Noch ein Schritt
Deutschlands Fußball-nationaltrainer Joachim Löw fordert mehr Robustheit
Als die Frage nach „Männerfußball“und „echten Kerlen“kam, musste Joachim Löw kurz schmunzeln. „Die beiden Begriffe lassen wir mal weg“, sagte der Bundestrainer – und forderte dennoch von seinen Spielern beim womöglich letzten Schritt zum Em-ticket ein „richtiges Zweikampfverhalten“gegen Außenseiter Weißrussland: „Auf den Beinen bleiben, Körperkontakt suchen, dagegenhalten, widerstandsfähig sein. Da können wir noch zulegen.“
Löw will im vorletzten Emqualifikationsduell in Mönchengladbach (20.45 Uhr) von seinem Team die viel zitierte internationale Härte sehen – und natürlich einen Sieg. Sollte Erzrivale Niederlande im Parallelspiel in Nordirland nicht verlieren, wäre dann die Teilnahme an der EM 2020 schon vor dem Gruppenabschluss am Dienstag in Frankfurt am Main gegen die Nordiren perfekt.
„Es sind noch zwei Schritte bis zur Tür, die uns zur EM bringt“, sagte Löw: „Wir wollen diese zwei Spiele natürlich gewinnen, um einen positiven Abschluss für das Jahr zu haben.“2019 wird Löw vor allem mit den großen Personalsorgen als „ständigen Begleiter“in
Verbindung bringen: „Sie tragen nicht dazu bei, Konstanz reinzubringen, Automatismen einzuschleifen.“
Kimmich: „Ziel: Sechs Punkte“
Nach der schweren Knieverletzung von Süle muss zum Beispiel Ginter in die neue Rolle des Abwehrchefs hineinwachsen. Der Mönchengladbacher erhielt vor seinem Heimspiel von Löw eine Einsatzgarantie und ein Lob: „Ich habe das Gefühl, der Matze wird bei uns ein bisschen unterschätzt. Ich aber weiß, wie zuverlässig er ist und was er leisten kann.“
Ginter, der schon beim Wmtriumph vor fünf Jahren zum DFBTEAM gehörte und seitdem immer etwas unter dem Radar lief, muss nun auf dem Platz und auch in der Kabine aus sich herausgehen. „Ich will weiter vorankommen und mich als Persönlichkeit entwickeln“, sagte der Abwehrspieler.
Wer an Ginters Seite in der Vierer-abwehrkette verteidigt, ließ Löw offen. Das Tor hütet gegen Weißrussland Neuer, drei Tage später gegen Nordirland darf sich ter Stegen zwischen den Pfosten beweisen.
Das genaue Personal ist gegen Gegner wie Weißrussland und Nordirland aber eher zweitrangig. „Das Ziel ist klar: sechs Punkte!“, sagte Kimmich. Den Schlendrian fürchtet Löw nicht, er erfreute sich im Training über die „unglaublich hohe Disziplin“, die „große Energie im Team“und den „Ehrgeiz, sich Richtung EM weiterentwickeln zu wollen“. Der Bundestrainer warnte aber auch: „Man kann nicht davon ausgehen, dass man jeden Gegner aus dem Stadion schießt“.
Dennoch geht es in den beiden letzten Länderspielen des Jahres auch darum, die Zuneigung der Fans zurückzugewinnen. Der Borussia-park ist bei Weitem nicht ausverkauft, auch für das Nordirland-spiel in Frankfurt gibt es noch reichlich Karten. „In erster Linie sind wir verantwortlich, dass Leute ins Stadion kommen – ob wir sexy spielen oder nicht sexy“, sagte Kimmich: „Wir müssen erreichen, dass alle, die zu Hause bleiben, es ein Stück weit bereuen.“sid