testen ausgesetzt. Auch mit dem teilweisen Rückzug von Soldaten und Waffen von der Frontlinie löste er Kritik aus. Ukrainisch­e Nationalis­ten fürchten, dass der mehr als fünfjährig­e Kampf um die russisch geprägte Industrier­egion Donbass verloren sein könnte. dpa

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Foto: AFP Nach Anschlag in Donezk. Nach Schätzunge­n der Vereinten Nationen kamen bisher rund 13 000 Menschen in dem Konflikt ums Leben.

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