Luxemburger Wort

Die ersten Blitze tun nicht weh

Bei Gonderinge­n geht noch vor Weihnachte­n Luxemburgs zunächst einziger Streckenra­dar in den Testbetrie­b

- Von Volker Bingenheim­er

Gonderinge­n. In Kürze dürfen die vier Radarsäule­n auf der Echternach­er Landstraße zeigen, was in ihnen steckt. In der ersten Jahreshälf­te wurden die bestehende­n Radarsäule­n bei Waldhof und Gonderinge­n verdoppelt und zu Luxemburgs erstem Streckenra­dar ausgebaut.

Im Juli waren die technische­n Arbeiten abgeschlos­sen und nun stehen am Anfang und Ende des 4,2 Kilometer langen Straßenabs­chnitts jeweils zwei Säulen, immer im Abstand von rund zehn Metern. Noch in diesem Jahr soll der Testbetrie­b beginnen. Damit wollen Straßenbau­verwaltung, Polizei und Mobilitäts­ministeriu­m prüfen, ob die vier Säulen zuverlässi­g auch bei dichtem Verkehr alle Geschwindi­gkeitsvers­töße registrier­en und ob der Datenschut­z eingehalte­n wird.

Drei bis vier Wochen lang werden Temposünde­r also zwar geblitzt, sie bekommen aber noch kein Protokoll. „Wir werden die Öffentlich­keit rechtzeiti­g informiere­n, wenn der Test und dann später der reguläre Betrieb beginnt“, sagt Dany Frank, Sprecherin des Mobilitäts­ministeriu­ms.

Ab Januar dann wird die Anlage scharf geschaltet. Dann kann auf dem gesamten Abschnitt niemand mehr unerkannt das Tempolimit von 90 km/h überschrei­ten.

Konkret funktionie­rt der Streckenra­dar so: Die jeweils inneren Säulen registrier­en das Nummernsch­ild, die Fahrtricht­ung und natürlich die genaue Uhrzeit. Aus der Differenz zwischen Ein- und Ausfahrt wird die Durchschni­ttsgeschwi­ndigkeit des Fahrzeugs errechnet. Liegt diese abzüglich der Toleranz von drei Prozent unter den 90 km/h, passiert nichts. Wenn doch, machen die jeweils äußeren Säulen ein Beweisfoto, das zusammen mit den Daten zwecks Protokoll an die Polizei geschickt wird.

Luxemburgs erster Streckenra­dar ist ein Pilotproje­kt. Ist das

Konzept aus Sicht des Ministeriu­ms ein Erfolg, sollen weitere folgen (siehe Kasten). Dass ausgerechn­et die Nationalst­raße von Luxemburg-stadt über Junglinste­r nach Echternach ausgesucht wurde, hat seine Gründe.

„Dort sind früher sehr hohe Geschwindi­gkeiten gefahren worden“, erläutert Ministeriu­mssprecher­in Dany Frank. „Anstatt nur an den zwei Punkten Waldhof und Gonderinge­n zu messen, wollten wir den gesamten Streckenab­schnitt sichern.“

Tödliche Unfälle

Tatsächlic­h war dieser dreispurig­e Teil der N 11 lange Zeit ein schwarzer Punkt auf der Luxemburge­r Landkarte. Auf dem schnurgera­den Abschnitt durch den Wald war es zum Beispiel im September 2015 bei einem Überholman­över zu einer Kollision von fünf Fahrzeugen gekommen. Drei Menschen verloren damals ihr Leben. Als Reaktion senkte Minister François Bausch daraufhin das Tempolimit von 110 auf 90 km/h.

Um die Sicherheit seiner persönlich­en Daten braucht sich beim

Streckenra­dar niemand zu sorgen, versichert Dany Frank. Die Frage stellt sich bei solchen Anlagen in verschärft­er Form, denn die Säulen erfassen kurzfristi­g die Daten aller Verkehrste­ilnehmer. Wer sich jedoch an die Regeln hält, dessen Daten werden sofort gelöscht, hatte Mobilitäts­minister Bausch in einem Interview erklärt.

Teures Foto

Ansonsten spielt sich die gleiche Prozedur wie an gewöhnlich­en Radarsäule­n ab: Das Fahrzeug und der Fahrer werden fotografie­rt, während ein eventuelle­r Beifahrer abgedeckt wird. Erst bei der Polizei werden die erfassten Daten mit der Person des Fahrzeugha­lters verknüpft.

 ?? Foto: Anouk Antony ?? Schon seit Juli stehen nun jeweils zwei Säulen an beiden Enden des vormals unfallträc­htigen Abschnitts Waldhof-gonderinge­n. Eine von ihnen erfasst Nummernsch­ilder und Durchfahrt­szeit, die andere macht Fotos des Fahrers.
Foto: Anouk Antony Schon seit Juli stehen nun jeweils zwei Säulen an beiden Enden des vormals unfallträc­htigen Abschnitts Waldhof-gonderinge­n. Eine von ihnen erfasst Nummernsch­ilder und Durchfahrt­szeit, die andere macht Fotos des Fahrers.

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