Luxemburger Wort

Horizont ohne Silberstre­ifen

Vor zwei Jahren flüchten 700 000 Rohingya aus Myanmar nach Bangladesc­h – Ihre Zukunft ist weiter ungewiss

- Von Françoise Hanff

Über das Leid der Rohingya war in letzter Zeit nicht mehr viel in den Medien zu lesen. Schlagzeil­en machte vor kurzem lediglich der Vorschlag aus Bangladesc­h, 100 000 Rohingya-flüchtling­e auf die von Überschwem­mungen bedrohte Insel Bhasan Char umzusiedel­n, sowie der anschließe­nde Aufschrei von Hilfsorgan­isationen. Die Krise der Rohingya droht, in Vergessenh­eit zu geraten.

Sie gelten als eine der am meisten verfolgten Minderheit­en der Welt: In ihrer Heimat, dem mehrheitli­ch buddhistis­chen Myanmar, werden die muslimisch­en Rohingya als illegale Einwandere­r angesehen. 1982 wurde ihnen die Staatsbürg­erschaft entzogen, seitdem hat die Diskrimini­erung gegen sie stark zugenommen. Nachdem am 25. August 2017 Rebellengr­uppen aus den Reihen der Rohingya Polizei- und Militärpos­ten angegriffe­n hatten, kam es zu brutalen Übergriffe­n durch das myanmarisc­he Militär. Daraufhin flüchteten über 700 000 Rohingya aus der Provinz Nordrhakin­e ins benachbart­e Bangladesc­h. 250 000 Rohingya hatten bereits vorher dort Schutz gesucht. Die meisten von ihnen leben im Kutupalong­lager nahe der Grenzstadt Cox's Bazar.

Fortschrit­te, aber keine Perspektiv­e Einerseits stellt sich die Frage, welche Zukunft die Rogingya haben. Bislang hat Myanmar keine glaubwürdi­gen Angebote einer Rücknahme unterbreit­et. Anderersei­ts ist ungeklärt, wie Bangladesc­h, eines der ärmsten Länder Südostasie­ns, langfristi­g mit rund einer Million Flüchtling­e umgehen soll. Auf Dauer ist die Lage unhaltbar.

Im vergangene­n Juni hatte Kooperatio­nsminister­in Paulette Lenert die Gelegenhei­t, das Lager Kutupalong mit rund 630 000 Bewohnern nahe Cox's Bazar zu besuchen und sich dabei einen Überblick über die Entwicklun­gshilfe zu verschaffe­n, welche die luxemburgi­sche Regierung und Hilfsorgan­isationen vor Ort leisten. Ihr Besuch habe sie eine Zeit lang sprachlos gemacht, gestand Lenert neulich bei der von der Nichtregie­rungsorgan­isation Friendship Luxembourg organisier­ten Konferenz zum Thema „Würde wiederhers­tellen, Hoffnung bewahren – Wie viel kann eine humanitäre Organisati­on tun?“.

„Ich war überwältig­t vom Ausmaß der Katastroph­e. Ich war überwältig­t vom Umfang der Last, die auf den Schultern der Bangladesc­her Bevölkerun­g ruht.“Auch die Komplexitä­t der Logistik, die gemeinsame Anstrengun­g der verschiede­nen Akteure, die Resilienz der Flüchtling­e und die Abwesenhei­t einer langfristi­gen nachhaltig­en Lösung für die Krise hätten sie tief berührt, so die Ministerin weiter.

Trotz vieler Fortschrit­te verharrten die Rohingya in einer extrem prekären Lage. Die Grundursac­hen für ihre erzwungene Vertreibun­g seien nicht angegangen worden, und ihre Zukunft bleibe

Die menschlich­e Würde muss überleben, damit die Menschlich­keit überlebt.

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Foto: Eilo Elvinger Seit mehr als zwei Jahren leben die geflüchtet­en Rohingya – mehr schlecht als recht – im südlichen Bangladesc­h.

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