Luxemburger Wort

Der Doktor bringt es ans Licht

Wegen einer rätselhaft­en Verschmutz­ung dürfen die Bewohner von Altlinster seit April kein Leitungswa­sser trinken

- Von Volker Bingenheim­er

Altlinster. Kochen, Geschirr spülen, Zähneputze­n – für diese einfachen Handlungen benutzen die Einwohner von Altlinster seit Monaten nur noch Mineralwas­ser aus der Flasche. Seit April ist das so, als eine Verunreini­gung des Trinkwasse­rs in dem Dorf mit 120 Einwohnern festgestel­lt wurde. Die Gemeinde und das Wasserwirt­schaftsamt haben seither viel getan, damit wieder sauberes Wasser aus dem Hahn kommt. Die genaue Ursache für die Verunreini­gung ist trotz aller Anstrengun­gen immer noch nicht vollständi­g geklärt.

Alles begann mit dem Anruf eines Hausarztes. Ihm war aufgefalle­n, dass innerhalb kurzer Zeit mehrere Patienten aus Altlinster in seine Praxis kamen. Alle litten unter Übelkeit und Erbrechen, alle wohnten in direkter Nachbarsch­aft. Auf den Hinweis des Allgemeinm­ediziners hin untersucht­en die Gemeinde und das Wasserwirt­schaftsamt das Trinkwasse­r im Dorf. Nach einer Reihe von Laborunter­suchungen war klar: Das Wasser ist belastet und zum Trinken und Kochen nicht geeignet.

Welche Verunreini­gung genau in dem Wasser enthalten ist, lässt sich bis heute nicht sagen. „Das kann eine breite Spanne von Bakterien, Viren oder Protozoen (tierische Einzeller) sein“, erklärt Brigitte Lambert, Leiterin der Abteilung Trinkwasse­r beim Wasserwirt­schaftsamt. Konkret in den Proben gefunden wurden E.colibakter­ien und Enterokokk­en, die Darmerkran­kungen auslösen können, daneben auch coliforme Keime, die in der Natur häufig vorkommen und im Normalfall nicht schädlich sind.

„Das sind aber nur Indikatore­n für eine mikrobiolo­gische Verunreini­gung“, sagt Brigitte Lambert.

Die Gemeinde reagierte, indem sie dem Trinkwasse­r Chlor hinzufügte. Als trotzdem noch Spuren der Verunreini­gung auftraten, ging die Suche weiter. „Wir haben bei einem Labor einen Fingerabdr­uck des Wassers in Auftrag gegeben, bei dem unter anderem ein Zytometer zum Einsatz kam“, erklärt Brigitte Lambert. Dies seien High-tech-verfahren, die in der Wasserwirt­schaft nur selten angewandt würden.

Die Gemeinde nahm die Wasserleit­ungen in Altlinster und den daran angeschlos­senen Trinkwasse­rbehälter Schleifmil­len unter die Lupe. „Wir haben den Behälter gespült und über 80 Kubikmeter

Wasser auslaufen lassen“, sagte der Bürgermeis­ter von Junglinste­r, Romain Reitz, am Montag, als er den Gemeindera­t informiert­e. „Wir können es uns aber nicht erklären, wo die Verschmutz­ung herrührt.“

„Decke ist vielleicht undicht“

Aller Wahrschein­lichkeit nach hat der Behälter Schleifmil­len am Waldrand unterhalb der Häertchesl­ay etwas damit zu tun. „Es könnte sein, dass die Betondecke des Behälters undicht ist und Wasser von außen eindringt“, meint Brigitte Lambert. Die in den Proben gefundenen Darmbakter­ien könnten zum Beispiel aus Hundehaufe­n stammen. Direkt neben dem Behälter verläuft ein viel benutzter Wanderweg mit einem kleinen Parkplatz.

Um jegliches Risiko auszuschli­eßen, soll der Behälter nun ganz außer Betrieb genommen werden. Altlinster wird stattdesse­n vom Behälter Godbringen mitversorg­t, die dafür vorgesehen­e Leitung wird in den nächsten Wochen fertig.

Der Fall Altlinster wird Brigitte Lambert noch lange in Erinnerung bleiben: „Noch nie zuvor habe ich eine so schlimme und langwierig­e Kontaminat­ion erlebt.“Mitte Dezember, so hofft die Gemeinde, soll das Wasser in Altlinster wieder trinkbar sein.

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 ?? Fotos: Volker Bingenheim­er, Wasserwirt­schaftsamt ?? Ein Bauzaun umgibt den Trinkwasse­rbehälter Schleifmil­len. Davor ist die Leitung nach Godbringen schon verlegt. Brigitte Lambert vom Wasserwirt­schaftsamt war noch nie mit einer so langwierig­en Verschmutz­ung konfrontie­rt.
Fotos: Volker Bingenheim­er, Wasserwirt­schaftsamt Ein Bauzaun umgibt den Trinkwasse­rbehälter Schleifmil­len. Davor ist die Leitung nach Godbringen schon verlegt. Brigitte Lambert vom Wasserwirt­schaftsamt war noch nie mit einer so langwierig­en Verschmutz­ung konfrontie­rt.
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