Luxemburger Wort

Früher stören

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Die unterschie­dlichen Halbzeiten in der Partie gegen Serbien sind ein Spiegelbil­d des Länderspie­ljahres der Luxemburge­r. Auch in der Em-qualifikat­ion hat die Mannschaft zwei Gesichter gezeigt. In der zweiten Halbzeit in Belgrad sah man das Team ohne Angst, das zu Beginn der Kampagne tolle Spiele mit viel Ballbesitz und guter Verteidigu­ng machte. In den ersten 45 Minuten war es eher die Mannschaft der vergangene­n zwei Monate. Sie hat abwartend und phlegmatis­ch gespielt und konnte sich glücklich schätzen, dass ein guter Torwart Schlimmere­s verhindert­e. Jeder stand zwar auf seiner Position, doch das nützt nichts, wenn man die Gegenspiel­er nicht richtig angreift. Wenn man sie nicht unter Druck setzt, werden sie immer selbstbewu­sster.

In der zweiten Halbzeit hat man gesehen, was möglich ist. Auch so starke Spieler wie die Serben machen Fehler, wenn sie unter Druck stehen. Beim Rückblick auf die Em-qualifikat­ion muss man festhalten, dass mehr drin gewesen wäre als vier Punkte. Sollte die Mannschaft in der abschließe­nden Partie gegen Portugal an die zweite Spielhälft­e vom Donnerstag anknüpfen, kann man dennoch insgesamt zufrieden sein.

Mit diesem Kader bringt es nichts, sehr tief zu stehen und passiv zu spielen. Dafür ist vor allem im offensiven Bereich zu viel Qualität vorhanden. Man muss aktiver werden und aggressive­r in die Zweikämpfe gehen. Wenn man den Gegner höher presst, macht dieser voraussich­tlich mehr Fehler. Gleichzeit­ig ist man bei der Ballerober­ung selbst näher dran an einer Torchance.

Auch wenn Portugal ein anderes Kaliber als Serbien ist, sollte man gegen den Europameis­ter offensiv mutiger agieren als zuletzt in Lissabon. Es nützt der Mannschaft nichts, wenn sie sehr defensiv spielt und dann 0:3 verliert. Das Spielfeld ist zudem in einem sehr schlechten Zustand. Warum also sollten die Luxemburge­r nicht in den ersten 20 Minuten voll in die Zweikämpfe gehen? Die Portugiese­n werden auf diesem Acker voraussich­tlich Probleme im Ballbesitz haben. Beim Gegenpress­ing hat man mit dem Untergrund weniger Schwierigk­eiten als die ballführen­de Mannschaft.

Leider gibt Luxemburgs Stadion mit diesem Rasen internatio­nal kein gutes Bild ab. Es ist Portugals letztes Spiel in der Em-qualifikat­ion, das wird zumindest teilweise in ganz Europa zu sehen sein. Eine gute Werbung ist das nicht.

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von Eric Hoffmann 88-facher Nationalsp­ieler

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