Beruf mit Nachwuchsproblemen
Jedes Jahr schließen nur fünf Schülerinnen die Ausbildung zur Hebamme ab
Luxemburg. Sie stehen am Anfang von fast jedem Leben: Hebammen. Rund 230 gibt es im Großherzogtum. Sie waren im vergangenen Jahr bei 7 082 Geburten in Luxemburg dabei, sieben davon fanden zu Hause statt. Hebammen arbeiten als Angestellte oder Freiberufler – größtenteils in Krankenhäusern, manchmal machen sie auch Hausbesuche.
In Frauenhand
In Luxemburg üben nur Frauen den Beruf aus, obwohl auch Männer diesen wählen können. „Zur Ausbildung werden auch männliche Schüler zugelassen. Allerdings gab es bisher erst zwei Anfragen von jungen Männern, die den Beruf erlernen wollten. Einer hat dann doch nicht begonnen, der andere hat abgebrochen“, berichtet Nadine Barthel, Präsidentin der
Association Luxembourgeoise des sages-femmes (ALSF) gestern bei einer Pressekonferenz zum 100jährigen Bestehen des Vereins. Insgesamt 110 Mitglieder zählt die Vereinigung, die es seit 1919 gibt.
Laut Alsf-präsidentin Nadine Barthel können auch Männer Geburtshelfer werden.
Dass Schüler den Brevet de technicien supérieur (BTS) abbrechen, komme immer wieder vor, sagt Alsf-vizepräsidentin Yolande Klein. Denn die Ausbildung sei hart: Den Stoff, den Schüler im Ausland innerhalb von vier Jahren lernen, müssten die jungen Menschen in Luxemburg in nur drei Jahren absolvieren. Hinzu kämen Praktika während der Ferien.
Das Ergebnis laut Yolande Klein: „Jedes Jahr beenden nur etwa fünf Schüler ihre Ausbildung. Es gibt dann nicht mehr genug Hebammen in Luxemburg.“Die Schüler schließen mit einem Btsfachdiplom ab und nicht mit einem Bachelor- oder Masterdiplom – im Gegensatz zu ihren Kollegen im Ausland. Das verringert die Chancen auf dem Arbeitsmarkt der jungen Hebammen aus Luxemburg. Deshalb fordert die ALSF, dass aus der Ausbildung ein Bachelorstudium werden soll, das die Schüler innerhalb von vier Jahr absolvieren.
Denn es werden mehr Hebammen gebraucht: „Wenn werdende Mütter von Hebammen begleitet werden, führt das dazu, dass es mehr natürliche sowie weniger Frühgeburten und Kaiserschnitte gibt“, stellt Yolande Klein mit Überzeugung fest.
Die Verantwortlichen der ALSF hoffen, dass ihr Kompetenzbereich per großherzogliche Verordnung ausgeweitet wird – noch im Dezember dieses Jahres soll das geschehen. Die aktuellen Bestimmungen stammen nämlich aus dem Jahr 1981. Künftig soll dann jede werdende Mutter leichter die Hilfe von Hebammen vor, während und nach der Geburt in Anspruch nehmen können. sas