Luxemburger Wort

Das Märchen vom Prinzen

Auftakt im Prozess um Geiselnahm­e in Mühlenbach – Täter geben sich als Vertreter einer arabischen Herrscherf­amilie aus

- Von Maximilian Richard

Luxemburg. In einem Hotel in Paris begegnet das Opfer am 9. Dezember 2012 zum ersten Mal persönlich einem seiner Peiniger. Louis R.* trifft dort einen Mann, der sich als Sicherheit­schef eines jungen Prinzen der kuwaitisch­en Regentenfa­milie ausgibt. Dieser wolle Geld in Luxemburg anlegen, das Treuhandun­ternehmen von Louis R. soll dabei helfen. Es geht um Beträge in Milliarden­höhe.

Drei Tage später soll Louis R. den Prinzen in Luxemburg treffen. Da dieser absolute Privatsphä­re wünscht, soll das Treffen am 12. Dezember in der Wohnung des damals 51-Jährigen in der Montée St-crépin im Hauptstadt­viertel Eich stattfinde­n. Als Louis R. an jenem Mittwoch seine Tür öffnet, erwartet ihn allerdings kein Prinz. Zwei Männer, darunter der vermeintli­che Sicherheit­schef, überfallen den Geschäftsm­ann, halten ihn in seinem Haus als Geisel fest. Er bleibt nicht ihr einziges Opfer.

So schildert der leitende Ermittler jene Dezemberta­ge vor Gericht. Sieben Jahre später sind Ali A. und Redda B. wegen zwei Überfällen und Geiselnahm­en in

Im Dezember 2012 überfallen die Täter einen Geschäftsm­ann in seiner Wohnung in der Montée St-crépin in Luxemburgs­tadt und nehmen ihn als Geisel. Er bleibt nicht ihr einziges Opfer.

Eich und Mühlenbach angeklagt. Zwei mutmaßlich­e Komplizen müssen sich wegen Geldwäsche und Hehlerei verantwort­en.

Todesangst

Die Täter bedrohen den Geschäftsm­ann an jenem Tag im Dezember 2012 mit Waffen, legen ihm einen Sprengstof­fgürtel um und zwingen ihn, die Passwörter seiner Bankkarten preiszugeb­en. Louis R. leidet Todesangst, lässt sich von einem Mitarbeite­r am folgenden Morgen 140 000 Euro Firmengeld in bar nach Hause bringen und lädt heimische Juweliere zu einem Treffen mit ausländisc­hen Schmuckhän­dlern im Gebäude der Treuhandge­sellschaft in

Mühlenbach ein. Der Termin war unter dem Vorwand, dass der Prinz teure Uhren kaufen möchte, vereinbart worden.

Während des Treffens zücken die Täter Waffen, erzwingen unter anderem die Herausgabe von Uhren im Einkaufswe­rt von rund einer Million Euro. Neun Personen, darunter die Schmuckhän­dler, Louis R. sowie weitere Führungspe­rsonen des Unternehme­ns werden gefesselt und geknebelt in den Heizungsra­um im Keller eingesperr­t. Einen Mitarbeite­r nehmen sie als Geisel und flüchten. Er wird erst in den frühen Morgenstun­den des 14. Dezember in Paris freigelass­en.

Dem leitenden Ermittler zufolge sollen mehrere Opfer angegeben haben, dass dieser Mann sich vor und während des Überfalls auffällig verhalten habe. Während der drei Wochen andauernde­n Gerichtsve­rhandlung sollte er eigentlich als Zeuge aussagen. Die Vorladung konnte ihm aber nicht zugestellt werden. Der Mann ist – so die Vertreteri­n der Staatsanwa­ltschaft – unauffindb­ar. Der Prozess wird heute fortgesetz­t. * Name von der Redaktion geändert.

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