Das Narcosubmarino
U-boot mit drei Tonnen Kokain an Bord aufgespürt
Madrid. „Seit Jahren hören wir von dieser Art des Transports“, sagt ein spanischer Polizist, „aber gesehen haben wir ihn nie.“Nun doch: Am Sonntag ist vor der galicischen Küste im Nordwesten Spaniens erstmals ein Narcosubmarino aufgespürt worden, ein mit Drogen beladenes U-boot. Es hatte einen 8 000 Kilometer langen Weg durch den Atlantik, wahrscheinlich von Kolumbien, hinter sich. An Bord sind schätzungsweise drei Tonnen Kokain.
Gestern waren Einsatzkräfte noch damit beschäftigt, das nahe der Küste bei Aldán, in der Provinz Pontevedra, versenkte Boot an Land zu bringen. Von den drei Besatzungsmitgliedern, die schwimmend zu fliehen versuchten, nahm die Polizei zwei Ecuadorianer fest; dem dritten, offenbar einem Galicier, gelang es zu entkommen.
Die spanischen Drogenfahnder sind sich sicher: Das war nicht das erste Narcosubmarino, das den Weg über den Atlantik nach Spanien nahm. Diesmal wussten sie schon seit der Abfahrt aus einem Hafen in Südamerika von dem Transport. Ihr Fang ist das Ergebnis hartnäckiger Ermittlungen und internationaler Zusammenarbeit. Die zerklüftete Küste Galiciens nördlich von Portugal war in den 1990er-jahren Haupteinfallstor nach Europa für kolumbianisches Kokain. Der Druck der Polizei und die Festnahme wichtiger Köpfe der galicischen Drogenmafia ließ die Narcos nach anderen Routen suchen. Doch das Geschäft stand nie vollkommen still in der rauen Nordwestecke Spaniens, nur die öffentliche Aufmerksamkeit ließ nach.
Die Ermittler versuchen nun herauszufinden, welche der großen immer noch aktiven Familien die Ware aus dem U-boot in Empfang nehmen wollte. Einer der unweigerlich fallenden Namen ist der von Sito Miñanco, dem berühmtesten der galicischen Narcos, der zurzeit wegen Geldwäsche im Gefängnis sitzt – was ihn nicht davon abhalten muss, weiter ein paar Fäden zu ziehen. Die Polizei vermutet, dass vor der galicischen Küste noch weitere versenkte Uboote, Stückpreis 1,5 bis 2,5 Millionen Euro, liegen. Es sind Wegwerfboote: Ihr Verlust spielt angesichts der Gewinnmargen dieses Geschäfts keine Rolle.
Verbrecher machen in Europa nach Eu-schätzungen mindestens 30 Milliarden Euro Umsatz mit illegalen Drogen. Diese Zahl nennt der gestern vorgestellte Marktbericht der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) für das Jahr 2017. Kokain werde oft offen online vertrieben, aber auch im Darknet und über Handy-apps. md/dpa