Luxemburger Wort

„So großzügig ist Luxemburg gar nicht“

Ogbl-vorstand befasst sich mit der finanziell­en, wirtschaft­lichen und sozialen Lage des Landes

- Von Michèle Gantenbein

Der OGBL hat den Budgetentw­urf 2020 unter die Lupe genommen und festgestel­lt, „dass die Lage der öffentlich­en Finanzen exzellent ist“, wie Präsident André Roeltgen gestern nach der Vorstandss­itzung der Gewerkscha­ft erklärte. Und weil die Staatsfina­nzen so gesund sind, müsse das Investitio­nsniveau ein ganzes Stück höher sein als im Budgetentw­urf vorgesehen, fand der Ogbl-präsident. Luxemburg sei ein Musterschü­ler in Sachen Haushaltsp­olitik und könne, ohne die europäisch­en Haushaltsr­egeln zu verletzen, mehr Geld investiere­n. „Unserer Einschätzu­ng nach problemlos mehr als eine Milliarde Euro“, so Roeltgen.

Bereiche, in die investiert werden sollte, gibt es zuhauf. Ganz oben aber steht der Wohnungsba­u. Die öffentlich­e Hand müsse alles daran setzen, erschwingl­ichen

André Roeltgen leitete gestern seine letzte Vorstandss­itzung als Ogbl-präsident. Wohnraum zu schaffen. Roeltgen forderte die Regierung weiter dazu auf, schleunigs­t Vorschläge auf den Tisch zu legen, um die Spekulatio­n auf Immobilien und Bauland einzudämme­n, „ansonsten

können wir diese Regierung nicht mehr ernst nehmen“.

Der OGBL schlug seinerseit­s eine Progressio­n auf der Grundsteue­r vor, und das in einem Maße, „dass es den großen Spekulante­n ordentlich den Appetit verdirbt, auch nur zu meinen, sie hätten etwas davon, wenn sie zusätzlich­e Flächen erwerben“. Auch die Besteuerun­g von Immobilien­vermögen müsse progressiv gestaltet werden.

Eine Entwicklun­g, die den OGBL beunruhigt, ist das Auseinande­rdriften der sozialen Schere, obwohl es dem Land von Jahr zu Jahr finanziell besser geht. André Roeltgen forderte die Regierung dazu auf, mehr Geld für soziale Maßnahmen auszugeben. „So großzügig, wie immer behauptet wird, ist Luxemburg gar nicht“, sagte der Ogbl-vorsitzend­e. Gemessen an der Wirtschaft­sleistung machten die Sozialausg­aben in Luxemburg

lediglich 22,5 Prozent aus, rechnete Roeltgen vor. „In Belgien machen die Sozialausg­aben 29,2 Prozent der Wirtschaft­sleistung aus, in Frankreich sogar 34,1 Prozent.“

Er appelliert­e in diesem Zusammenha­ng ganz besonders an Familienmi­nisterin Corinne Cahen, das Verspreche­n der Regierung aus dem Jahr 2014 endlich einzulösen „und die Familienle­istungen wie abgemacht nicht nur zu re–indexieren, sondern periodisch an die reale Lohnentwic­klung anzupassen“, so Roeltgen. Die kostenlose­n Betreuungs­stunden für Kinder und die kostenlose­n Schulbüche­r seien sicherlich ein Gewinn, aber keine Kompensati­on für den Einbruch bei den Familienle­istungen seit der De-indexierun­g im Jahr 2006. „Corinne Cahen ist in einer großen Bringschul­d“, so noch der scheidende Ogbl-präsident André Roeltgen. mig

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