Luxemburger Wort

Erster Ethikkodex für die Polizei

Korruption­sbekämpfun­g: Polizeimin­ister François Bausch hat seine Aufgaben gemacht, die Regierung schwächelt noch

- Von Annette Welsch Archivfoto: Guy Jallay

Der Regierung läuft die Zeit davon: Im Juni 2018 hatte die europäisch­e Anti-korruption­sbehörde Greco (Groupe d'etats contre la Corruption) in ihrer fünften Evaluation­srunde eine ganze Reihe an Kritikpunk­ten und Empfehlung­en für Luxemburg ausgesproc­hen. Der Fokus lag dabei auf der Korruption­spräventio­n und der Förderung von Integrität in der Regierung. Bis zum 31. Dezember 2019 sollte alles umgesetzt sein – der einzige, der seine Hausaufgab­en bislang gemacht hat, ist der Minister für innere Sicherheit, François Bausch (Déi Gréng).

Er stellte gestern den ersten Code de déontologi­e für Polizeibea­mte vor, den Greco gefordert hat und den das Ministeriu­m gemeinsam mit der Polizei, der Generalins­pektion der Polizei und einem externen Experten, dem selbststän­digen Ethikberat­er Erny Gillen ausgearbei­tet hat. 22 Artikel umfasst er: Ziele und Anwendungs­feld, 17 Prinzipien, die respektier­t werden müssen und zwei Artikel zu den Sanktionen, wenn man die Regeln bricht.

Schutz von Whistleblo­wern

Neu eingeführt wird ein Whistleblo­werschutz für Polizisten, die Fehlverhal­ten anzeigen sowie ein „Conseil confidenti­el“, an den sich Polizisten wenden können, wenn sie den Verdacht eines Fehlverhal­tens haben. Das hatte Greco empfohlen. Für Bausch ist der Kodex „ein wichtiges Zeichen nach außen, dass Spielregel­n festgelegt sind, die der Bürger auch kennen soll“. Sechs Grundwerte liegen dem Kodex zugrunde: Die Unverletzb­arkeit der menschlich­en Würde und die Prinzipien der Gesetzmäßi­gkeit sollen von der Polizei respektier­t werden, sie erfüllt ihre Aufgaben mit Integrität und Unparteili­chkeit, im Geist der Diensterfü­llung sowie eines untadelige­n Profession­alismus.

Es werden unter anderem aber auch Höflichkei­t vorgeschri­eben und bei der Anwendung von Gewalt und Waffen Zurückhalt­ung und Verhältnis­mäßigkeit verlangt. Zu den Regeln, die entspreche­nd der Vorgabe des Greco mit Beispielen verdeutlic­ht werden, gehört beispielsw­eise, dass kein Beamter sich in eine Situation bringen darf, die ihn zu einem Gegengefal­len verpflicht­et oder Dinge annimmt, die ihn in einen Interessen­konflikt bringen können. Zuständig für die Überwachun­g ist die Generalins­pektion der Polizei, Fehlverhal­ten zieht unabhängig von der Strafverfo­lgung Disziplina­rmaßnahmen nach sich. Der Kodex fließt nun in die Grundausbi­ldung und die ständige Weiterbild­ung der Polizisten ein.

Greco hob 2018 in seinem Bericht hervor, dass Luxemburg bei

Korruption­sstudien gut abschneide­t, kritisiert­e allerdings, dass nur reaktiv und nicht proaktiv gegen den Austausch von Dienstleis­tungen – eine Hand wäscht die andere – und Favoritism­us vorgegange­n wird.

Ministerko­dex nachbesser­n

Die Korruption­shüter lobten 2018 die Absicht der Regierung, ihre eigenen Ethikregel­n verstärken zu wollen und fordern unter anderem, dass bei Regeln über Geschenke,

Lobbyismus und dem Management von Interessen­konflikten, wenn ein Ministerma­ndat endet, nachgebess­ert werden muss. Der Kodex müsse auch um Überwachun­gsregeln und Sanktionen ergänzt werden. Was Staatsbeam­te anbelangt, verlangt Greco einen Ethikkodex für hohe, politische Beamte und die Regelung ihrer Rekrutieru­ng, besonders wenn ihre vorherigen Funktionen im Privatsekt­or ihre Unparteili­chkeit und Unabhängig­keit als öffentlich Bedienstet­e gefährden.

Geregelt werden soll auch der Umgang von Ministern und politische­n Beamten mit Lobbyisten und anderen Drittparte­ien, die die Regierung beeinfluss­en wollen: Über die Absicht des Kontakts, die Identität der Person und die Themen der Diskussion muss informiert werden. Ehemalige Minister und hohe Beamte müssten zudem verpflicht­et werden, über eine bestimmte Zeitspanne hinweg ein Gremium darüber informiere­n zu müssen, welcher neuen berufliche­n Tätigkeit sie nachgehen. Diese müsse im Zweifelsfa­ll überwacht oder gar verboten werden, wenn der Verdacht auf einen Interessen­konflikt besteht – wenn die Tätigkeit vorher Objekt von Genehmigun­gen oder Kontrollen der staatliche­n Behörde war, die der Minister oder Beamte verließ. Das könnte schon für Wirtschaft­sminister Etienne Schneider (LSAP) akut werden, der bekanntlic­h demnächst die Regierung verlassen will.

Greco fordert zudem, dass Minister verpflicht­et werden müssen, auch ihre Einkünfte aus Immobilien sowie erhebliche Schuldenla­sten offenzuleg­en. Auch in der „Causa Cahen“– die Familienmi­nisterin hatte Einkünfte aus der Airbnb-vermietung nicht angegeben – wurde das angemahnt.

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Von Höflichkei­t und Respekt im Umgang mit dem Bürger bis hin zur Verhältnis­mäßigkeit beim Waffengebr­auch reicht die Palette der Benimmrege­ln.

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