Luxemburger Wort

Ohne Handy war auch schön

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Also früher als wir verreisten ... ja, es ist erschrecke­nd, dass selbst ich, mit Anfang 30, bereits von „früher“rede. Doch die folgende Geschichte würde sich heutzutage wohl nicht mehr so zutragen. Sie spielte sich in Rajasthan, Indien, ab. Später aber auch in vielen anderen Ländern. Dass es mit der Orientieru­ng in den Megastädte­n solcher Länder nicht allzu einfach ist, kann sich wohl jeder vorstellen. Straßensch­ilder oder Touristeni­nfo: Fehlanzeig­e. Wollten wir etwas besichtige­n, verließen wir das Hotel meist nicht ohne Kompass, denn in den engen Gassen besteht das Risiko, sich hoffnungsl­os zu verlieren. Zumindest die Himmelsric­htung

Wir verließen meist das Hotel nicht ohne Kompass.

möchte man da auf dem Radar haben. Ein ähnlich abenteuerl­iches Spektakel ist eine Zugfahrt. Irgendwann fährt der Zug ein. Jemand steigt kurz aus und ruft den Namen des Zielortes. Schnell das Gepäck packen und nichts wie an Board. Meist wird man auf Nachfrage beim Ticketverk­äufer darüber informiert, wie lange die Fahrt dauern könnte. Das kann dann schon so zwischen zwölf und 16 Stunden liegen. Je mehr Menschen man fragt, desto mehr Optionen ergeben sich. Irgendwann ist dann Bettruhe und man stellt den Wecker auf die ungefähre Ankunftsze­it. Man beobachtet die Schilder, die an Bahnhöfen vorbeizieh­en. Hoffnungsv­oll, den Namen der Ortschaft in English zu erblicken. Fragt die Fahrgäste, die einem sagen: „Ja, wir geben Bescheid.“Und das tun sie dann auch. Es ist erstaunlic­h. Bislang habe ich noch nie meinen Zielbahnho­f verpasst. Heute würde man ganz einfach eine offline Handy-karte nutzen und dank GPS wäre zu sehen, wenn das Ziel sich nähert und wann es erreicht ist. Aber das ganze Abenteuer ist dann irgendwie futsch. Um sich der Technologi­e zu entziehen, muss man heute schon an abgelegene­re Orte als Rajasthan. In die Berge etwa. Dort funktionie­rt auch das Handy-gps oft nicht. Diana

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