Was uns vereint
Luxemburg ist Stammgast bei Weltausstellungen. Seit jeher beteiligt sich das Großherzogtum an diesen Länderschauen. Zu Recht, denn eine Weltausstellung trägt wesentlich zum „Nation Branding“bei einem internationalen Publikum bei. Weltausstellungen sind Imageveranstaltungen und sein eigenes Image soll man nicht Dritten überlassen. Auch waren luxemburgische Pavillons in der Vergangenheit sehr beliebt und haben bei Besuchern ein gutes Image hinterlassen. Davon profitiert Luxemburg, auch wenn sich das nicht in Zahlen ausdrücken lässt. Diese Strategie soll nun auch in Zukunft gelten. Die Verantwortlichen aus dem Wirtschaftsministerium und der Handelskammer sind bereits im Expofieber, und die Luxemburger Unternehmen können schon mal ihre Reisepläne für die Weltausstellung 2020 in Dubai erstellen.
Die Investition wird sich zweifellos lohnen, auch wenn im digitalen Zeitalter eine Weltausstellung eigentlich ein Anachronismus ist. Über Lösungen in den Bereichen Forschung und Technologie kann man sich nämlich informieren, ohne vom Stuhl aufzustehen, im Internet. Heute stehen alle Länder und Organisationen in ständigem Kontakt. Es gibt nur noch einen einzigen Weltmarkt für die hergestellten Produkte. Außerdem: Wer um alles in der Welt möchte überhaupt in der heißen Luft des Wüstenstaats ins Expo-zentrum fahren, um im luxemburgischen Pavillon Rieslingpaschtéit zu essen?
Auch scheint eine Expo über Nachhaltigkeit ein Widerspruch in sich zu sein, wenn in Zeiten der sich verschärfenden Klimakrise 25 Millionen Touristen für eine Weltausstellung um die Welt jetten. Oder sollten die etwa mit dem Bus oder mit dem Fahrrad kommen? Auch die Idee, dass eine Expo die Gelegenheit bietet, eine nachhaltige Stadtplanung zu entwickeln, ist überholt. Neue Flughafenterminals oder Stadtautobahnen kann man auch bauen, ohne Pavillons zu errichten. Kein Wunder also, dass Weltausstellungen umstritten sind.
Dennoch: Selbst wenn Expos opulente Selbstinszenierungen sind, können sie auf den Gebieten Wissenschaft, Technologie und Forschung Lösungen zu Fragestellungen der Gegenwart skizzieren. Und somit ein Impulsgeber für zahlreiche Innovationen sein. Im Zeitalter der Globalisierung müssen sich die Länder zusammentun, um die weltweiten Probleme anzugehen. Das schafft keiner allein. Mit dem Thema der Expo 2020 „Connecting Minds, Creating the Future“haben die Veranstalter somit die Daseinsberechtigung einer Expo auf den Punkt gebracht. Und: Jeder kann mitmachen und sich als Teil einer großen Gemeinschaft erleben. Schließlich richten sich Expos nicht schwerpunktmäßig an Fachbesucher, sondern überwiegend an jedermann. Expo-befürworter sagen, dass Weltausstellungen eine Plattform bilden, auf der sich die gesamte internationale Gemeinschaft in einem offenen Dialog austauschen kann – im Gegensatz zu der Politik hinter geschlossenen Türen, den großen G8 oder G20-gipfeln. Während die wirtschaftlichen Spannungen weltweit zunehmen, können Weltausstellungen letztlich vor allem eine positive Botschaft überbringen: Es gibt immer viel mehr, was uns vereint, als, was uns trennt.
Die Investition in Dubai wird sich lohnen.