„Mehr in sozial benachteiligte Schüler investieren“
Eu-kommission untersucht und vergleicht Bildungssysteme der Eu-staaten: Großherzogtum erreicht vier von sechs Europa-2020-zielen
Luxemburg liegt in der Pisa-studie unter dem Oecd-durchschnitt und hat sich im Vergleich zu 2015 verschlechtert. Luxemburg hat besonders in den Bereichen Lesekompetenz und Naturwissenschaften nachgelassen und zählt zu den leistungsschwächsten Ländern Europas. Diese Zahlen wurden am 3. Dezember vorgestellt. Gestern stellte die Eu-kommission ihren Bericht 2018 zu den nationalen Bildungssystemen vor.
Europa 2020
Daraus geht hervor, dass Luxemburg in keinem der drei Bereiche die Strategie Europa 2020 erreicht. Laut dieser Strategie sind die Länder verpflichtet, die Quote der leistungsschwachen Schüler auf 15 Prozent zu senken. Luxemburg liegt weit drüber. Im Bereich Lesekompetenz liegt der Anteil an leistungsschwachen Schülern laut der Pisa-studie bei 29,3 Prozent (EU: 21,7 Prozent), im Bereich Mathematik liegt der Anteil bei 27,2
Prozent (EU: 22,4 Prozent) und in den Naturwissenschaften bei 26,8 Prozent (EU: 21,6 Prozent). Der Anteil an Schülern, die in allen drei Bereichen leistungsschwach sind, liegt bei 17,5 Prozent. Im Vergleich zu allen Eu-staaten steht Luxemburg damit an sechstletzter Stelle vor Griechenland, Malta, Zypern, Rumänien und Bulgarien.
Zu viele Schulabbrecher
Die Eu-staaten sind darüber hinaus angehalten, bis 2020 die Quote der Schulabbrecher unter zehn Prozent zu drücken. Auch hier liegt Luxemburg mit zwölf bis 13 Prozent drüber. Die gute Nachricht: Mit 56,2 Prozent liegt Luxemburg in Sachen Hochschulabschlüsse weit über dem Ziel von 40 Prozent. 96,6 Prozent der Kinder ab vier Jahren besuchen eine Bildungseinrichtung (Eu-ziel: 95 Prozent). Die Beschäftigungsquote der jungen Hochschulabsolventen liegt mit 87,9 Prozent über dem vereinbarten Ziel von 82 Prozent.
Schüler aus sozioökonomisch schwachen Haushalten haben geringere Bildungschancen als Schüler aus sozioökonomisch begünstigten Familien. 18 Prozent (Eu-ziel: 15 Prozent) der Erwachsenen bilden sich beruflich weiter.
Musterschüler in der EU
Die drei europäischen Pisa-musterschüler heißen Irland, Estland und Polen. „Zum einen haben sich in diesen Ländern die Schülerleistungen verbessert, zum anderen ist es ihnen gelungen, ihre Bildungssysteme gerechter zu gestalten“, erklärte Livia Ruszthy, die in der Eu-kommission in Bildungsfragen für Luxemburg zuständig ist.
Irland hat infolge schlechter Ergebnisse im Jahr 2009 eine Strategie entwickelt, um die Basiskompetenzen – vor allem Lesen und Mathematik – zu verbessern. Um die Lesekompetenz der Jungen zu verbessern, wurden die Programme zum Beispiel mehr auf die Interessen von Jungen zugeschnitten. Des Weiteren hat Irland in die Weiterbildung der Lehrer investiert und die Initialausbildung
reformiert. „Estland hatte 2006 und 2009 bereits gute Ergebnisse“, so Ruszthy, „wollte aber noch besser werden“. Die Reformen konzentrierten sich auf die leistungsschwachen beziehungsweise auf Schüler mit spezifischen Bedürfnissen. Polen hat unter anderem die Schulautonomie verstärkt und die gemeinsame Beschulung bis zum Alter von 16 Jahren erweitert.
Seitens der Eu-kommission und der OECD geht an Luxemburg die Empfehlung, mehr in die Förderung von sozioökonomisch benachteiligten Schülern zu investieren und so gegen die zunehmende Bildungsungerechtigkeit vorzugehen. Dass Luxemburg bei der nächsten Pisa-erhebung nicht mitmacht, wird seitens der Eukommission bedauert. „Wenn Luxemburg bei der nächsten Erhebung nicht mitmacht, werden keine Verbesserungen festgestellt und bilanziert werden können“, sagte Yuriko Backes. mig