Der Tausendsassa
Lange nichts mehr gehört von ... Erny Schweitzer, Olympiateilnehmer im Schwimmen 1960
Erny Schweitzer ist in der Luxemburger Sportwelt wahrlich kein Unbekannter. Den mittlerweile 80-Jährigen, der sich als „Schaffpäerd“sieht, kann man als Tausendsassa bezeichnen. Er war in vielen Sportarten und vielen Clubs tätig. Der Ehrenvizepräsident des Swimming Luxembourg blickt auf bewegte Jahrzehnte zurück und erklärt, wie er sich heute die Zeit vertreibt.
Erny Schweitzer, welchen Beschäftigungen gehen Sie heute nach?
Ich bin seit 62 Jahren Vorstandsmitglied des Swimming Luxembourg. Bis vor zwei Jahren war ich noch drei Mal die Woche als Trainer aktiv. Danach reduzierte ich das Pensum der Trainingseinheiten auf ein Mal pro Woche. Im vergangenen Jahr stellte ich diese Tätigkeit jedoch ein. Andere Hobbys von mir sind die Fotografie und das Sportfischen, in dessen Verband ich 1994 eine Frauensektion gegründet habe. Mit dieser nahmen wir an zehn Weltmeisterschaften teil. Ich war während 22 Jahren Sekretär der Sektion und außerdem als Nationaltrainer aktiv.
Beim Swimming bezeichnete Sie der ehemalige Präsident Thierry Hoscheit als gute Seele des Vereins. Was bewegte Sie dazu im Club tätig zu werden?
Ich war in vielen Vereinen und in allen trat ich in den Vorstand ein. Ich würde mich als „Schaffpäerd“bezeichnen. Im Kajakclub, im Tauchverein Sub Aqua Club Luxemburg und im Eiskunstlaufverein Club Hiversport-patinage Luxembourg war ich Vorstandsmitglied. Ich habe viele gute Ideen und wollte die Vereine stets voranbringen. Im Eiskunstlauf wurde ich in den 1970er-jahren Trainer und war zudem Kampfrichter. Zudem war ich später Präsident des Clubs.
Mit zwölf Jahren begannen Sie mit dem Schwimmen.
Als wir von Ettelbrück nach Luxemburg-stadt zogen, habe ich mich sofort erkundigt, welchem Schwimmverein ich beitreten könnte. Ich wurde beim Swimming zunächst gefragt, ob ich Schmetterling, Freistil oder Rücken schwimmen würde. Ich zeigte dann mit einer Geste, dass ich mich mit dem Brustschwimmen im Wasser fortbewegen würde. Ein Jahr nach meinem Eintritt in den Swimming wurde ich Clubmeister und im darauffolgenden Jahr belegte ich bei den Männern bereits den dritten Platz.
Warum entschieden Sie sich fürs Schwimmen und nicht für eine andere Sportart?
Meine Mutter stammt aus einer Kunstturnfamilie. Ich turnte auch, doch eines Tages entschied ich mich gegen diese Sportart. Fußball durfte ich nicht spielen. Meine Mutter meinte immer, sie habe mich mit geraden Beinen zur Welt gebracht, dann solle das auch so bleiben. Basketball sagte mir nicht zu. Deshalb fiel meine Wahl auf das Schwimmen.
Spielen dabei, deshalb war die Zeit in Rom trotzdem eine tolle Erfahrung. Auch die EM im Flossenschwimmen 1969 in Locarno (CH) war etwas Besonderes, genauso wie mein achter Platz bei der WM im Rettungsschwimmen 1961 in Esch/alzette. Ich war vielfältig und bestritt Rennen in den vier Schwimmdisziplinen, deshalb fand ich auch das Rettungsschwimmen interessant.
Sie waren auch im Kajak, Flossenschwimmen und Wasserball aktiv.
Bei den Olympischen Spielen 1960 lernte ich die Vereinsvertreter
des Kajakclubs kennen. Weil ich das Tauchen lernen wollte, kam ich zum Flossenschwimmen. Auch dort wurde ich schnell Trainer.
Das kann man so sagen. Im Schwimmen hätte ich in einem Jahr die vier Meistertitel gewinnen können, jedoch überließ ich einem Konkurrenten im Rückenschwimmen den Vortritt, da mich mein Trainer darum bat.
Die Fotografie hat Sie von klein auf begeistert. Warum?
Die Bewegung im Bild festzuhalten, hat mich stets fasziniert. Doch auch Naturfotos mag ich. Bei mir zu Hause fotografiere ich gerne die Eichhörnchen und Vögel in meinem Garten. Beim Wettangeln habe ich meinen Fotoapparat ebenfalls immer dabei.
Sie waren von 1964 bis 1999 Bademeister im Athenäum. Kamen Sie durch das Schwimmen zu Ihrem Beruf?
Nein, als das Athenäum eröffnet wurde, suchte man einen Bademeister. Ich war der einzige Interessent mit der nötigen Ausbildung. Erst 1966 fanden jedoch die ersten Schwimmkurse statt, da das Becken zuvor während zwei Jahren nicht dicht gewesen war. Im Sommer war ich zudem in verschiedenen anderen Schwimmbädern als Bademeister aktiv.