Luxemburger Wort

Auf dem falschen Weg

Prozess wegen sexuellen Missbrauch­s: Angeklagte­r will Verantwort­ung übernehmen

- Von Sophie Hermes

Luxemburg. „Ich bin verantwort­lich, für das, was geschehen ist. Kein Minderjähr­iger, keine Krankheit und auch keine Internetbö­rse.“Der 46-jährige Mann, der sich wegen sexuellen Missbrauch­s vor Gericht verantwort­en muss, zeigte sich am zweiten Verhandlun­gstag einsichtig – und betroffen davon, dass sich ein Junge im Sommer umgebracht hat. Nach Angaben der Mutter, der man deutlich ansah, wie nah ihr der Prozess geht, weil er mit den Folgen des Geschehene­n nicht leben konnte.

Der Angeklagte betonte, dass er Verantwort­ung übernehmen wolle. 2016, als die Vorwürfe ans Licht kamen, sei ihm dies nicht einfach gefallen. Er habe versucht, „zu retten, was zu retten ist“und deshalb der Polizei zunächst nicht die ganze Wahrheit gesagt.

Er sei damals nach mehreren gescheiter­ten Beziehunge­n in eine Negativspi­rale gerutscht, die immer schneller gedreht habe. Der Mann, der als Lehrer und Direktions­beauftragt­er des Lycée technique de Bonnevoie und als Fußballsch­iedsrichte­r mit Jugendlich­en in Kontakt stand, betonte, seine Sexualpart­ner, einige von ihnen zwischen 15 und 17 Jahre alt, nur über eine Datingplat­tform für homosexuel­le Männer gesucht zu haben. Er habe eine Tendenz gehabt, nach jungen Männern Ausschau zu halten. Diese hatte er für sexuelle Dienste bezahlt und sich pornografi­sche Fotos schicken lassen. Er habe gemerkt, dass er „auf der falschen Bahn“sei, es aber nicht geschafft, etwas zu ändern. Drei Jahre nach den Taten sei er sich seiner Fehler nun bewusst und habe sein Leben geändert.

Ein psychiatri­scher Gutachter hatte den Angeklagte­n als voll schuld- und straffähig erklärt. Er sei weder pädophil, noch sexsüchtig. Er habe eine Anziehung für jugendlich­e Körper gehabt, dies sei jedoch keine Krankheit.

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Foto: Pierre Matgé Der Prozess wird heute fortgesetz­t. Vor der Kriminalka­mmer ergreifen dann der Anwalt des Beschuldig­ten sowie der Vertreter der Staatsanwa­ltschaft das Wort.

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