Luxemburger Wort

Der General schießt zurück

Armeechef Alain Duschène erklärt Versetzung von Christian Schleck

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Luxemburg. Nein, er habe Christian Schleck nicht strafverse­tzt, sagt der Armeechef, General Alain Duschène, dem „Luxemburge­r Wort“. Schleck sei laut Arrêté ministérie­l noch immer als Unteroffiz­ier beim Informatio­nsbüro der Armee eingeteilt. „Wenn ein gewisser Herr vom SPFP etwas anderes behauptet, dann ist das falsch und ich kann das belegen“, so Duschène. Der „Herr“ist Pascal Ricquier und Präsident des Dachverban­ds der Armeeund Polizeigew­erkschafte­n, dem Syndicat profession­nel de la force publique (SPFP), der am 26. November den Rücktritt des Generals gefordert hatte (siehe Kasten).

Man habe Schleck lediglich vorgeschla­gen, einen anderen Posten anzunehmen. Es sei laut einem Rotationsp­rinzip in der Armee üblich, alle drei bis fünf Jahre einen Aufgabenwe­chsel zu vollziehen. „Dieser Turnus erlaubt es dem Personal, sich weiterzuen­twickeln und Arbeitskol­legen an der eigenen Erfahrung teilhaben zu lassen“, führt Alain Duschène aus. Und, ja, es gebe auch Ausnahmen zu diesem generellen Prinzip. Diese würden in einigen Abteilunge­n ja auch Sinn haben – beim Kampfmitte­lräumdiens­t etwa, bei generellen Aufgaben innerhalb der Armee

aber eher nicht. Mit Schlecks Gewerkscha­ftsaktivit­ät habe das nichts zu tun. Er sei nun seit 2014 im Informatio­nsbüro tätig und es sei wichtig, dass dort auch junge Armeevertr­eter den ebenso jungen zukünftige­n Rekruten gegenübers­tehen würden.

Prozedur gestern erst angelaufen

„Die richtige schriftlic­he Prozedur, um Christian Schleck eine neue Aufgabe vorzuschla­gen, ist jetzt erst angelaufen“, betont Duschène. Darin werde dem Betroffene­n nicht nur die Absicht der Versetzung mitgeteilt, sondern auch begründet. Fast wie auf Stichwort hin, betrat dann während des Interviews gestern eine Mitarbeite­rin das Büro des Generals mit der Empfangsbe­stätigung des entspreche­nden Briefes, die Schleck soeben quittiert hatte. Von jetzt an und binnen einer Frist von acht Tagen könne Schleck seine Einwände vorbringen, erklärt Duschène. Das sei nun erst erfolgt, weil zuerst ein Organigram­m vom Minister validiert werden musste.

Beim Bewertungs­gespräch im Frühjahr sei Schleck nur darauf hingewiese­n worden, dass man über eine Neuaffekti­erung nachdenke. Schleck, einem akkuraten Unteroffiz­ier, habe man zunächst einen Posten beim Bureau budget finances vorgeschla­gen. Schleck habe aber abgelehnt, da dessen Standort am Herrenberg zu langen Anfahrten zwischen Gewerkscha­ftsversamm­lungen in der Hauptstadt und seiner Arbeitsste­lle führe.

Daraufhin habe man ihm den Posten im Bureau d'ordre auxiliaire (BOA) vorgeschla­gen. Das ist eine Nebenabtei­lung jener Dienststel­le in Senningen, bei der die Korrespond­enz mit der EU und der NATO ein- und ausgeht. Klar, das sei eine Aufgabe, die den Umgang mit klassifizi­erten, sprich geheimen Dokumenten beinhalte. Duschène betont aber, dass er nicht nachvollzi­ehen könne, wie diese Aufgabe im Widerspruc­h zu Schlecks Tätigkeit als Gewerkscha­ftspräside­nt stehe, wie von Gewerkscha­ftsseite angeführt. Für Armeeangeh­örige sei der Umgang mit klassifizi­erten Dokumenten zudem nicht außergewöh­nlich.

„Schleck an Posten interessie­rt“

Duschène sagt, er selbst habe Schleck bei einer Begegnung auf dem Flur Anfang Juli gefragt, ob er an dieser Aufgabe interessie­rt sei. Schleck habe das bejaht. Daraufhin sei der Posten ausgeschri­eben worden und es hätten sich drei Interessen­ten beworben. „Darunter auch Christian Schleck“, hebt der General hervor. „Er war der Dienstälte­ste, deshalb haben wir den anderen beiden dann auch eine Absage erteilt.“Um Schleck auf diese Aufgabe vorzuberei­ten, habe er seitdem an Arbeitssit­zungen des BOA sowie an einer Ausbildung teilgenomm­en.

„Christian Schleck hat mir oder seinem Vorgesetzt­en noch nicht mit einem einzigen Wort gesagt, dass diese neue Aufgabe nicht mit seiner Gewerkscha­ftsarbeit vereinbar ist“, bekräftigt Duschène. „Hätte er zum 1. September auf eine Inkompatib­ilität hingewiese­n, hätten wir unsere Absicht, ihn dahin zu versetzen, vielleicht überdacht und nach einer anderen Lösung Ausschau gehalten.“

Man warte nun die möglichen Einwände von Christian Schleck ab. Dann werde man versuchen, gemeinsam eine Lösung zu finden, so der General. str

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Foto: Gerry Huberty General Alain Duschène will gerichtlic­h gegen Spfp-präsident Pascal Ricquier vorgehen. Dieser habe falsche Behauptung­en in die Welt gesetzt.

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