Eine attraktivere Armee
Gewerkschaften aus dem öffentlichen Dienst wollen neuen Bildungsweg „in Uniform“
Luxemburg. Es muss sich etwas ändern, damit die Berufe in Uniform wieder interessant werden, hieß es gestern, bei der Jahresversammlung des Syndicat professionnel de la force publique (SPFP), der die gemeinsamen Interessen der Polizeigewerkschaft SNPGL und der Armeegewerkschaft SPAL vertritt. Und der SPFP liefert gleich mehrere Lösungen, die mit der Unterstützung von anderen Gewerkschaften aus dem Staatsdienst ausgearbeitet wurden.
Dabei ist zumindest ein Teil der Vorschläge nicht neu, denn sie sind bereits dem ehemaligen Armeeminister Etienne Schneider unterbreitet worden, betont der Spfp-präsident Pascal Ricquier. Doch Armeegeneral Alain Duschène, der ohnehin ein schwieriges Verhältnis zu Gewerkschaften pflegt (siehe Kasten), hat nichts davon wissen wollen – genauso wie der Verwaltungschef der Polizei, Philippe Schrantz, der ebenfalls an dem Treffen beteiligt war.
Perspektiven für Armeevolontäre
Ein Kernproblem ist, dass den Armeevolontären, die nach der elften Klasse den Dienst in den Kasernen am Herrenberg antreten, keine Perspektive mehr geboten wird – außer vielleicht als Unteroffizier oder Polizeibrigadier. Früher sei das anders gewesen. Damals sei man zur Armee gegangen, weil man später eine sichere Arbeitsstelle im Staatsdienst in Aussicht hatte. Eine Ausweitung der Berufsmöglichkeiten käme auch allen anderen Berufen in Uniform zugute. Denn überall kämpft man mit denselben Problemen und fischt bei der Rekrutierung aus demselben Topf.
Um Armeeangehörigen eine Perspektive zu bieten, sei es beispielsweise
Pascal Ricquier ist Präsident der Polizeigewerkschaft SNPGL und auch der Gewerkschaft der öffentlichen Macht SPFP. wichtig, diesen die Möglichkeit zu bieten am Herrenberg die zwölfte Klasse und schließlich auch das Abitur zu absolvieren, so Spfp-präsident Pascal Ricquier. Viele Volontäre kämen im normalen schulischen Umfeld nicht zurecht und würden eben deswegen zur Armee gehen, hieß es weiter. Ein Ausbau der Bildungsmöglichkeiten bei der Armee könne jungen Menschen einen Lebensweg eröffnen, der ihnen bislang verwehrt bliebe.
Auf der Suche nach weiteren Lösungen hat sich der SPFP über Monate mit anderen Gewerkschaften, etwa jenen der Polizei, der Armee, des Zolls, der Gefängnisaufseher, des CGDIS, der Briefträger und der Agents municipaux an einen Tisch gesetzt, um ein Konzept auszuarbeiten.
Schulausbildung für Uniformträger
Teil davon und somit ein weiterer Lösungsansatz für die Rekrutierungsprobleme im öffentlichen Dienst ist für den SPFP die Schaffung eines neuen Sekundarschullehrgangs. Pascal Ricquier spricht in diesem Zusammenhang von einer „Filière en uniforme“, die den Schülern einen sehr frühen Einblick in den öffentlichen Dienst ermöglicht und sie gezielt auf diesen vorbereitet.
Dem pflichteten gestern auch weitere Redner bei. So hob etwa der Präsident der Association des agents municipaux, Nico Thill, hervor, dass es bislang vielen Berufsanfängern an Kenntnissen über das Land, die Institutionen, die Verwaltung und die Gesetze fehle.
Die Bedeutung einer besseren Grundausbildung untermauerte auch Michel Block, Präsident der Assocation des agents pénitentiers.
Raymond Juchem, Präsident der Bréifdréieschgewerkschaft verwies indes auf die Werte, die ihm bei der Armee vermittelt worden sind und die heute im Beruf fehlen: Teamarbeit, Disziplin und Arbeitssinn.
Lynn Luciani, die Präsidentin der Douanesgewerkschaft, bekräftigte, dass für viele der heutigen Aufgaben ein Schulabschluss notwendig ist. Sie hob hervor, dass das Savoir-vivre, das jungen Menschen bei der Armee vermittelt wird, inzwischen verloren gehe.