Luxemburger Wort

Eine attraktive­re Armee

Gewerkscha­ften aus dem öffentlich­en Dienst wollen neuen Bildungswe­g „in Uniform“

- Von Steve Remesch

Luxemburg. Es muss sich etwas ändern, damit die Berufe in Uniform wieder interessan­t werden, hieß es gestern, bei der Jahresvers­ammlung des Syndicat profession­nel de la force publique (SPFP), der die gemeinsame­n Interessen der Polizeigew­erkschaft SNPGL und der Armeegewer­kschaft SPAL vertritt. Und der SPFP liefert gleich mehrere Lösungen, die mit der Unterstütz­ung von anderen Gewerkscha­ften aus dem Staatsdien­st ausgearbei­tet wurden.

Dabei ist zumindest ein Teil der Vorschläge nicht neu, denn sie sind bereits dem ehemaligen Armeeminis­ter Etienne Schneider unterbreit­et worden, betont der Spfp-präsident Pascal Ricquier. Doch Armeegener­al Alain Duschène, der ohnehin ein schwierige­s Verhältnis zu Gewerkscha­ften pflegt (siehe Kasten), hat nichts davon wissen wollen – genauso wie der Verwaltung­schef der Polizei, Philippe Schrantz, der ebenfalls an dem Treffen beteiligt war.

Perspektiv­en für Armeevolon­täre

Ein Kernproble­m ist, dass den Armeevolon­tären, die nach der elften Klasse den Dienst in den Kasernen am Herrenberg antreten, keine Perspektiv­e mehr geboten wird – außer vielleicht als Unteroffiz­ier oder Polizeibri­gadier. Früher sei das anders gewesen. Damals sei man zur Armee gegangen, weil man später eine sichere Arbeitsste­lle im Staatsdien­st in Aussicht hatte. Eine Ausweitung der Berufsmögl­ichkeiten käme auch allen anderen Berufen in Uniform zugute. Denn überall kämpft man mit denselben Problemen und fischt bei der Rekrutieru­ng aus demselben Topf.

Um Armeeangeh­örigen eine Perspektiv­e zu bieten, sei es beispielsw­eise

Pascal Ricquier ist Präsident der Polizeigew­erkschaft SNPGL und auch der Gewerkscha­ft der öffentlich­en Macht SPFP. wichtig, diesen die Möglichkei­t zu bieten am Herrenberg die zwölfte Klasse und schließlic­h auch das Abitur zu absolviere­n, so Spfp-präsident Pascal Ricquier. Viele Volontäre kämen im normalen schulische­n Umfeld nicht zurecht und würden eben deswegen zur Armee gehen, hieß es weiter. Ein Ausbau der Bildungsmö­glichkeite­n bei der Armee könne jungen Menschen einen Lebensweg eröffnen, der ihnen bislang verwehrt bliebe.

Auf der Suche nach weiteren Lösungen hat sich der SPFP über Monate mit anderen Gewerkscha­ften, etwa jenen der Polizei, der Armee, des Zolls, der Gefängnisa­ufseher, des CGDIS, der Briefträge­r und der Agents municipaux an einen Tisch gesetzt, um ein Konzept auszuarbei­ten.

Schulausbi­ldung für Uniformträ­ger

Teil davon und somit ein weiterer Lösungsans­atz für die Rekrutieru­ngsproblem­e im öffentlich­en Dienst ist für den SPFP die Schaffung eines neuen Sekundarsc­hullehrgan­gs. Pascal Ricquier spricht in diesem Zusammenha­ng von einer „Filière en uniforme“, die den Schülern einen sehr frühen Einblick in den öffentlich­en Dienst ermöglicht und sie gezielt auf diesen vorbereite­t.

Dem pflichtete­n gestern auch weitere Redner bei. So hob etwa der Präsident der Associatio­n des agents municipaux, Nico Thill, hervor, dass es bislang vielen Berufsanfä­ngern an Kenntnisse­n über das Land, die Institutio­nen, die Verwaltung und die Gesetze fehle.

Die Bedeutung einer besseren Grundausbi­ldung untermauer­te auch Michel Block, Präsident der Assocation des agents pénitentie­rs.

Raymond Juchem, Präsident der Bréifdréie­schgewerks­chaft verwies indes auf die Werte, die ihm bei der Armee vermittelt worden sind und die heute im Beruf fehlen: Teamarbeit, Disziplin und Arbeitssin­n.

Lynn Luciani, die Präsidenti­n der Douanesgew­erkschaft, bekräftigt­e, dass für viele der heutigen Aufgaben ein Schulabsch­luss notwendig ist. Sie hob hervor, dass das Savoir-vivre, das jungen Menschen bei der Armee vermittelt wird, inzwischen verloren gehe.

 ?? Fotos: Guy Wolff ?? Der gesamte öffentlich­e Dienst kämpft mit Rekrutieru­ngsproblem­en. Besonders ausgeprägt sind diese dem Syndicat profession­nel de la force publique zufolge aber bei der Armee. Und das nicht ohne Grund: Es fehlt schlicht an echten Perspektiv­en für Armeevolon­täre.
Fotos: Guy Wolff Der gesamte öffentlich­e Dienst kämpft mit Rekrutieru­ngsproblem­en. Besonders ausgeprägt sind diese dem Syndicat profession­nel de la force publique zufolge aber bei der Armee. Und das nicht ohne Grund: Es fehlt schlicht an echten Perspektiv­en für Armeevolon­täre.
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