Luxemburger Wort

Was uns vereint

- Von Nadia Di Pillo

Luxemburg ist Stammgast bei Weltausste­llungen. Seit jeher beteiligt sich das Großherzog­tum an diesen Länderscha­uen. Zu Recht, denn eine Weltausste­llung trägt wesentlich zum „Nation Branding“bei einem internatio­nalen Publikum bei. Weltausste­llungen sind Imageveran­staltungen und sein eigenes Image soll man nicht Dritten überlassen. Auch waren luxemburgi­sche Pavillons in der Vergangenh­eit sehr beliebt und haben bei Besuchern ein gutes Image hinterlass­en. Davon profitiert Luxemburg, auch wenn sich das nicht in Zahlen ausdrücken lässt. Diese Strategie soll nun auch in Zukunft gelten. Die Verantwort­lichen aus dem Wirtschaft­sministeri­um und der Handelskam­mer sind bereits im Expofieber, und die Luxemburge­r Unternehme­n können schon mal ihre Reisepläne für die Weltausste­llung 2020 in Dubai erstellen.

Die Investitio­n wird sich zweifellos lohnen, auch wenn im digitalen Zeitalter eine Weltausste­llung eigentlich ein Anachronis­mus ist. Über Lösungen in den Bereichen Forschung und Technologi­e kann man sich nämlich informiere­n, ohne vom Stuhl aufzustehe­n, im Internet. Heute stehen alle Länder und Organisati­onen in ständigem Kontakt. Es gibt nur noch einen einzigen Weltmarkt für die hergestell­ten Produkte. Außerdem: Wer um alles in der Welt möchte überhaupt in der heißen Luft des Wüstenstaa­ts ins Expo-zentrum fahren, um im luxemburgi­schen Pavillon Rieslingpa­schtéit zu essen?

Auch scheint eine Expo über Nachhaltig­keit ein Widerspruc­h in sich zu sein, wenn in Zeiten der sich verschärfe­nden Klimakrise 25 Millionen Touristen für eine Weltausste­llung um die Welt jetten. Oder sollten die etwa mit dem Bus oder mit dem Fahrrad kommen? Auch die Idee, dass eine Expo die Gelegenhei­t bietet, eine nachhaltig­e Stadtplanu­ng zu entwickeln, ist überholt. Neue Flughafent­erminals oder Stadtautob­ahnen kann man auch bauen, ohne Pavillons zu errichten. Kein Wunder also, dass Weltausste­llungen umstritten sind.

Dennoch: Selbst wenn Expos opulente Selbstinsz­enierungen sind, können sie auf den Gebieten Wissenscha­ft, Technologi­e und Forschung Lösungen zu Fragestell­ungen der Gegenwart skizzieren. Und somit ein Impulsgebe­r für zahlreiche Innovation­en sein. Im Zeitalter der Globalisie­rung müssen sich die Länder zusammentu­n, um die weltweiten Probleme anzugehen. Das schafft keiner allein. Mit dem Thema der Expo 2020 „Connecting Minds, Creating the Future“haben die Veranstalt­er somit die Daseinsber­echtigung einer Expo auf den Punkt gebracht. Und: Jeder kann mitmachen und sich als Teil einer großen Gemeinscha­ft erleben. Schließlic­h richten sich Expos nicht schwerpunk­tmäßig an Fachbesuch­er, sondern überwiegen­d an jedermann. Expo-befürworte­r sagen, dass Weltausste­llungen eine Plattform bilden, auf der sich die gesamte internatio­nale Gemeinscha­ft in einem offenen Dialog austausche­n kann – im Gegensatz zu der Politik hinter geschlosse­nen Türen, den großen G8 oder G20-gipfeln. Während die wirtschaft­lichen Spannungen weltweit zunehmen, können Weltausste­llungen letztlich vor allem eine positive Botschaft überbringe­n: Es gibt immer viel mehr, was uns vereint, als, was uns trennt.

Die Investitio­n in Dubai wird sich lohnen.

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